Im russischen eShop von Nintendo kann derzeit nicht eingekauft werden.

Foto: Nintendo

Der Abschied internationaler Medien, Marken und Handelsketten aus Russland als Reaktion auf den Einmarsch in der Ukraine setzt sich tagtäglich fort. Möbelriese Ikea, Sportartikelhersteller Nike, die Luxusboutiquen von Chanel und zahlreiche andere Firmen reduzieren ihre Tätigkeiten stark, stellen diese vorübergehend ein oder verlassen den Markt sogar komplett.

Ein Exodus aus dem Land vollzieht sich auch in der Games-Branche. Der amerikanische Publisher Electronic Arts wird nicht nur russische Teams aus den Sportsimulationen "Fifa 22" und "NHL 22" entfernen, sondern stellt auch den Verkauf seiner Spiele nach Russland und Belarus ein. Gleiches gilt für CD Projekt RED, dem polnischen Publisher hinter "Cyberpunk 2077" und den Videospielen zur "Witcher"-Buchreihe.

Auf Gog.com, der von CD Projekt betriebenen Spieleplattform, wurde zuerst die Bezahlung mit Rubel aufgrund der Instabilität der Währung eingeschränkt. Dem folgte schließlich der Verkaufsstopp in Russland und Belarus.

Activision sammelt Spenden

In den letzten zwei Tagen sind drei weitere, prominente Namen hinzugekommen. Einer davon ist der japanische Spielekonzern Nintendo. Einen Kommentar zur politischen Situation hat man dort jedoch nicht abgegeben. Der eShop, über den Games digital erworben werden können, ist in Russland auf unbestimmte Zeit in den Wartungsmodus versetzt worden. Das Bezahlen von Spielen ist nicht möglich. Als Grund gibt man an, dass der Zahlungsdienstleister, den man genutzt hat, aktuell keine Zahlungen in Rubel mehr abwickelt.

Activison Blizzard ("Call of Duty", "World of Warcraft") bezieht deutlich Stellung. In einem öffentlich gemachten Brief an die eigenen Angestellten erklärt man, dass russische Kunden keine Transaktionen mehr mit dem Unternehmen durchführen können, womit auch der Kauf von Spielen oder Zusatzinhalten nicht mehr möglich ist. Gleichzeitig verspricht man Unterstützung für alle Mitarbeiter, die von der "erschreckenden Gewalt" durch den Krieg in der Ukraine betroffen sind.

Mitarbeiter können für Hilfsprojekte spenden, wobei die gesammelten Beträge vom Unternehmen verdreifacht werden. Bislang war das Limit für diese "Aufstockung" bei 1.000 Dollar, nun wird es auf 10.000 Dollar angehoben. Bislang seien über 300.000 Dollar zusammengekommen. Außerdem unterstütze man die Bemühungen polnischer Angestellter, die sich in der Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine engagieren.

Epic sperrt "Handel", erlaubt Zugriff weiter

Maßnahmen hat kurz darauf auch Epic Games gesetzt. Als Reaktion auf die russische Invasion setze man den "Handel" in den eigenen Spielen in Russland aus. Der Zugriff auf bereits erworbene Spiele bzw. Inhalte werde aber aufrecht erhalten. "Die freie Welt soll alle Möglichkeiten des Dialogs bewahren", richtet man aus. Die Botschaft ist allerdings unklar formuliert und lässt nicht eindeutig schließen, ob die Sperre nur Ingame-Transaktionen in Spielen des Studios betrifft oder ob auch der Neukauf von Games nicht mehr möglich ist.

Schlagzeilen machte auch Microsoft, das am letzten Freitag die Einstellung des Vertriebs seiner Produkte und Services in Russland angekündigt hat. Neben Cloudservices und anderen Angeboten, die vorwiegend von Unternehmen genutzt werden, betrifft dies auch das Xbox-Netzwerk. Sofern die Marktaufsichtsbehörden oder Aktionäre dem Vorhaben keinen Strich durch die Rechnung machen, wird Microsoft in absehbarer Zeit Activision Blizzard schlucken.

Von Sony war zur Causa bisher wenig zu vernehmen. Wenngleich der Konzern sich bislang schweigsam gegeben hat, soll laut Eurogamer aber das kürzlich veröffentlichte Rennspiel "Gran Turismo 7" aus dem russischen Playstation-Shop genommen worden sein.

Einkauf auf Steam aus Russland kaum möglich

Die Situation wirkt sich auch auf das weltgrößte Spieledistributionsnetzwerk, Steam, aus. Mindestens seit 3. März kommt es für Spieler zu Problemen beim Kauf von Spielen und anderen Inhalten, was seitens Betreiber Valve mit den Maßnahmen verschiedener Zahlungsdienstleister begründet wurde. Gleichzeitig sorgte der Absturz des Rubels nach der ersten Sanktionswelle für erhebliche Preissteigerungen. Der Kauf eines Keys für "Counter-Strike: Global Offensive" stieg zwischenzeitlich um gut 50 Prozent.

Valve erklärte nach dem Anfang der Zahlungsprobleme, dass der Einkauf nur noch mit bereits vorhandenem Guthaben oder via Paypal möglich ist. Das bedeutet, dass der Spielekauf auf Steam für russische Nutzer demnächst so gut wie unmöglich sein dürfte, da Paypal ebenfalls angekündigt hat, seine Dienste in dem Land vorläufig einzustellen. Auch Visa und Mastercard setzen Maßnahmen und stellen die Zusammenarbeit mit sanktionierten Geldinstituten ein. Dadurch werden viele russische Kreditkarten praktisch vom Zahlungsverkehr abgekoppelt. (gpi, 6.3.22)