Sie zählt zu den weltweit besten Koloratursopranistinnen: Pretty Yende.

Dario Acosta

Wien – Der Abend beginnt wie so viele dieser Tage: Statt der Ouvertüre von Mozarts Lenozze di Figaro spielen die Slowakische Philharmonie und Dirigent Pablo Mielgo die ukrainische Nationalhymne. Die Klänge bohren sich wie Messerstiche in Fleisch und Seele. Stehend gedenken die Menschen im Publikum des Grauens, das gerade wenige Hundert Kilometer entfernt geschieht.

Es ist nach Juan Diego Flórez’ Soloabend Anfang Februar das zweite von vier Konzerten der großen Stimmen im Konzerthaus, dieses Mal mit den Sopranistinnen Pretty Yende und Nadine Sierra. 2014 sang Yende, damals 29, erstmals bei den Great Voices in Wien; heute zählt sie zu den weltweit besten Koloratursopranistinnen.

Nadine Sierra ist auf dem besten Weg dorthin – kein Wunder bei dieser Stimme von makelloser Virtuosität, Üppigkeit und Leichtigkeit. Im Gepäck haben die Superfrauen ein Potpourri der schönsten Arien und Duette von Mozart bis Bernstein.

Standing Ovations

Selbstverständlich dürfen Sierra und Yende auch solistisch glänzen: In Rossinis Kavatina der Norina (Don Pasquale) funkeln Nadine Sierras Koloraturen nur so, während Yende in Offenbachs Arie der Olympia mit ihren schwindelerregenden Höhen nicht nur ihre phänomenale Technik, sondern auch ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellt.

Zum Finale geht’s nach Manhattan: Nach dem Mambo aus Bernsteins West Side Story verabschieden sich Yende und Sierra im Duett mit Marias I Feel Pretty. Standing Ovations für Sängerinnen und das virtuos aufspielende Orchester unter Pablo Mielgo. (Miriam Damev, 4.3.2022)