Österreich liegt in der Gunst der deutschen Gäste bei den Auslandsdestinationen nach Spanien und Italien an dritter Stelle. Auch die Reiselust ist nach Corona groß. Die Frage ist, wie es mit dem Krieg in der Ukraine weitergeht und wie er sich auswirkt.

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Die Richtungspfeile zeigten alle aufwärts. Bis Putins Truppen in der Ukraine einmarschierten. Jetzt hängt der erste Krieg auf europäischem Boden seit den Grausamkeiten am Balkan in den 1990er-Jahren wie ein Damoklesschwert auch über der Tourismuswirtschaft. Die durch Corona ohnehin schwer gebeutelte Branche blickt einem unsicheren Sommer entgegen.

"Solange sich Kriege oder andere Konflikte auf eine Region beziehen, sind sie für das konkrete Verhalten der meisten Deutschen nicht besonders relevant, für ihre Urlaubsplanung", sagte Tourismusexperte Martin Lohmann am Montag. Man könne sich zwei Ausweitungen vorstellen, die man beide nicht erhoffe:

"Das eine wäre, wenn die kriegerischen Handlungen sich über die Grenze der Ukraine hinaus entwickeln, dann ist von Urlaubmachen wahrscheinlich ohnehin nicht mehr so sehr die Rede", sagte Lohmann. Man könne sich auch vorstellen, dass die wirtschaftlichen Konsequenzen erheblich größer werden, als sie ohnehin schon spürbar sind. "Dann ist nicht mehr die Frage, ob ich statt 1,80 Euro an der Tankstelle 2 Euro bezahle, sondern ob überhaupt noch Treibstoff da ist."

Mehr Personen wollen Urlaubsreise machen

Die Reiselust an sich ist aber ungebrochen, wie aus der aktuellen Reiseanalyse hervorgeht. Dazu wurden im Dezember und Jänner knapp 7.000 repräsentativ ausgewählte Personen älter als 14 Jahre mit Wohnsitz in Deutschland befragt. Fazit: Mehr Personen, als dies noch im vergangenen Jahr getan haben, planen heuer eine Haupturlaubsreise; auch Kurzreisen von zwei bis vier Tagen sind mehr eingeplant, als dies zuletzt der Fall war. Befragt nach verfügbarem Geld, Zeit für und Lust auf Urlaub antwortete eine deutliche Mehrheit jeweils mit Ja.

Ziemlich sicher einen Urlaub in Österreich planen acht Prozent der befragten Deutschen, für 24 (2021: 22) Prozent kommt das generell infrage. Damit liegt Österreich nach Spanien und Italien an dritter Stelle der beliebtesten Auslandsreiseziele. Das ist insofern von Bedeutung, als Urlaubsgäste aus Deutschland traditionell und mit Abstand die wichtigste Urlaubergruppe für den Österreich-Tourismus sind.

Ausgabefreudigkeit gestiegen

2021 gab es einen starken Einbruch von Urlaubsgästen aus Deutschland. Das hängt mit dem Corona-bedingten Ausfall der Wintersaison 2020/21 zusammen. "Das wird wieder", sagt Lohmann.

Insgesamt sei festzustellen, dass die Ausgabefreudigkeit deutscher Urlauber zugenommen habe. Statt in einem Drei-Sterne-Hotel zu übernachten, werde eine Vier-Sterne-Kategorie gebucht, auch für Nebenausgaben hätten die meisten mehr Geld zur Verfügung. "Man möchte sich etwas gönnen", sagte Lohmann.

Der Tourismusforscher geht nach einer ersten Analyse der Umfragedaten davon aus, dass von deutschen Bürgern und Bürgerinnen heuer 60 bis 70 Millionen Urlaubsreisen unternommen werden, nach 55 Millionen 2021 und 51 Millionen 2020. Erst 2023 werde man voraussichtlich an 2019 mit 71 Millionen Urlaubsreisen anschließen. (Günther Strobl, 7.3.2022)