Bisher waren keine Bilder von Sirajuddin Hakkani veröffentlicht worden.

Foto: AFP / Wakil Kohsar

Islamabad/Kabul – Der Innenminister der in Afghanistan herrschenden Taliban, Sirajuddin Hakkani, hat am Samstag bei einer öffentlichen Zeremonie erstmals seit der Machtübernahme der radikalen und militanten Islamisten im vergangenen August sein Gesicht gezeigt. Hakkani, der als "globaler Terrorist" auf der Fahndungsliste der USA steht, nahm an der Abschlussfeier für einige hundert frisch ausgebildete Polizisten an der Akademie in Kabul teil, die von lokalen TV-Sendern übertragen wurde.

Bisher war sein Gesicht auf den Bildern, die die Taliban-Behörden von seinen offiziellen Treffen veröffentlichten, verschwommen zu sehen gewesen. Das US-Außenministerium hat eine Belohnung von bis zu zehn Millionen Dollar (9,15 Millionen Euro) für Hinweise ausgesetzt, die zu seiner Verhaftung führen.

Hakkani: Welt nicht von Taliban bedroht

In seiner Rede sagte er den Polizisten, er zeige sich vor den Medien, um Vertrauen zu schaffen, dass die Taliban ihre Versprechen erfüllten. Dazu gehöre insbesondere, die Sicherheitskräfte der vorherigen Regierung nicht zu bedrohen. Die Taliban hielten sich an das mit den USA unterzeichnete Doha-Abkommen, fügte er hinzu. Die Welt werde nicht von Afghanistan bedroht, und die Taliban kämpften für die Freiheit des Landes.

Das US-Militär und alle anderen internationalen Truppen waren im Sommer 2021 aus Afghanistan nach 20 Jahren abgezogen. Die militant-islamistischen Taliban dehnten zeitgleich ihre Macht mit der Eroberung immer zahlreicherer Bezirke schnell aus und übernahmen am 15. August nach der Flucht des damaligen Präsidenten Ashraf Ghani praktisch kampflos die Hauptstadt.

Bis Samstag war es den Medien nie erlaubt worden, Hakkani zu filmen. Er ist zugleich Anführer des Hakkani-Netzwerks innerhalb der Taliban. Die berüchtigte Gruppe war für einige der tödlichsten Angriffe auf Zivilisten und US-Truppen in Afghanistan verantwortlich. Vergangene Woche erklärte Hakkani auf einer großen Versammlung in der südlichen Provinz Kandahar, dass unter seiner Führung mehr als 1.000 Selbstmordattentäter in Afghanistan Anschläge verübt hätten. (APA, 5.3.2022)