Andreji Schewtschenko ist eine ukrainische Fußballlegende.

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Der ehemalige ukrainische Stürmerstar und Fußball-Teamchef Andreji Schewtschenko hat am Sonntag in Tränen einen Appell im italienischen Fernsehen für Hilfe zugunsten seiner Landsleute gerichtet. "Öffnet eure Herzen für die Menschen und für mein Volk, für die Kinder und die alten Menschen, die eure Hilfe so dringend brauchen", so Schewtschenko in der RAI-Talkshow "Che tempo che fa".

"Ich habe viele Verwandte, die noch in der Ukraine sind, ich höre jeden Tag von ihnen. Ich bin sehr besorgt über ihre Entscheidung, dort zu bleiben. Sie erzählen mir, was passiert, wie Städte bombardiert werden. Wir müssen die Waffen stoppen, wir müssen eine diplomatische Lösung für den Krieg finden", so der ehemalige Star von AC Milan weiter.

"Sport hat eine enorme Kraft und kann eine Friedensbotschaft an viele Länder senden. Die Ukraine will Teil Europas sein, das war unsere Entscheidung als Volk", schloss Schewtschenko, der zuletzt in Italien den FC Genua trainiert hat.

Rapid-Hilfsaktion

Unterdessen wurden Hilfsaktionen aus der Sportwelt bekannt: Rapid Wien versteigert die vor dem Ligaspiel gegen Austria Klagenfurt getragenen Aufwärmleibchen mit der Botschaft "Stop War" zugunsten der ukrainischen Flüchtlinge. Wie der Fußball-Bundesligist am Montag bekannt gab, kommt der gesamte Erlös der Aktion der Volkshilfe zugute. Die Versteigerung der Shirts findet online statt und läuft bis Freitagabend. Bisher sind mehr als eine Million Menschen aus der von Russland angegriffenen Ukraine geflohen.

Djokovic-Hilfsangebot

Tennisstar Novak Djokovic hat dem früheren ukrainischen Tennis-Spieler Sergej Stachowskij finanzielle oder jede andere nötige Hilfe angeboten. Der ehemalige Weltranglisten-31. hatte sich im vergangenen Monat in der Ukraine als Reservist für die Armee wegen der Invasion Russlands in seine Heimat gemeldet. Der 36-jährige, vierfache ATP-Sieger postete einen Screenshot seines Austauschs mit Djokovic auf Instagram. "Bitte lass mich wissen, was die beste Adresse wäre, um zu helfen... finanzielle Hilfe oder auch jede andere Hilfe", sagte Djokovic in der Nachricht an Stachowskij. Dieser schrieb auf dem gleichen Kanal darüber, dass die Ukraine sehr dankbar für dieses Angebot von Djokovic wäre.

Hilfe für ihr eigenes Land hat Dajana Jastremska angekündigt. Die ukrainische Tennis-Spielerin, die unerwartet bis ins Finale von Lyon vorgestoßen war, will ihr Preisgeld von rund 18.000 US-Dollar (16.469,94 Euro) zugunsten von Hilfsmaßnahmen für ihre Heimat spenden. "Wenn ukrainische Leute mich jetzt sehen, dann will ich euch sagen, 'ihr Leute seid so stark, ihr habt einen tollen Spirit und ich wollte für die Ukraine kämpfen", sagte Jastremska bei der Siegerehrung mit der ukrainische Fahne um ihre Schultern.

Kasparow-Kritik

Aber es gibt auch Kritik an der Sportwelt: So hat der frühere russische Schach-Weltmeister Garri Kasparow die Nähe der großen Sportorganisationen zu Diktatoren in aller Welt kritisiert. "Ich bin kein Fan von Herrn Bach oder anderen Funktionären, sei es des IOC oder der FIFA, weil sie alle direkt oder indirekt Verbindungen mit den Putins dieser Welt pflegen", sagte Kasparow im Interview mit der ARD-"Sportschau".

Es sei viel einfacher, mit Diktatoren zu verhandeln, als Zuschüsse im deutschen Bundestag oder britischen Parlament zu beantragen, sagte Kasparow: "Um Geld von Putin zu bekommen, könnte ein Abendessen ausreichen."

Der Weltsport habe Putin durch die Vergabe von Olympia und Weltmeisterschaften auf seinem Weg der Aggression noch weiter vorangetrieben. Man müsse sich angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine nun die Frage stellen, wie man mit Sportverbänden umgehen wolle, die willentlich oder unwillentlich "zu Werkzeugen von Diktatoren" geworden seien.

Putins Netzwerk

Seit den Olympischen Spielen 1936 in Deutschland hätten Diktatoren weltweit Sportveranstaltungen als Chance gesehen, ihr Image zu verbessern. "Putin hat sich ans Lehrbuch gehalten und es optimiert, weil er mehr Geld hatte als jeder andere Diktator in der Vergangenheit", sagte der 58-jährige Kasparow.

Nach Ansicht des Schach-Weltmeisters von 1985 bis 2000 habe sich Putin das größte Netzwerk von Lobbyisten und Agenten in der Geschichte der Welt aufgebaut, das sei nun "so gut wie ruiniert", da Putin die geschlossene Reaktion des Westens "völlig unterschätzt" habe. "Es ist sehr wichtig, dass so etwas nie wieder passiert. Denn Putin hat uns gezeigt, wie man diese internationalen Veranstaltungen und Sportorganisationen nutzen kann, um seine Agenda zu fördern. Und es kann nicht sein, dass solche tragischen Ereignisse wie in der Ukraine nötig sind, um aufzuwachen", sagte Kasparow. (APA, red, 7.3.2022)