Gastgeber China ist auch im Para-Hockey einer der Favoriten, Italien wurde jedenfalls in der Vorrunde 6:0 geschlagen.

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Andrew Parsons fand dann doch noch deutliche Worte.

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Yanqing – Für viele fühlt es sich an wie die Brise nach dem Sturm. "Bei den Paralympics ist es bedeutend ruhiger", hört man hier immer wieder. Das Wetter trägt dazu bei: Während bei den Olympischen Spielen im Februar noch klirrende Kälte vorherrschte, zeigen sich Peking, Yanqing und Zhangjiaku von ihren milden Seiten, für die zweite Hälfte der paralympischen Wettkämpfe werden Temperaturen um die 20 Grad erwartet.

Manche sind schon seit Wochen, ja Monaten im sogenannten Closed Loop, in der Enklave, die China für die Spiele geschaffen hat. Es gibt keinen Kontakt zur Bevölkerung, kein Ausreißen, keine Ausrede, keine Ausnahme, keine Widerrede. Die Welt, das Weltgeschehen ziehen vorbei. Im Hotelkomplex in Yanqing sind auch rund hundert russische Pistenarbeiter. Einer erzählt am Abend, dass manche bereits seit Herbst 2021 in China seien: "150 Dollar am Tag. Das ist gutes Geld für russische Verhältnisse."

Krieg, Loop und Bubble

Der Krieg in der Ukraine wird nur in Klammern erwähnt. Fragen sind unerwünscht, scheitern an Sprachbarriere oder Alkoholpegel der Arbeiter, die jeden Tag in aller Herrgottsfrüh zur Piste gekarrt werden. Auch der Loop ist dicht: Bei der Eröffnungsfeier werden diejenigen, die in der Bubble sind (vor allem ausländische Teammitglieder, ausländische Journalisten und Journalistinnen, Attachés), perfekt durch China an China vorbeigeschleust: Sicherheitskontrolle, dann vorbei an Volunteers in weiß-blauen Trainingsanzügen, die freundlich winken, mit Bussen bis zum eigens abgesperrten Teil des Stadions. Mindestens eine Absperrung oder ein Busfenster trennt von der Bevölkerung ab.

Es ist, bei aller berechtigten Kritik am Veranstaltungsort, eine logistische Meisterleistung. Man ist eingesperrt, bekommt es aber nicht unmittelbar zu spüren. Die Bubble ist ein Gefängnis mit einem schönen Hof. Gut, man ist ja auch nicht hier, um sich durch Lokale zu fressen oder Sehenswürdigkeiten abzuwandern. Es geht um Berichterstattung von einem sportlichen Großereignis.

Die Paralympics gibt es unter diesem Namen seit 1988, sie sind Nachfolger der Stoke Mandeville Games, die vom jüdischen Arzt Ludwig Guttmann ausgerufen wurden. Bei der Benennung ist das Olympics zweifelsfrei, bei Para hat man zwischen "Paralyse" oder "parallel" (zu den Olympics) Deutungsspielraum. Die Spiele wuchsen stetig (speziell im Sommer), in Peking sind es 564 Athleten und Athletinnen aus 46 Nationen. Das größte Kontingent stellt der Gastgeber China (96 Teilnehmende). Die Tragweite, die Größe der Spiele sind augenscheinlich.

Warten auf Stellungnahme nach Teilzensur von Parsons Rede

Gesicht und Kopf der Paralympics ist Andrew Parsons. Der Brasilianer mit schottischen Wurzeln ist seit 2017 Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC). Vor der Eröffnungsfeier sorgte er für Verwirrung und Kritik: Zuerst erlaubte man den russischen und belarussischen Delegationen die Teilnahme, später revidierte man diese Entscheidung aber. Bei der Eröffnung selbst gab sich Parsons fast überraschend politisch: "Ich bin darüber erschüttert, was gerade in der Welt passiert. Das 21. Jahrhundert ist eine Zeit für Dialog und Diplomatie – und nicht für Krieg und Hass", sagte er, nannte Russland aber nicht beim Namen.

Die Rede wurde vom chinesischen Staats-TV aber teilweise zensiert und nicht vollständig übersetzt. Auch die Lautstärke wurde stellenweise vermindert. Ein Sprecher sagte später: "Wir sind uns dessen bewusst und haben bei CCTV um eine Stellungnahme gebeten. Wir warten noch immer darauf." (Andreas Hagenauer aus Yanqing, 9.3.2022)