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Aufgrund der weiterhin sehr hohen Fallzahlen infizieren sich gerade viele Menschen mit dem Coronavirus. Wer vorher zweimal geimpft wurde, ist vor einem schweren Verlauf gut geschützt. Als bester Schutz gilt jedoch weiterhin eine doppelte Impfung plus Booster. Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Berliner Universitätsklinik Charité haben jetzt herausgefunden, dass sich eine Kreuzimmunität auch durch eine Infektion einstellt, allerdings nur, wenn zwischen zweiter Impfung und Ansteckung mehr als drei Monate liegen.

Zeitpunkt ausschlaggebend

Wichtig für die Immunität ist demnach der Zeitpunkt der Ansteckung: "Vollständig Geimpfte bilden nach Infektion kreuzneutralisierende Antikörper, ähnlich wie nach der dritten Impfung", erklärt Studienautor Leif-Erik Sander. "Wenn die Durchbruchinfektion jedoch sehr früh – unter drei Monate – nach der Impfung passiert, ist die Boosterwirkung der Infektion eher schwach." Die wissenschaftliche Untersuchung wurde im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases" publiziert.

Untersucht wurde das Serum von 30 Personen mit Durchbruchinfektionen nach zweifacher Impfung – entweder mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder mit einer Impfung mit dem Vektorimpfstoff von Astra Zeneca und danach mit einem der mRNA-Vakzine. Das Team der Charité beobachtete die neutralisierende Aktivität mit dem ursprünglichen Stamm von Sars-CoV-2 (Wu01) sowie mit vier Corona-Varianten (Alpha, Beta, Delta, Omikron/BA.1). Als Vergleichsgruppe dienten zweifach geimpfte Personen ohne spätere Infektion. Dabei zeigte sich, dass die zweifach geimpften mit Nicht-Omikron-Durchbruchinfektion eine signifikant höhere neutralisierende Aktivität gegen alle untersuchten Varianten aufwiesen als diejenigen, die zweifach geimpft, aber nicht erkrankt waren.

Booster-Effekt hochvariabel

Dennoch konnte nicht bei allen Infizierten eine gleich hohe Immunität gezeigt werden. "Der Booster-Effekt der Durchbruchinfektionen war hochvariabel und korrelierte stark mit dem Intervall zwischen Impfung und Infektion", so die Wissenschafterinnen und Wissenschafter. Nur wenn es mehr als drei Monate nach der dritten Impfung zu einer Durchbruchinfektion kam, war die neutralisierende Kapazität des Serums gegen den Ursprungsstamm Wu01 und Omikron vergleichbar mit der nach einer Dreifachimpfung. Dieser Effekt war nach Omikron- und Nicht-Omikron-Durchbruchinfektionen zu beobachten.

Studienautor Sander ist sich sicher: "Diese Booster-Wirkung mit Bildung kreuzneutralisierender Antikörper, die sowohl Omikron als auch Delta und andere Varianten neutralisieren können, entsteht nach dreifachem Antigenkontakt." Bei einer Infektion trotz zweier Impfungen sei der Abstand entscheidend. Der lässt sich aber im Gegensatz zu einer geplanten Drittimpfung nicht beeinflussen. (jaa, APA, 11.3.2022)