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Bennetts Chirurgen mit dem Herz.

Foto: AP / Mark Teske

David Bennett, der 57-jährige, schwer herzkranke Patient, der als erster Empfänger eines genetisch angepassten Schweineherzens Geschichte schrieb, ist am Dienstag verstorben. Bennett hatte das Herztransplantat am 7. Jänner erhalten, vier Wochen nach dem Eingriff ging es ihm deutlich besser, als die behandelnden Ärzte dies vermutet hätten. Doch am Dienstag verstarb er im University of Maryland Medical Center, wie das Krankenhaus bekanntgab.

Anfangs keine Abstoßungsreaktion

Nach der Operation habe das transplantierte Herz mehrere Wochen lang sehr gut und ohne Anzeichen einer Abstoßung funktioniert. Der Patient konnte Zeit mit seiner Familie verbringen und sogar an einer Physiotherapie teilnehmen, um wieder zu Kräften zu kommen. Bennet sah sich mit seinem Physiotherapeuten den Super Bowl an und sprach oft darüber, dass er nach Hause zu seinem Hund Lucky wollte.

Vor einigen Tagen aber habe sich der Zustand von Bennett laut einer Aussendung der University of Maryland Medical Center zu verschlechtern begonnen. Nachdem klar wurde, dass er sich nicht erholen würde, erhielt er eine Palliativpflege. Seine letzten Stunden konnte David Bennett mit seiner Familie verbringen.

Bahnbrechende Eingriffe

Die Herztransplantation war einer von mehreren bahnbrechenden Eingriffen der vergangenen Monate, bei denen Organe von genetisch veränderten Schweinen verwendet wurden, um Organe beim Menschen zu ersetzen. Das als Xenotransplantation bezeichnete Verfahren könnte unzähligen Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, sei es eine Niere, ein Herz oder ein anderes Organ, neue Hoffnung geben – denn menschliche Spenderorgane gibt es zu wenige.

Zunächst war der Eingriff an David Bennett auch ein Erfolg. Es gilt als bedeutender Fortschritt, dass das Schweineherz nicht sofort abgestoßen wurde und rund zwei Monate lang weiter funktionierte. Damit wurde ein Meilenstein für Transplantationspatienten erreicht.

Wissenschafter versuchen schon länger, Schweine zu züchten, deren Organe vom menschlichen Körper nicht abgestoßen werden. Dieser Forschungsansatz hat in den vergangenen zehn Jahren aufgrund neuer Genbearbeitungs- und Klontechnologien an Fahrt gewonnen. New Yorker Chirurgen gaben etwa vergangenen Oktober bekannt, dass sie erfolgreich eine Niere, die in einem genetisch veränderten Schwein gezüchtet worden war, einem bereits hirntoten menschlichen Patienten eingesetzt hatten. Das Organ funktionierte 54 Stunden lang normal und produzierte Urin.

Im Jänner dieses Jahres setzten Chirurgen der University of Alabama in Birmingham einem ebenfalls hirntoten 57-Jährigen erfolgreich Nieren eines gentechnisch veränderten Schweins ein. Auch diese Nieren funktionierten und produzierten drei Tage lang Urin.

Historische Rolle

"Wir sind am Boden zerstört. Er erwies sich als tapferer Patient, der bis zum Ende kämpfte. Wir sprechen seiner Familie unser aufrichtiges Beileid aus", sagte der Chirurg Bartley P. Griffith, der Bennett gemeinsam mit einem großen Team das Schweineherz transplantiert hatte. "Wir sind Herrn Bennett für seine einzigartige und historische Rolle dankbar, die zu einem breiten Wissen auf dem Gebiet der Xenotransplantation beigetragen hat", ergänzte Muhammad M. Mohiuddin, wissenschaftlicher Direktor des Programms für kardiale Xenotransplantation an der University of Maryland School of Medicine (UMSOM).

David Bennetts Sohn, David Bennett Jr., würdigte seinen Vater und sagte laut der "New York Times", dass dieser einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Wissenschaft geleistet habe, als er sich der experimentellen Transplantation unterzog und hoffte, "in Zukunft potenziell Patientenleben retten zu können".

Auf diesem Foto, aufgenommen am 13. Jänner 2022, ging es David Bennett erstaunlich gut, nachdem ihm sechs Tage zuvor ein genetisch verändertes Schweineherz eingesetzt worden war. Neben ihm ist sein Sohn, David Bennett Jr., zu sehen.

Wichtiger Beitrag zur Wissenschaft

Das transplantierte Herz stammte von einem genetisch veränderten Schwein, das von Revivicor, einem Unternehmen für regenerative Medizin mit Sitz in Blacksburg, Virginia, zur Verfügung gestellt worden war. Es trug zehn genetische Veränderungen, vier Gene waren ausgeschaltet oder inaktiviert, darunter eines, das ein Molekül unterdrückt, welches eine aggressive menschliche Abstoßungsreaktion auslöst. Ein weiteres Gen wurde ebenfalls deaktiviert, um zu verhindern, dass das Schweineherz nach der Implantation weiterwächst. Außerdem wurden sechs menschliche Gene in das Genom des Spenderschweins eingefügt. Dabei handelte es sich um Modifikationen, die das Organ für das menschliche Immunsystem verträglicher machen sollen.

Bennett Jr. dankte dem Krankenhaus und seinen Mitarbeitern für ihre Bemühungen im Namen seines Vaters: "Wir hoffen, dass dieses Experiment der Anfang einer Entwicklung sein kann und nicht das Ende. Und wir hoffen, dass das, was man aus seiner Operation gelernt hat, zukünftigen Patienten zugutekommt und hoffentlich eines Tages den Organmangel beendet, der jedes Jahr so viele Menschenleben kostet." (kru, red, Reuters, 9.3.2022)