Internationale Großkanzleien haben in den vergangenen Jahrzehnten in Moskau gute Geschäfte gemacht. Damit ist jetzt vorerst Schluss.

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Zahlreiche internationale Anwaltskanzleien haben angekündigt, ihre Büros in Russland zu schließen. Schon kurz nach Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine hatten zahlreiche Kanzleien erklärt, nicht mehr für Unternehmen, die von den EU-Sanktionen betroffen sind, zu arbeiten. Jetzt gehen viele von ihnen einen Schritt weiter und ziehen sich gänzlich aus Moskau zurück.

Mit dabei sind etwa Allen & Overy, Clifford Chance, Linklaters, Latham & Watkins und Freshfields, die jeweils mehr als zwei Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr erwirtschaften und damit zu den zehn größten Kanzleien der Welt zählen. Allein bei Linklaters sind rund 70 Anwältinnen und Anwälte in Moskau betroffen.

Rückzug nach über 30 Jahren

Freshfields, eine internationale Großkanzlei, die auch in Wien einen Sitz hat, zieht sich damit nach über 30 Jahren aus Moskau zurück. Man sei sich "der Auswirkungen dieser schweren Entscheidung auf die Kollegen in Russland bewusst".

In Anbetracht des Vorgehens der russischen Regierung in der Ukraine sei die Kanzlei jedoch zu dem Schluss gelangt, dass der Rückzug die richtige Entscheidung sei. "Wir werden nun Maßnahmen für einen geordneten Übergang im Einklang mit unseren gesetzlichen und berufsrechtlichen Pflichten ergreifen", heißt es in einem Statement der Kanzlei an den STANDARD.

Langjährige Geschäftsbeziehungen lassen sich vor allem für Rechtsvertreter freilich nicht über Nacht beenden. Der Rückzug dürfte für die Kanzleien nicht nur finanziell, sondern auch organisatorisch eine Herausforderung werden. Norton Rose Fulbright, eine Kanzlei, die etwa Gazprom und Rosneft zu ihren Mandanten zählt, hat dafür eine Übergangslösung gefunden: Sie will Geld, das aus Mandaten stammt, die nicht sofort beendet werden können, spenden. (japf, 12.3.2022)