Agata Kornhauser-Duda ließ zwei Dienstvillen für Ukrainer bereitstellen.

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Seit bald zwei Wochen legt die polnische Bevölkerung eine immense Solidarität an den Tag, die die mittlerweile mehr als 1,2 Millionen ukrainischer Flüchtlinge dankend annehmen. Da mag es trivial klingen – zweifellos aber hat es einen symbolischen Wert –, wenn das ranghöchste Paar des Landes seine luxuriösen Pforten öffnet, um Schutzsuchenden eine Herberge zu bieten.

So geschehen dieser Tage, als Staatspräsident Andrzej Duda auf Initiative seiner Frau Agata Kornhauser-Duda in zwei seiner sechs Dienstvillen Flüchtlinge unterkommen ließ. Wer weiß, ob die anderen Prachtbauten nicht auch bald benötigt werden. Diese Episode belegt jedenfalls, was Kornhauser-Dudas älterer Bruder Jakub einst von sich gab: dass seine Schwester liberaler sei als ihr Mann.

Sprachaffine Familie

Agata Kornhauser wurde 1972 in Warschau als letztes Mitglied einer vierköpfigen Familie geboren, in der Sprache einen besonderen Stellenwert hat. Vater Julian ist Schriftsteller, Dolmetscher und Literaturkritiker mit polnisch-jüdischen Wurzeln. Mutter Alicja Wojna-Kornhauser beschäftigt sich als Polonistin mit polnischer Sprache und Literatur. Kein Wunder also, dass aus Bruder Jakub ein Dichter und Übersetzer wurde, während Agata nach einem Germanistik-Studium ab 1998 Deutsch am Jan-Sobieski-Gymnasium in ihrer Geburtsstadt unterrichtete.

Jahre zuvor, bei einer Party in Schulzeiten, lernte sie Andrzej Duda kennen und lieben. 1994 folgte die Hochzeit, ein Jahr darauf das einzige Kind, Tochter Kinga. Bis 2015, als Duda als Kandidat der rechtskonservativen PiS die Präsidentenwahl gewann, lebte die Familie in einer Krakauer Großwohnsiedlung. Seitdem ist sie, wie bereits erwähnt, andere Domizile gewohnt.

Kritisches 33-Sekunden-Lied

Kornhauser-Duda gab mit dem neuen Posten ihres Mannes den eigenen Job auf, um sich ganz der Aufgabe als First Lady zu verschreiben. Geht es nach der polnischen Rocksängerin Misia Furtak, hat sie dabei bis dato keine nachhaltigen Spuren hinterlassen. Die Musikerin veröffentlichte 2021 den Song Agata, der aus 33 Sekunden langem Schweigen besteht – eine Anspielung darauf, dass sich Kornhauser-Duda bei gesellschaftlich brisanten Fragen gern in Schweigen hüllt.

So war nichts von ihr zu hören, als ihr Mann immer wieder die harte Linie der PiS in Sachen Flüchtlinge unterstützte; oder als Andrzej Duda meinte, die "LGBT-Ideologie" sei schlimmer als der Kommunismus. Nun machte sie sich endlich einmal bemerkbar. Spät, aber doch. (Kim Son Hoang, 8.3.2021)