Peter Schröcksnadel (li.) wird künftig nicht mehr für den ÖSV in der FIS sitzen. Sein Vizepräsidentenamt im ÖOC übernimmt Roswitha Stadlober (re.).

Foto: APA/HANS PUNZ

Die einen sagen so, die anderen sagen so. Entweder hat Peter Schröcksnadel (80) seinen Rückzug als Vizepräsident des internationalen Skiverbands FIS angekündigt, und die Präsidentenkonferenz des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) ist diesem Ansinnen nachgekommen. Oder aber die Präsidentenkonferenz hat Patrick Ortlieb quasi aus eigenem Antrieb zum Nachfolger Schröcksnadels in der FIS bestimmt. Unterm Strich steht, dass die Dinge ab Saisonende neu geregelt sind. Die Einstimmigkeit des Beschlusses ist dann aber doch bemerkenswert und könnte darauf hinweisen, dass die Schröcksnadels – Sohn Markus ist Tiroler Verbandsvize – im ÖSV an Einfluss verlieren.

Dem STANDARD jedenfalls hat Peter Schröcksnadel am Dienstag auch selbst bestätigt, dass er den ÖSV künftig nicht mehr im FIS-Vorstand vertreten wird. Offen ist, ob er der FIS in einer anderen Form erhalten bleibt. Derzeit steht Schröcksnadel der Alpine Future Vision Working Group vor. Es ist kein Geheimnis, dass ihm der schwedische FIS-Präsident Johan Eliasch nahesteht, schließlich galt Schröcksnadel, der in der FIS-Präsidentenwahl zunächst den Schweizer Urs Lehmann unterstützt hatte, dann aber umschwenkte, als Königsmacher. Doch natürlich ist auch Ortlieb, auf Head-Ski Olympiasieger und Weltmeister, gut bekannt mit Eliasch, der 1995 zum Head-CEO und Vorstandschef aufstieg.

Dem Vernehmen nach ist nicht nur Schröcksnadels Nachfolge in der FIS schon geregelt. Im Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC) sitzt er ebenfalls als Vizepräsident derzeit noch im Vorstand. Diesen Posten übernimmt Roswitha Stadlober, die Schröcksnadel schon an der ÖSV-Spitze folgte – nach dreimonatigem Interregnum von Karl Schmidhofer, der das Amt nach einem privaten Schicksalsschlag Ende September 2021 zurückgelegt hat.

Umbruch im ÖSV

Praktisch zeitgleich mit dem Rückzug Schröcksnadels kommt es auch im ÖSV, an dessen Spitze er von 1990 bis 2021 stand, zu einem Umbruch. Neben dem lange für die ÖSV-Kommunikation verantwortlichen Stefan Illek, der sich wohl der Einvernehmlichkeit wegen stillschweigend gibt, danken mit Saisonende auch beide Cheftrainer ab, Christian Mitter (Frauen) und Andreas Puelacher (Männer). Bemerkenswert nach einer im Ski-alpin-Bereich derart erfolgreichen Saison, die in sieben Olympiamedaillen gipfelte und mit einem Erfolg im Nationencup enden soll. Nach 61 von 75 Rennen hat Österreich 502 Punkte Vorsprung auf die zuletzt zweimal en suite erfolgreiche Schweiz.

Schlechte Stimmung im ÖSV stellt Sportdirektor Anton Giger im Gespräch mit dem STANDARD in Abrede, er bestätigt aber, "dass sich viel rührt". Man versuche, "Optimierungspotenzial herauszufinden und vieles zu verbessern", man dürfe "nie zufrieden sein, auch wenn es gut läuft". Im Zusammenhang mit Mitter, der Angebote anderer Verbände haben soll, und Puelacher, der dem ÖSV vielleicht in anderer Position erhalten bleibt, sei allerdings "Unzufriedenheit ein völlig falsches Wort", sagt Giger. "Ich war und bin mit beiden sehr zufrieden."

Auf die Zusammenarbeit mit Herbert Mandl, der ab 1. Mai als Sportlicher Leiter für die Alpinen verantwortlich ist, freut sich Giger besonders. Mandl sei schließlich ein "Weggefährte aus sehr erfolgreichen Zeiten", verweist er auf die Nullerjahre, in denen sie als Cheftrainer zahllose ÖSV-Erfolge verantworteten. Ähnlich gute Coaches zu finden ist nun die vorrangige Aufgabe, sagt der eine wie der andere. (Fritz Neumann, 8.3.2022)