Vor allem weibliche Beschäftigte waren von den negativen Folgen der Pandemie und ihren staatlichen Maßnahmen betroffen: Die Zahl der berufstätigen Frauen ist weiter gesunken, und ein größerer Anteil ist aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden. Das zeigt die Analyse des jährlichen "Women in Work"-Index der Wirtschaftsprüfung PwC.

Während die OECD-Länder im letzten Jahrzehnt kontinuierlich Fortschritte bei der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen verzeichnet haben, wirft die Pandemie die Gleichstellung am Arbeitsmarkt um weitere zwei Jahre zurück. Der Vergleich der Arbeitsplatzverluste mit dem prognostizierten Beschäftigungswachstum zeigt, dass weltweit 5,1 Millionen mehr Frauen arbeitslos waren und 5,2 Millionen weniger Frauen am Arbeitsmarkt teilnahmen, als dies ohne die Pandemie der Fall gewesen wäre.

Österreich belegt im "Women in Work"-Index den gleichen Rang wie im Vorjahr und landet auf Platz 24 von 33 OECD-Ländern. Die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt lag 2020 bei 72 Prozent – bei Männer waren es hingegen 81 Prozent. Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern fällt zudem mit 20 Prozent besonders groß aus. Die Anzahl der Frauen in österreichischen Vorständen ist zwar von 21,2 auf 25 Prozent gestiegen, im Vergleich dazu liegt der Anteil aber bei Vorreiterinnen wie Neuseeland mit 42 Prozent deutlich höher.

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Die Pandemie wirft die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt um weitere zwei Jahre zurück.
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Ungleiche Verteilung

Viele unbezahlte Aufgaben wie Homeschooling, Pflege- und Hausarbeit haben die beruflichen Möglichkeiten von Frauen in der Pandemie weiter eingeschränkt. Ein OECD-Bericht belegt, dass Frauen während der letzten beiden Jahre deutlich mehr unbezahlte Aufgaben übernommen haben als Männer. Mütter geben beispielsweise dreimal häufiger als Väter an, dass sie entweder die meisten oder alle zusätzlichen unbezahlten Betreuungsaufgaben übernommen haben, die durch die Schließung von Schulen oder Kinderbetreuungseinrichtungen entstanden sind.

"Die Pandemie hat das Ziel der Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt zu einer noch größeren Herausforderung gemacht. Um den Rückschlag bei den Beschäftigungsergebnissen von Frauen rückgängig zu machen, müssen Regierungen und Unternehmen eine Vorreiterrolle übernehmen, indem sie unsere Volkswirtschaften mit wirksamen Maßnahmen wieder aufbauen, die ausdrücklich die Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen", sagt Nicole Prieller, New World New Skills Leader bei PwC Österreich.

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Großer Aufholbedarf

Angesichts der langsamen Fortschritte in den Vorjahren und der Einschränkungen durch die Pandemie wird es laut dem Index noch Jahrzehnte dauern, bis eine Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz erreicht wird. Derzeit liegt die globale Erwerbsquote der Männer bei 80 Prozent. Bis Frauen diese erreichen, werden noch 33 Jahre vergehen. Noch länger wird es außerdem dauern, bis Frauen die gleiche Vollbeschäftigungsquote erreichen, nämlich 67 Jahre. Und auch die Schließung des Gender-Pay-Gaps – also der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern – wird noch 63 Jahre dauern.

Um diesen Fortschritt voranzutreiben, sind laut PwC politische Maßnahmen wie flexiblere Arbeitsmöglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gleichberechtigter bezahlter Elternurlaub notwendig. Noch entscheidender sei allerdings, dass Regierungen und Unternehmen Frauen dabei unterstützen, von künftigen Beschäftigungsmöglichkeiten in Wachstumsbranchen zu profitieren.

Wachsende Beschäftigungslücke

Das nächste Jahrzehnt der Arbeitswelt wird von nachhaltigen Geschäftsausrichtungen geprägt sein. Die Analyse zeigt, dass die Umstellung bis 2030 in 15 von 20 Sektoren der OECD-Länder zu mehr Arbeitsplätzen führen wird. Der größte Zuwachs wird demnach in der Versorgungswirtschaft, im Baugewerbe und in der verarbeitenden Industrie erwartet – Tätigkeitsfelder, in denen Frauen derzeit stark unterrepräsentiert sind.

In diesen Sektoren sind derzeit fast ein Drittel der männlichen Arbeitskräfte in der OECD beschäftigt und nur elf Prozent der weiblichen Arbeitskräfte. Werden weibliche Beschäftigte in diesen Sektoren nicht gefördert, wird sich die Beschäftigungslücke zwischen Männern und Frauen in der OECD bis 2030 um weitere 1,7 Prozentpunkte vergrößern.

Dabei bringt die fortschreitende Gleichstellung der Geschlechter viele Vorteile mit sich, wie der "Women in Work"-Index zeigt. Durch die Erhöhung der Frauenbeschäftigung in den OECD-Ländern könnte das Bruttoinlandsprodukt um sechs Billionen US-Dollar pro Jahr gesteigert werden. Gleichzeitig könnte durch die Beseitigung des Gender-Pay-Gaps das Einkommen von Frauen in der gesamten OECD um zwei Billionen US-Dollar pro Jahr erhöht werden. (red, 7.3.2022)