
Willi Resetarits ist Gast bei der Ukraine-Benefiz-Matinee im Burgtheater am Sonntag (13.3, 13 Uhr)
Wien – Können Menschen aus der Ukraine und Russland noch miteinander reden? Der Angriffskrieg und die Kreml-Repressionen haben einen Dialog massiv erschwert. Wie kann der notwendige Austausch gewährleistet werden? Das Burgtheater hat im Vorfeld seiner Ukraine-Benefizmatinee am Sonntag (13 Uhr) in der Online-Reihe "Talk & Stream" eine ukrainische Schauspielerin und einen russischen Schauspieler eingeladen. Gesprochen wurde über das eigene Unbehagen sowie die Gefahr blinder Russophobie.
Marta Kizyma, geboren und aufgewachsen in der Westukraine, war von 2016 bis 2020 Ensemblemitglied des Burgtheaters und ist nun am Schauspiel Frankfurt engagiert. Sie sei nie Patriotin gewesen, sagt sie, aber durch die Bedrohung sei schlagartig eine Verbundenheit mit der Ukraine erwachsen. Es stimme sie ängstlich, wenn ihre inzwischen geflohene Schwester zusammenzuckt, wenn sie auf der Straße russische Stimmen hört. "Wir müssen klaren Kopf bewahren!", so Kizyma.
Bitte kein Generalverdacht
Angst, Emotionen und Unklarheit dominieren die Lage. Deshalb wären Gespräche über Grenzen hinweg so wichtig. Auch um einer Russenfeindlichkeit keinen Raum zu geben. Die Ausladungen exponierter Putin-Treuer wie Stardirigent Valery Gergiev seien nachvollziehbar, sagt Nikita Dendl, ein in St. Petersburg aufgewachsener und heute in Wien lebender Schauspieler. Er warnt aber vor einem Generalverdacht aller Menschen mit russischem Pass.
Er erzählt von der jahrzehntelangen Kreml-Propaganda und dass seine eigenen Großeltern glauben, in der Ukraine würden Kinder gerettet, im ersten Kanal des russischen Fernsehens würde dies eben ständig verkündet. Wichtig sei es, zu differenzieren: Nicht jeder Russisch sprechende Mensch sei regimetreu.
Die sonntägige Burgtheater-Matinee in Anwesenheit von Bundespräsident Alexander Van der Bellen findet zugunsten der Ukrainehilfe der Volkshilfe statt. Es treten auf: Willi Resetarits, Soap & Skin, Mezzosopranistin Zoryana Kushpler sowie Mitglieder des Burg-Ensembles wie Elisabeth Orth, Birgit Minichmayr, Nicholas Ofczarek u.v.a. (Margarete Affenzeller, 11.3.2022)