Der Run aufs Betongold könnte durch den Ukraine-Krieg weiter angeheizt werden.

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Wer sich angesichts der Lage am Wohnungsmarkt Humor bewahrt hat, hat täglich was zum Schmunzeln. Unlängst sorgte etwa eine 47 Quadratmeter kleine Wohnung in einem inneren Bezirk, für die 680.000 Euro verlangt wurde, für Aufregung. Inklusive architektonisch, nun ja, ungewöhnlicher Treppe zur Terrasse. Und Bad mit verglaster Wand, was sich im Wohnalltag der meisten Menschen eher als Problem entpuppen dürfte.

Einen Wohnalltag wird es in dieser und vielen anderen Wohnungen aber ohnehin nie geben. Beträchtliche Teile des Wohnungsmarktes richten sich heute gar nicht mehr an jene, die die Zielgruppe sein sollten: Menschen, die eine Wohnung kaufen möchten, um diese selbst zu bewohnen. Stattdessen werden Vorsorgewohnungen für Anleger gebaut, die hier nicht selbst wohnen, sondern die Wohnung vermieten möchten – ob sie die Mieten, mit denen sie kalkulieren, am Ende auch bekommen werden, sei dahingestellt.

Die erwähnte Wohnung wird beispielsweise als "Theater-Wohnung" beworben. Übersetzung: Es ist eine Wochenendwohnung für Kulturaffine.

Run aufs Betongold

Den Run aufs Betongold hat Corona weiter befeuert – auch der Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Verunsicherung werden dazu beitragen. Ab Juli gelten strengere Vergaberichtlinien für Immo-Kredite. Grundsätzlich gut so, nur: Das wird wohl auch eher Eigennutzerinnen als Anleger treffen.

Klar: Die Preise, die man in Inseraten mit tollen Visualisierungen und blumiger Sprache verlangt, werden am Ende nicht unbedingt bezahlt. Manchmal entpuppen sich Wohnungen als Ladenhüter und landen mit Preisabschlag wieder am Markt. Aber diese Fantasiepreise verfälschen die beim Kauf und Verkauf oft herangezogenen Angebotspreisstatistiken und treiben damit die Preise. Nach dem Motto: Wenn der für seinen Neubau 6000 Euro auf den Quadratmeter verlangt, probier ich das bei meinem unsanierten Altbau auch.

Der Traum vom Eigenheim ist für viele in Ballungsräumen längst ausgeträumt, egal wie hart sie arbeiten. Das wird gesellschaftliche Folgen haben. Wir haben ein Problem. (Franziska Zoidl, 11.3.2022)