20 Aktivistinnen protestierten am Donnerstag vor dem Innenministerium.

Foto: Presseservice Wien

Am Donnerstag hat am Wiener Minoritenplatz, vor dem Innenministerium (BMI), eine Gruppe Aktivistinnen mit Blick auf den anstehenden Weltfrauentag am 8. März eine Kundgebung abgehalten. Die Teilnehmerinnen forderten mehr Geld für Gewaltschutzeinrichtungen und kritisierten die Öffentlichkeitsarbeit von BMI und Bundeskriminalamt bezüglich der Prävention von sexualisierter Gewalt. Hintergrund ist eine Broschüre, die im Zuge der Initiative "Gemeinsam.sicher in Österreich" veröffentlicht wurde. Darin wird empfohlen: "Präsentieren Sie sich selbstbewusst" und "Gewöhnen Sie sich generell an, mit bestimmtem Schritt, offenem Blick und aufrechter Haltung zu gehen". Die Aktivistinnen sehen darin eine Täter-Opfer-Schuldumkehr. Im Innenministerium will man das Informationsblatt evaluieren und bis dahin nicht weiterverwenden.

Gegen acht Uhr morgens, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BMI eintreffen, sammelten sich die rund 20 Aktivistinnen am Minoritenplatz und protestieren mit nackten, mit Botschaften bemalten Oberkörpern vor dem Haupteingang. "Egal wie freizügig sich eine Flinta*-Person (Anm.: female, lesbian, inter, nicht-binär, transgender, agender) präsentiert, ihre Sicherheit im privaten und öffentlichen Raum muss immer gegeben sein, und das eigene Auftreten, wie Kleidung oder Körpersprache, legitimiert niemals Gewalttaten", sagte eine Sprecherin.

Auch Kritik von Interventionsstelle

Auch die Wiener Interventionsstelle für Gewalt in der Familie hatte das Informationsblatt via Twitter wegen "Victim blaming" kritisiert. Beim Bundeskriminalamt stößt dies auf offene Ohren: "Die Kriminalprävention verschließt sich keinesfalls Anregungen externer Interessengruppen, ganz im Gegenteil. Wir werden selbstverständlich diese Empfehlungen evaluieren und das Informationsblatt bis zum Vorliegen eines Ergebnisses nicht mehr weiterverwenden", heißt es in einer Stellungnahme. (Johannes Pucher, 4.3.2022)