
Ried verpasste die Meistergruppe nur haarscharf.
Ried im Innkreis – In die erste Enttäuschung mischte sich beim Cupfinalisten rasch von Stolz geprägter Realismus. Obwohl der SV Ried beim dramatischen 2:2 gegen Sturm Graz nur Minuten auf den erstmaligen Einzug in die Meistergruppe der Fußball-Bundesliga fehlten, überdeckten die Meriten der Saison das Scheitern kurz vor dem Ziel. Das Quäntchen Glück auch bei Schiedsrichter-Entscheidungen war an diesem Tag nicht auf Rieder Seite.
Cupfinale und Derbys
"Nichtsdestotrotz bin ich extrem stolz auf die Mannschaft, wir dürfen uns jetzt nicht aus der Bahn bringen lassen", sagte Trainer Robert Ibertsberger. "Wenn wir vor der Saison gesagt hätten, wir stehen im Cupfinale, haben 29 Punkte, dann hätten uns das nur die wenigsten zugetraut", meinte Marcel Ziegl, während sein Trainer erinnerte: "Wir dürfen nicht vergessen, wo Ried vor drei Jahren war. Man sieht schon eine sehr gute Entwicklung."
Damals kickten die Innviertler in der zweiten Liga, kassierten Niederlagen gegen den Floridsdorfer AC und die Young Violets der Wiener Austria. Die Zukunft sieht vergleichsweise glamourös aus. Zwar sind Ausflüge nach Salzburg, Wien oder Graz für heuer gestrichen, doch in Klagenfurt wartet auf den "Dorfclub" noch das vierte Cupfinale der Clubgeschichte.
Und in der am Samstag (17.00 Uhr) beginnenden Qualifikationsgruppe gibt es immerhin zwei Derbys gegen den LASK, auf den der Siebente des Grunddurchgangs zwei Punkte Vorsprung mitnimmt. "Das Oberösterreich-Derby ist ein schwacher Trost, wir hätten in der Meistergruppe mehr geile Spiele gehabt", trauerte Stefan Nutz den verpassten Highlight-Wochen nach.
Strittiger Platzverweis
Der Mittelfeldroutinier brachte seine Farben am Sonntag kurz nach der Pause in Führung. Nach dem Ausgleich durch Manprit Sarkaria ließ Leo Mikic die Rieder erneut hoffen, doch Sturms mitaufgerückter Verteidiger Gregory Wüthrich vollstreckte ein Pingpong-Tor in der 87. Minute. Da agierten die Rieder schon in Unterzahl.
Der Ausschluss von Goalie Samuel Sahin-Radlinger (81.) war äußerst strittig. "Der Platzverweis war nicht nötig. Ich habe ihn nur ganz leicht berührt und es war noch ein Verteidiger hinten", sagte der Bestrafte. Er nahm sich aber auch selbst in die Pflicht. "Ich hätte in der Situation drinnenbleiben müssen."
Ibertsberger ließ wissen: "Meine Info von den Schiris war, dass sie es als letzter Mann bewertet haben. Und dafür gab es eine ganz klare Bestätigung vom VAR." Dabei waren zwei Ried-Verteidiger noch hinter dem Ball. "Da muss man vielleicht auch die Herrschaften, die im VAR sitzen, hinterfragen." Das Geschehen am Feld leitete Julian Weinberger, als VAR agierte Gerhard Grobelnik.
Sturm schwerfällig
Sturm fand zweimal schwer in die Halbzeiten, musste für den 37. Saisonpunkt "die ganze Duellqualität" auspacken, wie Trainer Christian Ilzer betonte. Ohne Jakob Jantscher, Otar Kiteishvili und zunächst auch Manprit Sarkaria fehlte der Offensive des Tabellenzweiten lange Zeit das kreative Element.
Das änderte sich durch die Einwechslung des späteren Torschützen Sarkaria, zum Sieg für einen "Punkt mit Sternchen" (Ilzer) nach der Teilung reichte es aber nicht. "Am Ende ist es eine gerechte Punkteteilung, mit der wir nicht viel anfangen können", betonte Ilzer, dessen Truppe mit nur drei Punkten Vorsprung auf den Sechsten Klagenfurt ins Saisonfinale zieht. Die Rückenprobleme des schmerzlich vermissten Jantscher hätten sich gebessert, erzählte der Coach, "aber an ein Spiel war noch überhaupt nicht zu denken. Wir müssen schauen, wie sich das entwickelt." (APA, 7.3.2022)