Foto: Universität Wien

Der Krieg in der Ukraine ist mittlerweile an den österreichischen Hochschulen angekommen. Die Europäische Kommission hat nun Sanktionen im Bereich der Wissenschaft und Forschung festgelegt und die Kooperationen mit Russland suspendiert. Auszahlungen an russische Einrichtungen im Rahmen bestehender Verträge wurden gestoppt und im EU Forschungsrahmenprogramm werden bis auf Weiteres keine neuen Projekte mit russischen Partnern genehmigt bzw. Verträge abgeschlossen.

Am Dienstag empfahl auch Bildungsminister Martin Polaschek den österreichischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die "bisherige Zusammenarbeit mit russischen Einrichtungen im Bereich der Forschung sowie der Hochschulbildung bis auf weiteres einzufrieren bzw. individuelle Kontakte kritisch zu überprüfen".

Hochschulen zeigen Solidarität

Die Bundesregierung unternehme alle Anstrengungen, um Ukrainerinnen und Ukrainer bestmöglich zu unterstützen, betonte der Minister. Die Österreichische Hochschulkonferenz hatte bereits Anfang März eine gemeinsame Erklärung verfasst, in der die Mitglieder der Ukraine ihre "uneingeschränkte Solidarität" aussprachen.

Außerdem betonten Universitäten auch eigenständig ihre Unterstützung. Die größte Hochschule des Landes, die Uni Wien, beleuchtete zudem ihr Hauptgebäude in den Farben der ukrainischen Flagge. "Die Universität Wien steht hinter dem ukrainischen Volk in seinem Kampf für Freiheit und Demokratie. Wir zollen all jenen Menschen in der Russischen Föderation Respekt, die sich gegen die verbrecherische Politik ihrer Regierung stellen", schreibt die Uni auf ihrer Website. Außerdem verweist die Hochschule auf ihr Beratungsangebot und bietet Hilfestellungen für ukrainische Studierende – etwa, wenn diese aufgrund von Reiseschwierigkeiten Lehrveranstaltungen verpassen.

Eine Maßnahme, die Polaschek nun ankündigte: Ukrainischen Studierenden werden im aktuellen Sommersemester die Studiengebühren an öffentlichen Unis und Pädagogischen Hochschulen erlassen. Weitere Maßnahmen seien geplant. "Die russische Invasion in die Ukraine ist auf das Schärfste zu verurteilen und durch nichts zu rechtfertigen."

Davor und danach

In Österreich gibt es derzeit rund 2300 ukrainischen Studierende. Eine von ihnen ist Yana. Die 25-jährige Architekturstudentin ist seit 2018 an der Technischen Uni in Wien inskribiert. Auf Vorlesungen und Co kann sie sich derzeit allerdings kaum konzentrieren. "Furchtbar geht es mir. Mein Leben hat sich geteilt in das, was vor dem Krieg war und was jetzt ist."

Ihre Familie ist weiterhin in ihrer Heimatstadt Czernowitz im Westen der Ukraine. Ihr Vater und Bruder dürfen nicht ausreisen, die Mutter will das Land ohne sie nicht verlassen. "Meine Eltern sind zu Hause und finden nicht, dass sie gehen müssen. Sie helfen in der Stadt, helfen den Flüchtlingen", erzählt Yana. Selbst engagiert sich die Studentin bei Demos und in "der Postgasse". Gemeint ist die St.-Barbara-Kirche im ersten Bezirk – ein Zentrum der ukrainischen Community in Wien.

Familien in der Ukraine

Dort trifft man auch Ivan an. Der 25-Jährige ist vor sieben Jahren für sein Theologiestudium nach Österreich gekommen. In den vergangenen Wochen habe er viele Ukrainer kennengelernt, die seit Jahren in Wien leben. "Alle versuchen ihren Beitrag zu leisten und zu helfen", sagt er. "Überrascht" sei Ivan aber auch von der Hilfe von Europäern, davon, "wie viele Österreicher uns helfen".

Selbst ist er aktuell damit beschäftigt, die Flucht seiner Mutter und Schwester zu planen. Bisher wollten die beiden Odessa nicht verlassen. "In Wien gibt es bereits viele Flüchtlinge. Ich erfahre von ihnen, wie sie das gemacht haben, welche Routen besser sind", erzählt Ivan: "Ich habe einfach Angst, dass die Russen unsere Stadt von der Landkarte löschen. Ich möchte nicht, dass meine Mutter und meine Schwester verletzt werden."

Geflohen nach Wien

Die Flucht aus Odessa hat Ludmilla soeben hinter sich gebracht. Am Sonntag ist sie wieder in Wien angekommen. Zuvor wollte sie während der Semesterferien ihren Geburtstag mit Familie, Freundinnen und Freunden feiern. "Einen Tag später ist es losgegangen", erzählt die 25-Jährige, die seit fünf Jahren in Wien lebt. Fünf Tage war Ludmilla unterwegs – erst mit dem Auto, dann zu Fuß, mit dem Bus, und schließlich kam sie am Sonntag mit dem Flugzeug an.

Ihre Mutter blieb zurück, weil der Vater nicht ausreisen darf. "Ich rufe meine Eltern fast jede halbe Stunde an. Ich hab wirklich Angst um sie", sagt die Architekturstudentin. Sie versuche, sich jetzt auf die Uni zu konzentrieren. Dafür sei sie schließlich in Wien. Demnächst muss sie ihre Bachelorarbeit an der TU abgeben.

Finanzielle Unterstützung

Unterstützung für ukrainische Studierende bietet auch die Österreichische Hochschülerinnenschaft. Neben einem erweiterten Beratungsangebot wurde ein erstes Hilfspaket über 500.000 Euro beschlossen, erzählt ÖH-Chefin Sara Velić vom roten VSStÖ. Studierende werden – je nach sozialer Bedürftigkeit – mit bis zu 1000 Euro gefördert. Mit der Ersten Bank habe man zudem schnell eine Kooperation auf die Beine gestellt. Und niederschwellige Notkonten ins Leben gerufen. Diese können Studierende einrichten, wenn sie keinen Zugriff auf das Konto ihrer Heimatbank mehr haben. (Oona Kroisleitner, 9.3.2022)