Es gibt wahrscheinlich mehr Vulkane in Europa, als den meisten Reisenden bewusst ist. Diese befinden sich nicht nur in Südeuropa, sondern auch verstreut im Norden und natürlich auf Island. Einige scheinen mit einer einigermaßen überschaubaren Frequenz zu spucken, während andere seit Tausenden von Jahren keinen Mucks mehr von sich gegeben haben. Wie gering die Wahrscheinlichkeit auch immer sein mag, es besteht immer die Möglichkeit, dass sie sich wieder rühren. Der Vulkanausbruch auf La Palma hat das im vergangenen Jahr drastisch vor Augen geführt.

Italien

Unser südliches Nachbarland gilt als Vulkan-Hotspot. Es hat die meisten Vulkane aller Länder in Kontinentaleuropa. Das überrascht niemanden, der die Nachrichten verfolgt, denn der Stromboli, der auf den Äolischen Inseln liegt, und der Ätna auf Sizilien sorgen regelmäßig für Schlagzeilen. Beide Vulkane sind ständig aktiv, wobei die Ausbrüche in letzter Zeit häufiger und heftiger waren. Im Jahr 2021 ist der Ätna über 50 Mal ausgebrochen. Durch diese verstärkte Aktivität ist der Gipfel des Ätna heute um rund 30 Meter höher als zu Beginn des letzten Jahres.

Der Ätna auf einem Foto aus dem Jahr 2021.
Foto: imago images/Independent Photo Agency Int.

Die Ausbrüche sind manchmal heftig genug, um die Häuser in der Nähe zu erschüttern, aber im Großen und Ganzen haben die Anwohner gelernt, damit zu leben. Todesfälle sind selten, kommen aber vor. Im Jahr 2019 wurde ein Tourist beim Wandern auf dem Gipfel des Stromboli während eines Ausbruchs von vulkanischen Trümmern getroffen und getötet. Am Ätna gab es bei Eruptionen viele Verletzte, aber keine Todesopfer seit 1987, als zwei Touristen bei einer Eruption in der Nähe des Gipfels ums Leben kamen.

Italiens berüchtigtster Vulkan, der Vesuv, ist seit 1944 ruhig, aber Touristen können immer noch Pompeji und das nahe gelegene Herculaneum besuchen, die beide 79 n. Chr. durch einen Ausbruch verwüstet wurden.

Spanien

Der spanische Vulkan Cumbre Vieja sorgte ab September 2021 für Schlagzeilen, denn es war der erste größere Ausbruch seit 1971. Der jüngste Lavastrom ist in den Atlantik geflossen und hat an der Küste von Palma neue Felsformationen hinterlassen. Dicke schwarze Ascheschichten haben Häuser verschüttet, Flughäfen wurden geschlossen und der Tourismus fast zum Erliegen gebracht. Seit Dezember 2021 ist wieder Ruhe eingekehrt.

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Der Cumbre Vieja auf La Palma im Jänner 2022. Wenige Woche davor hat er den Bewohnerinnen und Bewohner der Insel das Leben schwergemacht.
Foto: REUTERS/Borja Suarez

Der Pico de Teide auf Teneriffa, ebenfalls ein Vulkan, ist mit über 3.700 Metern der höchste Berg Spaniens – 1909 brach er zuletzt aus.

Island

Island beherbergt acht sehr aktive Vulkane. Das ist nach Italien die zweithöchste Anzahl von Vulkanen in Europa. Die einzigartige Lage Islands zwischen nordamerikanischen und europäischen Flugrouten sorgt für eine besonders brisante Situation. Die Aschewolken, die nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 in den Himmel stiegen, führten zu einer sechstägigen Sperrung des Luftraums, wodurch Millionen von Passagieren festsaßen. Dies war die größte Unterbrechung des Flugverkehrs seit dem Zweiten Weltkrieg, und es hätte noch viel schlimmer kommen können. Eruptionen ziehen sich oft viel länger hin. Der Ausbruch des Bárðarbunga zog sich vom Spätsommer 2014 bis in den folgenden Winter hinein.

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Foto: Reuters/AO THOR/ Eyj?lfur Thoroddsen

Vergangenes Jahr wiederum machten Bilder der Eruption des Geldingadalur auf der Halbinsel Reykjanes die Runde. Eine zähe, glühende Masse brach entlang eines Risses in der Erde hervor und versengte den Boden, während kleine Lavafontänen die dunkle Landschaft erhellten. Was prompt zahlreiche Touristen anzog, die zum "Vulkanschauen" vorbeikamen. Todesfälle aufgrund vulkanischer Aktivitäten sind in Island selten, der letzte Vorfall wurde 1973 verzeichnet.

Griechenland

Aktive Vulkane gibt es auch in Griechenland, vor allem auf dem vulkanischen Inselbogen im südägäischen Meer. Zu den bekanntesten griechischen Vulkaninseln gehören Santorin, Milos, Nisyros, Kos sowie die Halbinsel Methana. Der auch Minoische Eruption genannte Ausbruch des Inselvulkans Thera vor etwa 3.500 Jahren gilt als einer der verheerendsten Ausbrüche in Europa. Die Explosion zerstörte Thera und hinterließ lediglich ringförmige Reste – die heute bei Touristen sehr beliebte Insel Santorin.

Die Mondlandschaft von Nea Kameni: ein populäres Ausflugsziel nahe Santorin.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Aktuell wächst der Vulkan langsam wieder, so etwa im Zentrum der sichelförmigen Insel Santorin, die den ehemaligen Krater (Caldera) umschließt, und in Form des untermeerischen Colombo-Vulkans einige Kilometer entfernt. Colombo reicht aktuell bis 18 Meter unter die Wasseroberfläche und wird schon bald eine neue Insel entstehen lassen.

Die unbewohnte Insel Nea Kameni gehört zu dieser Gruppe von Inseln. Die letzte Eruption fand im Winter 1950 statt und war im Vergleich zu früheren Ausbrüchen minimal. Die kleine Insel ist fast rund, beinahe vegetationslos und wird in der Saison täglich von zahlreichen Touristenbooten angefahren. Die Besucher besteigen den 127 Meter hoch gelegenen Vulkankrater, aus dem ständig schwefelhaltiger Rauch aufsteigt, der die Umgebung in eine "gelbe Wüste" verwandelt.

Norwegen

Der nördlichste über dem Meeresspiegel gelegene (und aktive) Vulkan der Welt, der Beerenberg, ist für die meisten Besucherinnen und Besucher Norwegens viel zu abgelegen.

Er ist stark vergletschert, liegt auf der Insel Jan Mayen und ist 2.277 Meter hoch. Für die wenigen Wanderer, die sich auf die Reise machen, stellt die Abgeschiedenheit ein viel größeres Risiko dar als ein Vulkanausbruch.

Portugal

Vor der iberischen Halbinsel, auf den portugiesischen Azoren, befindet sich eine Gruppe neun vulkanischer Inseln. Unterhalb des Archipels begegnen sich die drei Kontinentalplatten von Nordamerika, Eurasien und Afrika. Der über 2.000 Meter hohe Vulkan Pico auf der gleichnamigen Azoren-Insel brach zuletzt im Dezember 1963 aus.

Blick auf die Insel Pico mit dem gleichnamigen Vulkan.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Er ist der höchste Berg und einzige Vulkan Portugals. Touristen, die die Insel Pico besuchen, um Wale zu beobachten und die lokalen Weine zu genießen, haben wenig Grund, einen möglichen Ausbruch zu befürchten. Der Vulkan ist seit über 300 Jahren inaktiv.

Frankreich

Vulkane in Frankreich? Tatsächlich. In Frankreich gibt es zwei: der Puy de Dôme in der Auvergne und die Montes de Cantal im Zentralmassiv. Diese Vulkane ruhen seit Tausenden von Jahren und stellen keine Gefahr für die vielen Wanderer und Skifahrer dar, die sich in dieser Gegend aufhalten.

Beliebtes Ausflugsziel: der Puy de Dôme in der Auvergne.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Auf den Puy de Dôme kann man zum Beispiel je nach Lust und Laune zu Fuß aufsteigen oder man nutzt die Panoramabahn.

Rumänien

Der Ciomadul in den rumänischen Karpaten ist seit 30.000 Jahren inaktiv. In seinem Krater befindet sich jetzt der ruhige St.-Anna-See, der einzige Vulkansee in Osteuropa.

Wissenschafter waren kürzlich überrascht, als sie entdeckten, dass unter dem Krater noch 58 Kubikkilometer Magma schlummern.

Österreich

Wer hierzulande nach aktiven Vulkanen sucht, der wird wohl enttäuscht sein: Es gibt bekanntermaßen keine (mehr). Dennoch finden sich vor allem in der Steiermark und im Burgenland Rest vulkanischer Aktivität. Durch die Krustendehnung zwischen den Alpen und den Karpaten entstanden vor mehr als 13 Millionen Jahren die ersten Vulkane, etwa um Bad Gleichenberg. Eine zweite Phase vulkanischer Aktivität fand etwa zwei Millionen Jahre später statt. Überreste finden sich zum Beispiel in Oberpullendorf.

Burg Güssing
Foto: Getty Images/iStockphoto

Während einer sehr aktiven vulkanischen Phase vor fast vier Millionen Jahren, die immerhin fast zwei Millionen Jahre andauerte, waren allein in der Südoststeiermark bis zu 40 Vulkane aktiv. Einige dieser einstigen Feuerberge tragen heute Burgen wie die Riegersburg oder die Burg Güssing. (red, 9.3.2022)