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Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass der damalige IHS-Chef Martin Kocher in die Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gewechselt ist. Seither ist viel geschehen, Sebastian Kurz als Politiker ist unter anderem Geschichte. Doch das Institute für Höhere Studien, immerhin mit dem Wifo das wichtigste heimische Forschungsinstitut zu ökonomischen Fragen, ist weiterhin ohne Chef.

Wie via Twitter bekannt geworden ist, hat nun auch Guntram Wolff, bisher Chef des Brüsseler Thinktanks Bruegel, für den Posten abgesagt. Wolff wird künftig die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik leiten.

Dabei hatte noch bis Donnerstag Franz Fischler, Chef des IHS-Kuratoriums, sich darum bemüht, Wolff nach Wien zu holen. Offenbar vergebens. Dem vorangegangen war ein ein Dreivierteljahr langes Tauziehen rund um den deutschen Ökonomen Lars Feld. Dieser war Wunschkandidat von Fischler für den IHS-Chefposten, mit tatkräftiger Unterstützung von Ex-Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) versuchte man ihn nach Wien zu holen. Feld wurde in Wien bereits auf Diskussionsveranstaltungen vom Finanzministerium als künftiger IHS-Chef geladen. Letztlich platzte aber die Sache. Feld wird als Berater des deutschen Finanzministers Christian Lindner fungieren.

Und das IHS?

Dort kündigt Fischler an, die Ausschreibung für den Chefposten erneut durchführen zu wollen. Er werde das bei einer Sitzung des Kuratoriums Ende März vorschlagen. Und: Er will auch versuchen, mit der Universität Wien eine Kooperation zu schließen, um gemeinsame Ausschreibung machen zu können. Sowohl Feld als auch Wolff hätten wie zuvor schon Martin Kocher zur Bedingung für den IHS-Chefposten gemacht, dass Sie auch eine Professur an der Universität Wien bekommen.

Um das nicht erst im Nachhinein unter allen Schwierigkeiten arrangieren zu müssen, solle vielleicht gleich ein "joint appointment" geschehen. (András Szigetvari, 11.3.2022)