FLINTA*, TERF, SWERF, Cis: Diesen und anderen Begriffen begegnet man derzeit vor allem in auf Social-Media-Plattformen geführten feministischen Debatten. Während sich der Feminismus der zweiten Welle vor allem um Fragen der rechtlichen Gleichstellung zwischen Mann und Frau drehte und die körperliche Selbstbestimmung von Frauen zentrales Thema war, geht es in feministischen Debatten nun häufig um das Infragestellen der geschlechtlich binär geprägten Gesellschaft und um Identitätspolitik. Und diese Debatten werden zum Teil sehr harsch geführt.

Welche feministischen Themen sind Ihnen ein Anliegen, und wie erleben Sie die Debatte dazu?
Foto: APA/dpa/Christian Charisius

Das Patriarchat macht, was es immer macht

Gertrude Klemm hat in ihrem Essay, der im STANDARD erschienen ist, diese Debatte skizziert: "Während sich der Altfeminismus auf einer Seite damit abmüht, ein bisschen mehr Gerechtigkeit in unsere binäre, katholisch und moralisch strukturierte Gesellschaft hineinzustricken, trennt der junge Feminismus auf der anderen Seite die Struktur der Geschlechter auf. Die Lücke zwischen theoretischen Ansätzen und alltäglicher Umsetzung wird auch der intersektionale Feminismus nicht stopfen können. Denn während gestritten wird, macht das Patriarchat, was es immer macht: Frauen unterbezahlen, ihnen Haushalt und Kinder aufbürden, Gewalt ausüben und Kriege anzetteln." "Wintersonne" kritisiert diese abstrakt geführten Auseinandersetzungen:

"guckeruz" erinnert daran, dass es nicht den einen Feminismus gibt:

Den einen, homogenen Feminismus hat es nie gegeben. Es gab und gibt innerhalb der feministischen Bewegung immer wieder verschiedene Schwerpunkte und Strömungen. So sehen zum Beispiel manche die ökonomische Emanzipation als zentralen Punkt an, andere die körperliche und sexuelle Autonomie, und für wieder andere ist die Auseinandersetzung mit (Geschlechts-)Identitäten zentral im feministischen Diskurs. Für "WWH" ist Klemms Essay eine klare und differenzierende Analyse der zeitgenössischen Feminismusszene:

"JardinMajorelle" kritisiert in der derzeitigen Debatte, dass sie eben nicht inklusiv ist:

Weißer Feminismus

Die Lebensrealitäten vieler Frauen werden in all diesen Debatten nicht abgebildet. Das zeigt auch die Anwältin Rafia Zakaria in ihrem Buch "Against White Feminism" auf. Darin skizziert sie das rassistische Erbe der Frauenbewegung, denn seit Beginn der feministischen Bewegung geben bürgerliche weiße Frauen aus westlichen Nationen den Ton an, so Zakaria.

Wo stehen Sie in der feministischen Debatte?

Wie beurteilen Sie die derzeitigen Diskussionen? Welche Punkte sind Ihnen beim Feminismus wichtig? Und was wünschen Sie sich für zukünftige Feministinnen und Feministen? (wohl, 8.3.2022)