Die Festungsstadt Kufstein ist eine von 27 Tiroler Gemeinden, in denen am Sonntag wieder gewählt wird.

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In Hall in Tirol zeichnet sich ein spannendes Duell zwischen Werner Hackl (ÖVP) und Christian Margreiter (Für Hall) ab.

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Innsbruck – In Tirol gehen insgesamt 27 Duelle um das Bürgermeisteramt am Sonntag in eine zweite und entscheidende Runde. Nach den Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahlen vom 27. Februar hatte in 31 Kommunen keine Kandidatin und kein Kandidat in dieser Direktwahl die nötige absolute Mehrheit erreicht. In den vier Ortschaften Völs, Wattens, Wörgl und Nassereith verzichtete aber jeweils eine oder einer schon vorab, weshalb die Stichwahlen dort entfallen.

Besondere Spannung versprechen die Duelle in den Bezirksstädten Imst und Schwaz. Im Oberland waren in der ersten Runde acht Kontrahentinnen und Kotrahenten angetreten. Der amtierende ÖVP-Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Stefan Weirather hatte die Absolute mit 45 Prozent trotzdem nur knapp verpasst. Er tritt nun gegen Herausforderin Andrea Jäger von der Liste "Initiative für Imst" an. Die seit drei Perioden im Gemeinderat vertretene, laut Eigendefinition parteiunabhängige Liste, koppelte bei den Gemeinderatswahlen mit den Imster Grünen. Jäger erreichte im ersten Wahldurchgang 16 Prozent der Stimmen.

Schwarz gegen Rot in Schwaz

In Schwaz muss der seit 1997 amtierende Bürgermeister Hans Lintner (ÖVP) zum ersten Mal in eine Stichwahl. Im ersten Durchgang kam Lintner auf 38 Prozent. Unter den sieben Gegenkandidatinnen und -kandidaten setzte sich Victoria Weber (SPÖ) mit 32 Prozent durch. Es ist ein symbolträchtiges Duell in vielerlei Hinsicht: Die 31-jährige Weber ging bereits als Vizebürgermeisterin von Schwaz in die Wahlen am 27. Februar. Ihre Liste "Team Zukunft Victoria Weber" hatte sie bewusst ohne SPÖ-Namenszusatz für Nichtparteimitglieder geöffnet. Der Wahlerfolg gab ihr recht.

In Hall in Tirol muss ÖVP-Kandidat Werner Hackl gegen Christian Margreiter von der Liste "Für Hall" in die Stichwahl. Hackl folgte der seit 2012 amtierenden VP-Bürgermeisterin Eva-Maria Posch, die ihren Rückzug aus der Politik bekanntgegeben hatte, als Bürgermeisterkandidat 2022 nach. Als solcher musste er im ersten Wahldurchgang ein Minus von fast zwölf Prozent einstecken und erreichte 31 Prozent. Margreiter – politisch nicht mit seinem Zwillingsbruder, dem Neos-Nationalratsabgeordneten Johannes Margreiter zu verwechseln – kam auf 29 Prozent im ersten Anlauf. Er darf sich bei der Stichwahl über die offene Unterstützung der gemäß Wahlergebnis drittstärksten Kraft in Hall, der SPÖ, freuen.

Neos-Hoffnung in Kufstein

Halls Bürgermeisterkandidat Margreiter weist Neos-Verbindungen im Livetalk der "Tiroler Tageszeitung" von sich: "Auch wenn ich nichts gegen die Neos habe, verwehre ich mich gegen Sippenhaft. Politische Anschauungen, auch von Zwillingsbrüdern, die nur fünf Minuten auseinanderliegen, können durchaus unterschiedlich sein. Das ist bei uns der Fall." In der Festungsstadt Kufstein wiederum haben die Pinken dank Birgit Obermüller noch die – zumindest theoretische – Chance auf ihre einzige Bürgermeisterin in Tirol. Der bislang einzige Neos-Ortschef schaffte am 27. Februar die Wiederwahl in Mils bei Imst nicht.

In Kufstein wird es allerdings auch schwer für die Neos-Kandidatin, die im ersten Wahldurchgang elf Prozent der Stimmen erreichte. Denn ihr Gegner und Amtsinhaber Martin Krumschnabel von der Liste "Die Parteifreien" kam mit 46 Prozent trotz neun Gegenkandidatinnen und -kandidaten bereits in Runde eins auf ein beachtliches Ergebnis. Auch wenn er gegenüber seinem Abschneiden 2016 satte 17 Prozent einbüßte.

Die Freiheitlichen hoffen wiederum auf die Stichwahl in Kramsach, wo der ihnen zugeordnete Kandidat weiter im Rennen ist und so der FPÖ einen dritten Bürgermeister in Tirol bescheren könnte. Denkbar knapp verpasste ÖVP-Bürgermeister Dietmar Wallner in Jenbach die absolute Mehrheit im ersten Durchgang. 49 Prozent der Stimmen entfielen auf den Amtsinhaber, der sich nun seinem SPÖ-Herausforderer Christian Wirtenberger (19 Prozent) stellen muss.

Vier Duelle wurden abgesagt

In vier Gemeinden fiel die Entscheidung ohne weiteren Wahldurchgang. In Wörgl verzichtete die SPÖ-Amtsinhaberin Hedi Wechner auf die Stichwahl. Wechner hatte mit ihrer Liste (20 Prozent) und als Bürgermeisterkandidatin (22 Prozent) jeweils klar gegenüber der siegreichen ÖVP (38 Prozent) und ihrem Spitzenkandidaten Michael Riedhart (40 Prozent) verloren. Dafür gewannen die Sozialdemokraten in Völs kampflos einen weiteren Bürgermeister dazu. Der seit 2009 amtierende VP-Ortschef Erich Ruetz verzichtete

In Wattens, der Heimat des Kristallkonzerns Swarovski, musste die ÖVP eine Niederlage einstecken. Ihr amtierender Bürgermeister Thomas Oberbeirsteiner musste sozusagen gegen einen aus den eigenen Reihen ordentlich Federn lassen. Lukas Schmied gewann mit seiner Liste "neu – Bürgerliste Wattens" aus dem Stand die Gemeinderatswahlen (32 Prozent) und die Direktwahl zum Bürgermeister (33 Prozent). Schmied war erst Anfang 2021 aus der Bürgermeisterliste ausgetreten und gründete seine eigene. Er hatte Oberbeirsteiner vor allem für intransparente Kooperationen zwischen Gemeinde und Swarovski-Konzern kritisiert.

ÖVP verliert in Wattens gegen "Abtrünnigen"

Die Wählerinnen und Wähler schienen diese Aufmüpfigkeit zu goutieren. Der amtierende ÖVP-Ortschef stürzte mit seiner Liste von 59 Prozent bei den Wahlen 2016 auf nur mehr 27 Prozent ab. Als Bürgermeisterkandidat kam er nur mehr auf 28 Prozent (2016 errang er noch im ersten Durchgang mit 64 Prozent die absolute Mehrheit). Aufgrund der Verluste entschied sich Oberbeirsteiner, auf die Stichwahl zu verzichten.

In Nassereith verzichtete der Herausforderer Martin Sterzinger wegen kaum vorhandener Chancen vorab auf die Stichwahl. Damit bleibt Herbert Kröll (der ÖVP zuzuordnen), der als amtierender Bürgermeister im ersten Durchgang schon 49 Prozent der Stimmen erhielt, im Amt. (Steffen Arora, 11.3.2022)