Am Samstag wurde in einem Entwässerungsgraben im Lustenauer Ried die Leiche einer Frau entdeckt. Zwei Bekannte sollen sie getötet haben.

Foto: APA/LPD Vorarlberg

Jene zwei Männer, die im Zusammenhang mit der Tötung einer 30-jährigen Frau festgenommen wurden, wurden am Mittwoch erstmals vom Haft- und Rechtsschutzrichter in der Justizanstalt Feldkirch einvernommen. Ermittelt werde in alle Richtungen, dennoch werde momentan von einem Tatverdacht wegen Mordes ausgegangen, heißt es von der Staatsanwaltschaft in Feldkirch.

Ein Teilgeständnis

Bislang gibt es ein Teilgeständnis des 19-Jährigen. Der 25-jährige Tatverdächtige, der von seinem Bekannten massiv belastet worden sein dürfte, schwieg hingegen dazu, was in der Nacht auf den 3. März passiert sein soll.

Was die Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) Vorarlberg wissen, ist, dass die Frau in den frühen Morgenstunden getötet wurde. Und zwar durch erhebliche Gewalteinwirkung im Kopf- und Halsbereich, wie es im Gutachten der Gerichtsmedizin Innsbruck heißt. Das toxikologische Gutachten ist noch ausständig, Hinweise auf sexuelle Übergriffe gebe es derzeit keine.

Erinnerungen an Jack Unterweger

Zwei Tage später, am 5. März, wurde die Leiche der Frau in einem Wassergraben im Lustenauer Ried – eine riesige Grünfläche, die teils landwirtschaftlich bewirtschaftet wird, aber teils auch Naturschutzgebiet ist und die sich durch das Rheintal zieht – vom Besitzer des Grundstücks gefunden. "Es war von Anfang an klar, dass der Fundort nicht der Tatort war", sagte der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamts, Michael Beyrer, am Dienstagabend. Vielmehr gehen die Ermittler davon aus, dass die Frau in der Wohnung des 19-Jährigen starb. Danach haben die beiden Tatverdächtigen wohl zwei Tage überlegt, was sie mit der Leiche machen sollen. Wenige Stunden bevor sie gefunden wurde, war die Dornbirnerin als vermisst gemeldet worden.

Der Fall weckt derzeit bei so manchem Lustenauer Erinnerungen. Beinahe an der gleichen Stelle wurde im Dezember 1990 ebenfalls eine tote Frau gefunden, die zuvor vermisst gemeldet worden war. Erst zwei Jahre später konnte geklärt werden, dass es Jack Unterweger war, der die Prostituierte erdrosselt hatte. 1994 wurde er wegen neunfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Kurz nach dem Urteil beging er Suizid.

Betroffenheit in der Gemeinde

"Natürlich hat man das alles sofort wieder im Kopf, das geht sicher einigen so", sagt Kurt Fischer (ÖVP), Lustenauer Bürgermeister. Einen Zusammenhang mit der aktuellen Tat dürfte es allerdings nicht geben. Vielmehr wies Ermittler Beyrer darauf hin, dass der Fundort in der Partyszene relativ bekannt sei. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Nachtclub "Sender".

In Lustenau sei die Betroffenheit aktuell natürlich groß, sagt Fischer. Auch im Rathaus sei die Tat am Mittwoch bereits Thema gewesen. Es schockiere die Menschen, wenn mitten unter ihnen so etwas Schreckliches passiere.

Erste Hinweise zum Motiv

Bemerkt haben dürfte die Tat allerdings niemand. Hinweise von Nachbarn habe die Polizei keine erhalten, so Beyrer. Zu den beiden Männern – sowohl sie als auch das Opfer sind österreichische Staatsbürger – sei man über Ermittlungsergebnisse aus dem Umfeld der drei Personen gekommen. Amtsbekannt seien die beiden Männer, "allerdings nur wegen Bagatelldelikten", sagt Beyrer. Zum Motiv gebe es erste Hinweise, genauere Angaben könne er aber noch nicht machen.

Laut Zählung der österreichischen Frauenhäuser wurden heuer bislang sechs Frauen getötet. (Lara Hagen, 9.3.2022)