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Wien/Kiew/Moskau – Angesichts des Ukraine-Kriegs stoppt die OMV-Tochter Borealis den bereits paktierten Verkauf ihrer Düngermittelsparte an den russisch-schweizerischen Konzern Eurochem, wie das Unternehmen Donnerstagabend bekanntgab. Das Kaufangebot für den Geschäftsbereich Pflanzennährstoffe, Melamin und technischer Stickstoff wird zurückgewiesen.

Deal geplatzt

Der Chemiekonzern Borealis nimmt das verbindliche Angebot von Eurochem vom 2. Februar 2022 für den Erwerb des Stickstoffgeschäfts den Angaben zufolge nicht an: "Wir haben die jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den verhängten Sanktionen eingehend geprüft", so Borealis-Chef Thomas Gangl. "Infolgedessen haben wir beschlossen, das Angebot von Eurochem für den Erwerb des Stickstoffgeschäfts von Borealis, welches Pflanzennährstoffe, Melamin und technische Stickstoffprodukte umfasst, abzulehnen."

Borealis werde nun verschiedene Optionen für die Zukunft des Geschäfts für Pflanzennährstoffe, Melamin und technischen Stickstoff prüfen.

Die Verkaufsverhandlungen mit dem nunmehr zurückgewiesenen Bieter waren heuer im Jänner abgeschlossen worden. Anfang Februar hatte Eurochem als Bestbieter ein verbindliches Kaufangebot gelegt. Nun ist der Deal wegen der Invasion Russlands in der Ukraine und der westlichen Sanktionen geplatzt.

Suche nach Alternative

Für den oberösterreichischen Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) war die Absage absehbar. "Aufgrund des schrecklichen Krieges in der Ukraine und den daraus resultierenden Sanktionen der EU war klar, dass auch der Verkauf der Borealis-Stickstoffsparte an den Konzern Eurochem nicht wie geplant vollzogen werden konnte", so der Landespolitiker.

Angesichts des Ukraine-Krieges habe dieser Verkauf an das russisch-schweizerische Unternehmen auf den Prüfstand gestellt werden müssen. "Nun geht es darum, rasch Alternativen zur Absicherung der Düngemittel-, Melamin- und Stickstoffproduktion in Oberösterreich zu finden", so Achleitner.

Die Düngemittel-Sparte sei ein wichtiger Bestandteil des Chemie-Standortes Oberösterreich. "Daher ist es vordringlich, dass rasch ein anderer strategischer Investor gefunden wird, der sicherstellt, dass die Düngemittelsparte sowie die Produktionsbereiche technische Stickstoffprodukte und Melamin der Borealis am Standort Oberösterreich erhalten bleiben", betonte der Wirtschaftslandesrat. Nur so könnten die Arbeitsplätze und das Know-how gesichert werden.

Borealis gehört zu 75 Prozent der OMV und zu 25 Prozent der Beteiligungsgesellschaft von Mubadala mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Das Chemieunternehmen hat seine Konzernzentrale in Wien, beschäftigt rund 6.900 Mitarbeiter und ist in über 120 Ländern aktiv. Im Jahr 2020 erwirtschaftete Borealis einen Umsatz in Höhe von 6,8 Milliarden Euro Umsatz und einen Nettogewinn von 589 Millionen Euro. (APA, 10.3.2022)