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Ein relativ reichweitenstarkes Pro-Putin-Hashtag hatte Unterstützung der gefälschten Art.

Foto: Reuters/Dado Ruvic

Während das russische Militär langsam weiter in der Ukraine vorrückt und die humanitäre Lage sich zuspitzt, geht der von Russland gestartete Krieg auch im Netz weiter. Online fliegen die Herzen vorwiegend der ukrainischen Seite zu, wo sowohl offizielle Accounts, als auch einige Prominente wie die Klitschko-Brüder geschickt Botschaften in eigener Sache absetzen.

Die Gegenseite schläft freilich nicht. Eines der populärsten Hashtags der letzten Tage auf Twitter war und ist nach wie vor "#IStandWithUkraine", eine virtuelle Solidaritätsbekundung mit dem osteuropäischen Land, das sich verzweifelt gegen seinen Nachbarn zur Wehr setzt.

Von Fakeaccounts gepusht

Temporär schaffte es aber auch ein anderer Hashtag in die Trends, nämlich "#IStandWithPutin", wenn auch mit wesentlich geringerem Impact. Wie sich nun herausstellte, trugen Fakeaccounts zu seiner scheinbaren Beliebtheit bei.

Twitter hat nach eigenen Angaben über 100 Konten stillgelegt, die per Retweet-Funktion dem Hashtag einen Boost beim Empfehlungsalgorithmus gaben, der die regionalen und globalen Trends zusammenstellt. Die meisten Accounts hatten laut dem Netzwerk nicht mehr als ein paar Dutzend Follower und nutzten Agenturfotos als Profilbild. Letzteres ist ein starkes Indiz dafür, dass ein Account nicht echt ist. Twitter analysierte die Aktivitäten der Konten und beurteilte sie als "koordiniertes, nicht authentisches Verhalten".

Ob das Fakeaccount-Netzwerk Teil des Cyberwaffen-Arsenals der russischen Regierung oder einer mit ihr verbündeten Gruppe von Netzaktivisten war, ist unklar. Twitter untersucht die Causa aktuell noch.

Fortschreitende Zensur

Das Netzwerk hat die Sichtbarkeit von russischen Staatsmedien und staatsnahen Medien zuletzt eingeschränkt. Propaganda-Plattformen wie RT und Sputnik wurden auf anderen Plattformen teils für den Abruf aus Europa gesperrt und teils komplett entfernt. Russland hat seinerseits damit reagiert, den Zugriff innerhalb des Landes auf Twitter, Facebook und Co. komplett zu blockieren.

Zudem haben zahlreiche kritische Inlandsmedien und ausländische Medienanstalten ihre Arbeit aufgrund der jüngsten Zensurverschärfungen eingestellt. Wer Kritik am Krieg übt, oder diesen als solchen bezeichnet, dem drohen bis zu 15 Jahre Haft. Bei Demonstrationen gegen den Einmarsch wurden bereits tausende Menschen festgenommen. Russland selbst nennt die Invasion euphemistisch eine "militärische Spezialoperation". (gpi, 6.2.22)