Johannes Rauch war Dienstagabend zu Gast bei Armin Wolf in der "ZiB 2", das Interview gibt es hier in der ORF-TVThek zum Nachsehen.

Foto: screenshot, orf-tvthek

Der Vorgänger von Gesundheitsminister Johannes Rauch, der sympathische Wolfgang Mückstein, konnte einem bisweilen – TV-Interview-mäßig – leidtun. Er absolvierte zusehends introvertierte Auftritte, deren Zweck darin zu bestehen schien, kein Interview zu geben. Unerwarteterweise erweckte Rauch bei seinem ZiB 2-Einstand den Eindruck, er hätte sich von Mückstein medial beraten lassen oder wäre eine Art Reinkarnation des Vorgängers. Auch Armin Wolf schien enttäuscht bis verärgert.

Auf Fragen zur Impfpflicht verwies Rauch darauf, erst "seit zehn Stunden im Amt" zu sein. Nur so viel: Seine Entscheidungen würde er nach den Kriterien "Wissenschaft" und "Verfassung" treffen. Mehr würde Wolf von ihm nicht erfahren. So nach einem Drittel des Gesprächs, bei dem es auch um Rauchs persönliche Meinung zur Impfpflicht ging, reichte es Wolf: "Wenn Sie mir jetzt auf keine Frage eine Antwort geben, sondern bei allem auf morgen verweisen, können wir das Interview eigentlich abbrechen."

Gleich nach Hause gehen wollte Rauch nicht. Er pochte darauf, dass sein Ministerium doch auch andere Aufgaben hätte ("Wir sind auch Sozialministerium!"). Dass er über "das große Feld der Sozialpolitik auch noch" sprechen wolle, obwohl er "erst zehn Stunden" im Amt sei, wunderte wiederum Wolf, der zum Ende hin meinte, er würde jetzt "inhaltlich aufgeben". Politik ist ein Minenfeld. Ein falsches Wort kann Krisen erzeugen. Aber ein Profi sollte wissen, wann er Interviews gibt. Dieses war zu früh. Natürlich kann es sein, dass Rauch bewusst zu früh auftrat, um nicht demnächst widersprüchliche Entscheidungen rechtfertigen zu müssen. Keine Ahnung. (Ljubiša Tošić, 9.3.2022)