"Hitlergruß" für den Freimaurer Mozart. Cover des Buches zur NS-Geschichte der Internationalen Stiftung Mozarteum.

Foto: Verlag Anton Pustet

Salzburg – Das Buchcover ist so grotesk wie deutlich: Es zeigt den Festakt auf dem Salzburger Mozartplatz anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Errichtung des Mozart-Denkmals am 4. September 1942. Der Präsident der Stiftung Mozarteum Albert Reitter erhebt die Hand zum "Hitlergruß" vor dem Denkmal.

Rund acht Jahrzehnte nach diesem Ereignis hat die Internationale Stiftung Mozarteum vergangene Woche einen Forschungsband präsentiert, in dem sie sich nicht nur der auf dem Cover dargestellten Vereinnahmung des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart durch die Nationalsozialisten, sondern auch der eigenen Rolle in der NS-Diktatur widmet. Die Leitung des mehrjährigen Forschungsprojekts hatte die Stiftung, die sich selbst als wichtigste Hüterin des Mozart-Erbes versteht, den Zeithistorikern Alexander Pinwinkler und Oliver Rathkolb übertragen.

Naturgemäß steht in dem Band die Umdeutung Mozarts zum Vertreter des "arischen Deutschtums" und seine ansatzlose Rückwidmung 1945 zum Salzburger Genius Loci ebenso im Mittelpunkt wie das "überdurchschnittlich angepasste" Verhalten führender Funktionäre der Stiftung von 1938 bis 1945. Viele von ihnen blieben ja auch nach der wenig konsequent betriebenen Entnazifizierung der Stiftung erhalten.

Wie bedeutend Mozart aus Sicht der Nazis für ihre Propaganda war, zeigt auch, dass eine von der Stiftung angeregte neue Gesamtausgabe aller Mozart-Werke zum hochdotierten NS-Prestigeprojekt im "Führer-Auftrag" wurde – allerdings bis Kriegsende ohne vorzeigbares Ergebnis.

Restitution

Ein wichtiger Punkt betrifft auch die Provenienzforschung. Immerhin hat es in der NS-Zeit intensive Bemühungen gegeben, Mozart-Memorabilien zu requirieren und die Sammlung auszubauen. Zwar ist bisher in den Beständen noch kein Fall von "Raubkunst" gefunden worden, die Arbeiten zu dem Thema sind aber noch nicht abgeschlossen.

Restitutionsbedarf hatten die Untersuchungen der vergangenen Jahre aber bei etlichen Objekten gezeigt, die aus der Klosterbibliothek des Salzburger Stiftes Sankt Peter stammten, aber nie zurückgegeben worden sind. Dies soll in den kommenden Wochen erfolgen. (Thomas Neuhold, 8.3.2022)