Oligarchen gehören dem Wortsinn nach der "Herrschaft der wenigen" an.

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Unsagbar reich, sehr mächtig und sehr, sehr eng verbandelt mit der Politik. Wer über Oligarchen spricht, meint reiche Russen. Überaus Vermögende – mit fetten Yachten, dicken Bankkonten, mächtigen Firmengeflechten und Immobilienbesitz in lauschigen Gefilden. Und mit mehr oder weniger diskretem Draht in die Schaltzentralen der Politik.

Die russische Invasion in die Ukraine hat auch dieser ganz besonderen Spezies ungemütliche Zeiten beschert. Die Sanktionen gegen Russland verfehlen ihre Wirkung nicht. Fast demütig spricht sich mancher von ihnen für den Frieden aus. Wer vom Kreml profitiert, hütet sich, Putin allzu offen zu kritisieren.

Draht nach oben

Womit ein wesentliches Merkmal benannt ist: Oligarchen, das sind jene, die sich während des Zerfalls der Sowjetunion und danach viel vom ehemaligen Staatseigentum unter den Nagel gerissen haben. Die die chaotischen Verhältnisse für sich genützt haben, um Besitztümer anzuhäufen. Weil sie den richtigen Draht nach oben hatten, weil sie sich nicht scheuten, die Grenzen von Recht und Ordnung zu übersehen – und weil sie niemand daran gehindert hat. Oligarchen stärken ihre Macht, indem sie ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss zusammenspannen, die Politik daran teilhaben lassen oder sie gleich selbst in die Hand nehmen – wie einer der reichsten Ukrainer, Ex-Präsident Petro Poroschenko.

Was dazugehört

Der Berkeley-Ökonom Yuriy Gorodnichenko hat eine schöne Liste für die Voraussetzungen zusammengestellt: Man gehöre tunlichst zu den größten privaten Eigentümern eines Landes. Eine weitere Zutat auf dem Weg zur "Herrschaft der wenigen": Man verschleiere seine Besitzverhältnisse über Tochterfirmen und Mittelsmänner. Und man kontrolliere viele Firmen, die einander nicht in die Quere kommen und ihre Gewinne maximieren.

Dass der Oligarch keine Erfindung der Gegenwart ist, belegt die Herkunft des Begriffes. Er stammt aus dem Griechischen und umreißt, was es so reizvoll macht, in diesen Kreis der Erlauchten zu gehören: Die Luft ganz oben ist dünn. Wer dazugehört, dealt sich vieles aus. Zum Nachteil der vielen. Auf Russland ist das Konzept nicht beschränkt.

Ob USA, Japan, Südkorea oder die Ukraine: Auch dort gibt es Menschen – meist männlich –, die diese Merkmale erfüllen. Der frühere OMV-Chef Gerhard Roiss hat auch hierzulande "kleine Austro-Oligarchen" ausgemacht. Sie hätten ihre eigenen finanziellen Interessen über jede Moral gestellt, sagt der Ex-Manager im "Profil". (Regina Bruckner, 7.3.2022)