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Johannes Aigner (li.) avanciert in Peking zum paralympischen Star. Matteo Fleischmann (re.) ist sein Guide.

Foto: AP/Andy Wong

Bekanntlich begeht die Ski-Handelsakademie Waidhofen an der Ybbs jede Woche den "Schnitzel-Donnerstag". Johannes Aigner, genannt Hansi, verpasste ihn heute schon wieder. Aber weil Hansi selbst im Moment des großen Erfolges, im Scheinwerferlicht, nicht nur an sich denkt, schickte er eine Whatsapp-Nachricht aus dem fernen China an seine Schulgruppe und wünschte einen schönen Schnitzel-Donnerstag.

Aigner hat gerade anderes zu tun. Der 16-Jährige räumt bei den Paralympics in Peking so richtig ab. In vier Alpindisziplinen ist der sehbehinderte Teenager bislang angetreten, vier Medaillen sind es geworden. Nach Gold in der Abfahrt, Silber in der Super-Kombination und Bronze im Super-G holte er sich am Schnitzel-Donnerstag auch Gold im Riesentorlauf. Am Sonntag kann er in seiner Paradedisziplin, dem Slalom, seine fünfte Medaille gewinnen.

Erstaunliche Premiere

Gerade der Erfolg in der Abfahrt war eine Überraschung. Es war schließlich Aigners erste Wettkampfabfahrt überhaupt. Hansi ist der einzige Bub der fünf Aigner-Kinder aus Gloggnitz in Niederösterreich. Auch die Schwestern Barbara und Veronika sowie die Mutter Petra sind sehbehindert. Die zwei Ältesten, Elisabeth und Irmgard, sind wie Vater Christian, der als Forstwirt die Familie erhält, ohne Beeinträchtigung.

Hansi hat ein Sehvermögen von rund acht Prozent. Er ist auf der Piste mit Matteo Fleischmann unterwegs. Der Guide beschreibt die Waghalsigkeit des Para-Skisports so: "Man muss sich nur vorstellen, mit zugekniffenen Augen runterzufahren."

Eingespieltes Team

Aigner und Fleischmann sind nicht nur auf Ski ein eingespieltes Team, sie beantworten die vielen Fragen mit einer schon bemerkenswerten Routine. "Ein bisschen anstrengend ist es schon", sagte Aigner nach einem Rennen, ließ es sich aber nicht nehmen, allen zu Hause "viel Spaß in der Arbeit und in der Schule" zu wünschen, wohl wissend, dass er am nächsten Tag ausschlafen kann. Neben dem 20-jährigen Fleischmann wirkt Aigner zart, fast fragil, der Schein trügt: "Da ist einiges an Kraft unter seinem Leiberl", sagt der Guide.

Zum Skisport kam der Athlet des WSV Semmering über die Geschwister. Auch Barbara, Veronika und Elisabeth (als Guide) starten in Peking. Trotz aller Vorsicht kann Aigner schon jetzt als großer Gewinner, ja Star der Paralympics genannt werden. Der Medaillenspiegel spiegelt vor allem das Lebensmotto des Teenagers wider: "Wer bremst, verliert." (Andreas Hagenauer, 11.3.2022)