Das Thema Impfpflicht war immer emotional aufgeladen und hat durch die Ankündigung der Aussetzung ein weiteres Kapitel hinzugefügt bekommen.

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Als am Mittwoch die Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) verkündete, dass die Impfpflicht in Österreich ausgesetzt wird, gingen die Wogen im Netz hoch. Das ohnehin emotional sehr aufgeladene Thema spaltete die Meinungen noch einmal sehr deutlich in zwei Lager: jenes, das die zaghafte Herangehensweise und die erneute Evaluierung vonseiten der Regierung als ein Versagen ebendieser sieht, und jenes, das die Entscheidung ohnehin als überfällig angesehen hat.

Rücktritt

"50.000 neue Fälle, und als erste Amtshandlung setzt der grüne Gesundheitsminister die Impfpflicht aus." Der PR-Berater Rudi Fußi ist einer derjenigen, die mit der Aussetzung der Impfpflicht hart ins Gericht gehen. Der neue Gesundheitsminister Rauch könne "gleich gehen" – die Aktion sei "unfassbar". Auch zahlreiche andere Nutzer auf Twitter sehen die derzeitigen rund 50.000 Neuinfektionen pro Tag und etwa 200 Toten pro Woche als Hinweise, dass die Impfpflicht sehr wohl einen Sinn habe. Die Aussetzung sei "an Lächerlichkeit nicht zu überbieten", schreibt ein User.

Auch so manche bildliche Darstellung von Kritikern der Aussetzung findet sich im Netz. Die Stimmungslage der Befürworter ist unschwer einzuschätzen. Frust macht sich breit. "Die Nachteile aller möglichen Varianten wurden kombiniert. Wir haben Hass und Schwurblerdemos, aber keine Erhöhung der Impfquote, dafür beschädigtes Vertrauen in die Durchsetzungskraft des Staates", schreibt etwa Florian Aigner. Manche werfen der Regierung auch vor, sich einer "gewaltbereiten Minderheit" gebeugt zu haben. Das Scheitern der Verantwortlichen gehe auf die "Kosten von Menschenleben der stillschweigenden und leidenden Mehrheitsgesellschaft."

Telegram

Interessanterweise finden sich auf Telegram noch wenige Meinungen zu diesem aktuellen Anlass. So ist etwa in einer impfkritischen Gruppe, die sich in vielen Kommentaren vor allem regierungskritisch gibt, noch nichts zur gefallenen Impfpflicht zu lesen. Weiterhin dominiert vor allem Frust über die eigene Politik den Chat. "Dass uns die Politik verarscht, ist ja allgemein bekannt" oder "Wir brauchen einen Generalstreik – irgendwann haben wir sowieso keine Arbeit mehr, wenn wir diese Regierung so weitermachen lassen" ist dort zu lesen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Entscheidung der österreichischen Regierung hier und in ähnlichen Gruppen kommentiert wird.

Gerne werden Artikel geteilt, die Titel wie "Individueller Schutz vor schweren Verläufen durch Injektion ist eine Illusion" tragen. Beiträge wie "Die Impfpflicht ist da, um die Menschen zu versklaven" werden hier nicht hinterfragt, sondern zitiert. Bald wird wohl auch das Thema Impfpflicht aufgegriffen.

In einer anderen Gruppe wurde die Nachricht bereits aufgegriffen. Auf die Meldung, in drei Monaten werde die Impfpflicht wieder geprüft, antwortet ein Nutzer: "Diese dreckigen Ärsche geben wohl nie auf. Das sind keine Politiker, das sind Verbrecher."

Wer mehr Feedback zu dem Thema auf Social Media lesen will, der kann das bereits auf Facebook unter den diversen Ankündigungsbeiträgen lesen. "Diese Impfpflicht war doch von Anfang an gegen die Grundrechte der Menschen, da können sie evaluieren, was sie wollen", ist dort beispielsweise zu lesen. "Abgeschafft gehört sie" oder "Gibt es auch etwas, das diese Regierung hinbekommt?" sind weitere Wortmeldungen zu dem Thema.

Deutschland feiert mit

Viele Impfgegner in Deutschland beobachten das Geschehen in Österreich sehr genau. So schreibt etwa ein Wirtschaftsprofessor der Uni Leipzig, Stefan Homburg, es gebe "gute Nachrichten" aus Österreich. Der Chef der Bayernpartei München, Alexander Hilger sieht sich ebenfalls in seiner Meinung bestärkt und verkündet, "die allgemeine Impfpflicht muss dringend abgewendet werden," es müsse "alles fallen". Speziell der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach, ein Verfechter der Impfpflicht, wird immer wieder genannt und kritisiert. "Damit bleibt Deutschland das einzige Deppenland, in dem eine Impfpflicht weiter angestrebt wird."

Wie mehrere Tageszeitungen in Deutschland berichten, stieg die Inzidenz in Deutschland zuletzt auf über 1.300 – zuletzt wurden zudem 215.854 Neuinfektionen gezählt. (red, 9.3.2022)