Sigi Bergmann beim Gang über glühende Kohlen.

Screenshot: tvthek.orf.at

Es ist bis heute einer der ikonischen Sport-Fernsehmomente: Sigi Bergmann geht barfuß über glühende Kohlen und verzieht dabei keine Miene. Das war 1989, die Szene ist der Auftakt für eine Sport am Montag extra-Sendung, die Bergmann moderierte. ORF Sport+ zeigte die Folge Mittwochabend in memoriam des kürzlich Verstorbenen.

Der Anfang wirkt aus heutiger Sicht so skurril und aus der Zeit gefallen wie das Thema der Sendung und die Zusammensetzung der Runde. Es ging um "Geistiges Doping – Sport und Hypnose", und der ORF hatte acht Männer ("Experten") und eine Frau ("Yoga-Lehrerin") eingeladen – das wäre wohl heute (hoffentlich) so nicht mehr möglich. Bergmann bekannte frank und frei, dass er sich selbst "mehrmals pro Woche" hypnotisieren lasse – um sein geistiges Potenzial, vor allem in Stresssituationen, voll ausschöpfen zu können.

Zwischen Biofeedback und "geistlosem Sportreportertum" mäandert die Diskussion, und auffallend aus der Zeit gefallen wirkt auch ihr Verlauf: Es wird ruhig und bedächtig gesprochen, argumentiert, widersprochen – auf scharfe Unterbrechungen und hitzige Wortgefechte, wie sie heutzutage durchaus üblich sind, wartet man vergebens.

Auf den zweiten Blick offenbaren sich freilich Sigi Bergmanns Weitblick und seine hohe Kompetenz. Mögen die Begriffe heute andere sein, aber: Mentaltraining, Neurofeedback, Bioresonanz oder Ähnliches sind im Spitzensport heute selbstverständlich. Die Lust, kontroverse Themen aufzugreifen und Sportberichterstattung weit zu fassen, machte Bergmann legendär. Diesen Zugang wiederzuentdecken wäre das beste "in memoriam" des ORF für Sigi Bergmann. (Petra Stuiber, 10.3.2022)