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Notenbankchef Powell signalisierte wegen des Preisauftriebs bereits eine Zinswende.

Foto: REUTERS/JOSHUA ROBERTS

Washington – Die Verbraucherpreise in den USA sind im Februar so kräftig gestiegen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 7,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Jänner 1982. Experten hatten mit 7,9 Prozent gerechnet, nach 7,5 Prozent im Jänner.

Materialengpässe infolge der Corona-Krise und rasant steigende Energiekosten treiben die Inflation immer höher. Der Ukraine-Krieg und Sanktionen gegen Russland dürften die Energie weiter verteuern. Dies könnte laut Chefstrategen John Vail vom Vermögensverwalter Nikko Asset Management den Privatkonsum und damit die gesamte Wirtschaftskraft in den USA bremsen.

Zinswende erwartet

Wegen des starken Preisauftriebs und des zugleich brummenden Arbeitsmarkts steuert die US-Notenbank Fed auf eine Zinswende zu. Dies hat Notenbankchef Jerome Powell wiederholt signalisiert. An den Finanzmärkten wird für Mitte März mit einem ersten Schritt nach oben gerechnet, weitere Anhebungen dürften folgen.

Derzeit hält die Federal Reserve, die stabile Preise und Vollbeschäftigung sichern soll, den Schlüsselsatz noch in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. An den Finanzmärkten wird für Mitte März mit einem ersten Schritt nach oben gerechnet. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um einen Viertelprozentpunkt wurde an den Terminmärkten nach Veröffentlichung der Inflationsrate auf 95 Prozent taxiert.

"Alles ist deutlich teuer geworden"

Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner rechnet für 2022 insgesamt mit sechs Zinsschritten. "Angesichts des hohen Preisdrucks besteht das Risiko, dass die Fed auf den folgenden Sitzungen stärker auf die Bremse treten muss." Sie könnte demnach auch erwägen einmal oder häufiger die Zinsen um einen halben Prozentpunkt anzuheben.

Die Preise ziehen derzeit auf breiter Front an. "Egal ob, Benzin, Lebensmittel, Übernachtungen, Flugreisen oder Mieten – alles ist deutlich teuer geworden", sagte Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. "Das Ende der Fahnenstange ist bei den Preisanstiegen noch nicht erreicht." Denn Unternehmen würden ihren hohen Kosten- und Lohndruck weiterreichen. "Die Inflationsrate dürfte somit immer noch nicht am Gipfel angelangt sein", betonte auch Weidensteiner. "Weil der Ukraine-Krieg einen Energiepreisschock ausgelöst hat, erwarten wir in den nächsten Monaten einen weiteren Anstieg Richtung neun Prozent."

In den USA sei das Thema Inflation allgegenwärtig, erläuterte VP-Banker Gitzel. "Selbst die Zustimmungswerte von US-Präsident Joe Biden leiden unter den hohen Teuerungsraten." Der gesellschaftliche Druck gegen die steigenden Preis vorzugehen sei groß. "Die US-Notenbank hat damit einen Freifahrtschein für ein entsprechend aggressives Vorgehen", prognostizierte der Experte. "Die Fed dürfte wohl selbst einen wirtschaftlichen Abschwung in Kauf nehmen, um die Teuerung einzudämmen. (APA, 10.3.2022)