Unternehmen fahren derzeit intensiv eine spezielle Werbeschiene, wenn sie sich als attraktive Arbeitgeber darstellen wollen: Frauenfreundlichkeit. Das verspricht, dass sich Beruf und Familie problemlos vereinbaren lassen. Und es suggeriert, dass eine eigene Welt konstruiert wird, in der (sogar) Frauen arbeiten können. Jene, die von der einen Seite gern als "förderwürdig", also als besonders hilfsbedürftig, tituliert werden. Jene, die von der anderen Seite gern zum "Empowerment" aufgerufen werden, also zur Selbstermächtigung im Sinne von: "Arbeite einmal ordentlich an dir, damit du auch mitspielen kannst."

Viele Arbeitgeber werben mit Frauenfreundlichkeit. Das verspricht, dass sich Beruf und Familie problemlos vereinbaren lassen.
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Auf beiden Seiten stehen stereotypisierende Fallen. Auf der einen scheinen Frauen eine besondere Art des wattierten, netten Arbeitsumfelds zu benötigen, weil sie es in der "echten" Wirklichkeit nicht packen. Auf der anderen sind sie selber schuld, weil sie sich nicht selbst ermächtigt haben. Das wird Unternehmenskulturen nicht viel weiterbringen. Sind Firmen für Männer attraktiv, die als Arbeitgeber mit "Frauenkultur" werben? Oder werden da Geschlechter auf einer weiteren Ebene gegeneinander ausgespielt?

Es kann in der modernen Arbeitswelt nicht mehr um explizit getrennte Bedürfnisse von Frauen (Müttern) sowie Männern (Vätern) gehen. Es muss um Bedingungen gehen, die allen nützen. Sollten Frauen, weil sie sich dafür entschieden haben, viele Rollen zu erfüllen, davon mehr profitieren: gut so! (Karin Bauer, 8.3.2022)