Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf die Wiener Börse aus.

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Wien – Die Wiener Börse hat Mittwoch mit sehr deutlichen Zuwächsen den Handel beendet. Der ATX steigerte sich um massive 7,16 Prozent auf 3.185,96 Einheiten. Inmitten einer sehr starken europäischen Anlegerstimmung wurde am heimischen Aktienmarkt die Vortageserholung beschleunigt. An den vorangegangenen Tagen gab es jedoch wegen des Ukraine-Russland-Kriegs eine Talfahrt am heimischen Aktienmarkt zu beobachten.

Am Vortag hatte der ATX um 1,8 Prozent zugelegt, nachdem er Montag um 3,6 Prozent abgerutscht war und in der Vorwoche einen Einbruch von in Summe etwas mehr als zehn Prozent verbuchen musste. Marktbeobachter verwiesen nun auf Hoffnungen auf eine vorsichtige Annäherung der beiden Kriegsparteien. So schließt die Ukraine Gespräche über einen neutralen Status nicht aus, während Russland nach eigenen Angaben keinen Machtwechsel in der Ukraine anstrebt.

Fragile Lage

Am Aktienmarkt ist es nach Tagen des Abverkaufs nun zu einer Stabilisierung gekommen, schrieben die Helaba-Analysten. Die Lage bleibt aber fragil und so kann sich das Blatt schnell wieder wenden, zumal auch die Volatilität weiterhin sehr ausgeprägt ist. Marktbeobachter Timo Emden von Emden Research warnte ebenfalls: "Zu früh sollten sich Investoren allerdings nicht die Hände reiben. Die fundamentale sowie charttechnische Konstellation steht auf wackeligen Füßen. Es ist womöglich nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Eskalationsstufe im Ukraine-Russland-Konflikt gezündet wird."

Europas Leitbörsen mit enormen Gewinnen

Die positive Entwicklung an der Wiener Börse lässt sich auch an anderen europäischen Aktienmärkte ablesen. Diese haben sich zur Wochenmitte mit enormen Aufschlägen aus dem Handel verabschiedet. Ein Hoffnungsschimmer im Ukraine-Konflikt schien an den Märkten für positive Stimmung zu sorgen. Börsianer setzen auf ein Treffen zwischen dem Außenminister der Ukraine und jenem von Russland am Donnerstag im türkischen Antalya.

Der Eurozonen-Sammelindex Euro-Stoxx-50 legte um enorme 7,44 Prozent auf 3.766,02 Einheiten zu. Der Dax in Frankfurt steigerte sich um satte 7,92 Prozent auf 13.847,93 Zähler. Der FTSE-100 gewann vergleichsweise geringere 3,25 Prozent auf 7.190,72 Punkte hinzu.

Für Entwarnung ist es nach Ansicht von Marktexperten Andreas Lipkow von Comdirect aber noch zu früh. "Vorsicht bleibt weiterhin das Gebot der Stunde", warnt Lipkow. Die Gewinne seien vor allem auf die Eindeckungen von Leerverkäufern zurückzuführen, die zuvor auf sinkende Kurse gesetzt haben.

Spannung vor EZB-Sitzung

Neben der Ukraine ist die Aufmerksamkeit auf die anstehende Sitzung der Europäischen Zentralbank gerichtet. Die Notenbanken der westlichen Welt befinden sich nach Ansicht des Leiters der Vermögensverwaltung der Union Bancaire Privée, Norman Villamin, in einem Dilemma, da Sanktionen gegen Russland das Potenzial besitzen, einen Schock bei der Rohstoffversorgung auszulösen.

Sollten die massiven im Raum stehenden Sanktionen umgesetzt werden, stehen die westlichen Zentralbanken Villamin zufolge vor der Wahl, eine ähnliche Geldpolitik wie in den 1970er-Jahren zu verfolgen, die zu tiefen Rezessionen während des gesamten Jahrzehnts führte, oder Inflation zuzulassen, um das Wachstum aufrechtzuerhalten. (APA, red, 9.3.2022)