Toxische Männlichkeit ist eine der Wurzeln der mörderischen Politik Putins.

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Toxisch heißt so viel wie giftig oder schädlich. Der Begriff der toxischen Männlichkeit kommt aus dem Feminismus. Das Konzept beschreibt, so hat es das feministische "Missy Magazine" schon 2018 im Zuge der Debatten rund um Donald Trump oder #MeToo zusammengefasst, eine Gender-Norm, die folgendes Verhalten und Selbstbild umfasst:

Erstens: Männer dürfen keine Schwäche zeigen, Gefühle nur, wenn es um Wut und Aggression geht.

Zweitens: Konflikte werden durch Gewalt gelöst, nicht etwa durch Kooperation oder Kommunikation. Es geht im Umgang mit anderen vor allem um Konkurrenz und Dominanz. Es wird verlacht, verurteilt und verletzt. Mit toxischer Maskulinität werden deswegen auch Sexismus, Misogynie, Homo- und Transfeindlichkeit assoziiert.

Drittens: Ein Mann muss in diesem patriarchalen Rollenbild einem maskulinen Ideal entsprechen und seine (heterosexuelle) Männlichkeit immer wieder unter Beweis stellen, mithilfe von Hierarchien, Ritualen oder Mutproben.

Schaden auch für Männer

Wer denkt dieser Tage da nicht an Wladimir Putin, der durch seine narzisstischen Selbstinszenierungen, dauernden Drohgebärden und nicht zuletzt durch seinen gnadenlosen Aggressionskrieg gegen die Ukraine wie ein Paradebeispiel toxischer Männlichkeit agiert.

Im neuen Buch "Das Paradies ist weiblich" schreibt die deutsche Feministin Mithu Sanyal zum Thema Matriarchat: "Es geht nicht um die Herrschaft der Frauen, sondern um das Abschaffen von Herrschaft." Eine ausgelebte toxische Männlichkeit bedeutet hingegen Risiko- und Gewaltbereitschaft, weswegen Politiker wie Putin uns solche Angst machen.

Toxische Männer schaden nicht nur Frauen, Minderheiten und Gruppen, die sie unterdrücken und diskriminieren. Sie schaden auch anderen Männern und sich selbst. In der Geschlechterforschung werden Einsamkeit, soziale Isolation, Depressionen und erhöhte Suizidraten als Folgen toxischer Männlichkeit genannt. Die Lebenserwartung von Männern, etwa in Russland, ist geringer als die von Frauen. Alkohol, Gewalt, Suizid und Verkehrsunfälle sind Gründe. Jetzt werden sie in einen Krieg geschickt, der so nicht genannt werden darf. Am Ende zahlen auch sie den Preis für Putins Politik der toxischen Männlichkeit.

Und Putin? Der Krieg habe ihn groß gemacht, schrieb der US-Schriftsteller Jonathan Littellam vergangenen Samstag in der Welt, "ein Krieg wird ihn auch zu Fall bringen". (Mia Eidlhuber, 8.3.2022)