Hidetaka Miyazaki leitet From Software derzeit als Präsident, ist aber weiterhin intensiv in die Entwicklung der Spiele involviert.

Foto: Bandai Namco Europe

Sein aktuelles Spiel Elden Ring, dessen Geschichte zusammen mit "A Song of Ice and Fire"-Autor George R. R. Martin verfasst wurde, bricht derzeit alle Verkaufsrekorde und wird von der Fachpresse mit Lobeshymnen überschüttet. Auch deshalb beachtlich, weil das neueste Werk von Videospiel-Designer Hidetaka Miyazaki zurecht als sperrig und für die meisten Spieler als zu frustrierend bezeichnet wurde. Für die millionenstarke Gefolgschaft des Spieleschaffenden dienen aber unter anderem genau diese Punkte als fesselnde und die eigene Fertigkeit an seine Grenzen bringende Alleinstellungsmerkmale.

Das zusätzliche Schaffen von faszinierenden Welten und dem gleichzeitigen Brechen gängiger Konventionen, etwa einer komfortablen Zugänglichkeit, hat Miyazaki deshalb auch den Ruf des unverwechselbaren Meisters in der Szene eingebracht, dessen Werke die Gaming-Welt in den letzten zehn Jahren stark beeinflusst haben.

Traumberuf Game-Designer

In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, konnte der junge Miyazaki keine Bücher kaufen, sondern durfte sie nur aus der Bibliothek leihen. Oftmals waren historische Bildbände dabei, dessen Inhalte er nicht verstand, aber deren Illustrationen ihn für seine Laufbahn als Game-Designer prägen sollten. Da allerdings seine Eltern Videospiele nicht erlaubten, flüchtete er sich in Abenteuerspielbücher und die Tabletop-Welt von Dungeons & Dragons. Nach seinem Studium der Sozialwissenschaften an der Keio University startete er bei der US-Firma Oracle seine berufliche Karriere. Durch einen Freund fing er wieder an, Videospiele zu konsumieren und fand sich bald in der Situation, selbst in die Spieleentwicklung gehen zu wollen.

Die japanische Firma From Software nahm den damals 29-Jährigen auf und ließ ihn an mehreren Spielen mitarbeiten. Bei dem Spiel Demon’s Souls, dessen Entwicklung intern bereits als gescheitert abgehandelt wurde, durfte er die Führung übernehmen. Ohne etwas verlieren zu können, verlieh er dem Spiel eine eigene Dynamik, feilte an einer präzisen Steuerung und einem harten, aber nie unfairen Spielablauf. Nachdem das Spiel in Japan gefloppt war, fanden sich internationale Vertriebe, die es in den Rest der Welt trugen – wo es ein großer Erfolg werden sollte und damit den Grundstein für die weitere Arbeit von Miyazaki legte.

Mit den Folgetiteln, bei denen er neben der Führung des Projekts oftmals sogar selbst die Texte zu einzelnen Gegenständen im Spiel verfasste, schuf Miyazaki ein eigenes Genre, dessen spielerische Ansätze in Folge von kleinen und auch sehr großen Studios der Branche versucht wurden zu kopieren. Zudem wurde er innerhalb von weniger als zehn Jahren zum Präsidenten von From Software gekürt – für japanische Verhältnisse eigentlich eine viel zu kurze Zeit, um so schnell im Unternehmen aufzusteigen.

Er selbst blieb dennoch immer bescheiden und suchte nie das Rampenlicht. Lieber ließ er seine epochalen Spiele für ihn sprechen, die wohl auch künftig noch den einen oder anderen Verkaufsrekord brechen werden, obwohl sie so gar nicht dem Mainstream gehorchen wollen. (Alexander Amon, 14.3.2022)