Commander und Gefährten von "Star Trek: Picard".

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Laris und Picard sind einander nah und fern zugleich.

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Professor der Starfleet Academy und voller Weisheiten.

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Der Philosoph bricht wieder aus Jean-Luc Picard aus, mit einem Buch mit Spocks Weisheiten ist das auch nicht weiter schwer.

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Fans sind grausam. Wenn sie sich etwas einbilden, dann kann nichts und niemand sie abhalten, ihr Ziel zu erreichen. Das war 1969 so, als "Raumschiff Enterprise" mit der 80. Folge hätte eingestellt werden sollen und nur entschlossene Trekkies schafften, dass es weiterging.

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Das war 1987 so, als Captain Jean-Luc Picard auf der Kommandobrücke des Raumschiffs der Sternenflotte erstmals Platz nahm und die Kontrollhebel drückte, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes getan. Bis zum Jahr 1994 blieb er der Chef dieser "nächsten Generation", unumstrittene Lichtgestalt, wehrhafter Kapitän, ein guter Mensch und Intellektueller, der das Leben studiert hatte und für seine Weisheit von der Community bis heute geliebt und verehrt wird.

Wo ist Picard?

Der Fanwille mag auch eine Rolle gespielt haben, als der heute 81-jährige Patrick Stewart sich bereit erklärte, im Jahr 2020, nach 26 Jahren, für eine Fortsetzung von "Star Trek: Picard" zur Verfügung zu stehen. Und auch wenn die für das Streamingzeitalter aufgedonnerte Sternenflotte letztlich nicht allen Erwartungen entsprechen konnte, so waren die Fans doch im Großen und Ganzen zufrieden. Besser ein mittelmäßiger Picard als gar keiner.
Entsprechend groß war der Unmut Freitagmorgen. Da hätte die Serie, die in den USA am Tag davor auf der CBS-Streamginplatform Paramount+ gestartet war, auf Amazon abrufbar sein sollen. War sie aber nicht. Zumindest nicht gleich, und so lautete die Frage in allen außeramerikanischen Ländern zwischen Österreich und Australien: Wo? Ist? Picard?
Eine Antwort gab es zunächst nicht. Nach stundenlangem Warten kam um elf Uhr endlich Entwarnung: Picard ist wieder da.

Achtung, Spoiler!

Nach einem actionreichen Einstieg geht es in Folge eins, "Star Gazer", zurück zum Chateau Picard, wo schon einmal alles begann. Drohnen fliegen über dem Weinberg, Schwebefahrzeuge übernehmen die Weinlese, Etiketten werden via Hologramm entworfen, alles wirkt. Der Captain kostet von den dunklen Trauben und streichelt seinem Hund den Kopf. Am Abend wird dann am Lagerfeuer bei einem guten Glas Rotwein philosophiert, über das Leben, den Wein und das Alleinsein, und da ist der Captain auch schon wieder in allergrößter Gefahr: Die Romulanerin Laris (Orla Brady) spitzt auf Picard: "Waren Sie auf der Suche oder auf der Flucht?" Ab einem gewissen Alter ist ein gutes Buch oft spannender, noch dazu, wenn es von Mister Spock verfasst wurde. Laris will gern schmusen, den Captain hält etwas zurück, man wird sehen, was das ist. So bleiben sie einander nah und fern zugleich. So kann es nicht bleiben.

Dafür sorgen Flashbacks, die den alten Picard in seine Kindheit zurückbringen und für eine Vervollständigung der lückenhaften Biografie des späteren Sternenadmirals sorgen – Stichwort: Fanwille. So weiß man jetzt also, warum es Picard in die unendlichen Weiten des Weltalls zieht. Natürlich haben wir es dem Elternhaus und einem damit verbundenen schrecklichen Geheimnis zu verdanken, warum das Kind so gern aufs Firmament schaut. Trotzdem danke Mama!

Oben spielt es sich unterdessen schon grausam ab. Das Sternenflottenkommando USS Avalon ist auf eine Raum-, nein, eine Subraumanomalie gestoßen. Das schaut böse aus: Opa, bitte kommen!

Die Gefährten Elnor (Evan Evagora), Commander Raffi (Michelle Hurd) und Seven (Jeri Ryan) formieren sich. Whoopi Goldberg steht wieder als weltkluge Bardame zur Verfügung, Soji (Isa Briones) und Dr. Jurati (Agnes Pill) sind wieder jederzeit bereit, aufs Äußerste zu gehen, und dann bringt sich Widersacher Q (John de Lancis) in Stellung. Handlungsleinen los! Das Weltall, unendliche Weiten und so weiter. Wir sind schon mittendrin.

Berühmte Worte

Seinen Kultstatus verdankt die Serie zu einem Gutteil den Lebensweisheiten des Sternenchefs, und solche sind auch dieses Mal wieder herauszuhören. Schon die erste Folge ist voll davon. Eine Auswahl:

Laris: "Das Heute ist wunderbar, und auf ein Morgen kann sich niemand verlassen."
Picard: "Jener Teil, der sich wirklich nach etwas sehnt, ist der, der sich hinten anstellen muss."

Picard: "Beim Kommandieren wie auch im Leben lasten jene Dinge oft weniger schwer auf uns, die wir tun, als jene, von denen wir wünschten, dass wir sie getan hätten."

Mister Spock: "Heiterkeit und Frohsinn sind förderlich für die Vertiefung von Wissen."

Picard: "Mit anderen Worten: Genieße das Leben."

Solange es noch geht.

(Doris Priesching, 4.3.2022)