Na, endlich wieder interessante Zeiten. Gewiss, die hinter uns liegenden Corona-Jahre waren auch nicht ohne, aber irgendwann werden selbst die tollsten Impfdebatten, Gesundheitsministerwechsel und Schwurbelwettbewerbe langweilig. Der russische Einmarsch in die Ukraine garantiert eine Durchlüftung des persönlichen Sorgenarsenals und entpuppt sich für manche als regelrechter Geschäftsvorteil.

Die Rüstungsindustrie profitiert vom Krieg.
Foto: imago/ITAR-TASS

Man denke an die Rüstungsindustrie, die kaum mit dem Füllen der Auftragsbücher nachkommt. Ölkonzerne wittern die Jahrhundertchance auf Tiefenbohrungen in jedem erdenklichen Erdloch, Autoren postapokalyptischer Spannungsliteratur prosperieren, und Wladimir Putin darf sich im Hochgefühl des Bewusstseins sonnen, dass er sich mit seinen Atombomben in der Hinterhand unangefochten "on top of the world" befindet. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal!

Alle anderen, denen das zu interessant ist, dürfen darauf hoffen, dass Putin außer Kriegführen Alternativen kennt, für die es sich ebenfalls zu leben lohnt. Falls nicht, hier einige Tipps: Spieleabend auf der Datscha, gemütliches Blini-und-Kaviar-Frühstück mit Freunden, ein gutes Buch lesen (vielleicht Gogols Tote Seelen?) oder sich einfach einmal ungeniert ein paar große Gläser Wodka in die zierliche Gurgel gießen und die Seele baumeln lassen. Sollte Putins Taschengeld für dieses Programm nicht ausreichen: Für ihn legt sicher die ganze Welt gern zusammen. (Christoph Winder, 7.3.2022)