Weltweit wurde vor saudischen Botschaften für die Freilassung Raif Badawis demonstriert, etwa Anfang 2021 in Brüssel.

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Riad – Der saudische Blogger Raif Badawi ist mit Ende seiner zehnjährigen Haftstrafe freigelassen worden, das gab seine Familie am Freitag zunächst auf Twitter bekannt. "Raif hat mich angerufen. Er ist frei", sagte Badawis Ehefrau Ensaf Haidar, die mit ihren Kindern in Kanada lebt, der Nachrichtenagentur AFP. Die saudische Justiz hatte Badawi 2014 zu zehn Jahren Haft, einem Reiseverbot samt Geldstrafe von umgerechnet etwa 238.000 Euro und 1.000 Stockschlägen verurteilt. Der Vorwurf: Mit seinen Blogeinträgen soll er den Islam beleidigt haben, indem er die Trennung von Staat und Religion vorschlug. Sicherheitskräfte hatten den Blogger 2012 festgenommen.

Internationaler Protest

Badawi hatte sich für das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Frauenrechte eingesetzt und wiederholt die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der in Saudi-Arabien vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert.

Im Jänner 2015 erhielt er die ersten 50 Peitschenhiebe seiner Strafe, danach wurden die ursprünglich wöchentlichen Termine zur Vollstreckung der Strafe wegen der internationalen Protestwelle ausgesetzt. 2015 zeichnete ihn das EU-Parlament mit dem Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit und Menschenrechte aus. Zahlreiche Schriftsteller, Prominente sowie seine Ehefrau hatten in der Vergangenheit Badawis Freilassung gefordert.

Badawis Frau Haidar lebt mit ihren drei Kindern im kanadischen Québec und hat die kanadische Staatsangehörigkeit angenommen. Von dort aus kämpft sie seit Jahren für die Freilassung ihres Mannes.

Aus Protest gegen schlechte Haftbedingungen trat der Blogger zwischenzeitlich auch in den Hungerstreik. Mindestens 3.000 politische Häftlinge sitzen in Saudi-Arabien nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im Gefängnis.

Zusätzliche Geldstrafe in Höhe von 250.000 Euro

Ewa Ernst-Dziedzic, außenpolitische Sprecherin der Grünen, sprach in einer erster Stellungnahme von einer "wunderbaren Nachricht in düsteren Zeiten". Acht Jahre lang hätten die Grünen mit Verbündeten aus der Zivilgesellschaft jeden Freitag vor dem König-Abdullah-Zentrum in Wien mit einer Mahnwache für seine Freilassung protestiert: "Nun ist es endlich so weit."

Doch seine Freiheit habe ein Preisschild: Raif Badawi sei mit einer zusätzlichen Geldstrafe von umgerechnet 250.000 Euro belegt worden. "Wir müssen helfen, die Geldstrafe zu begleichen und darauf einzuwirken, dass er überhaupt ausreisen darf", so Ernst-Dziedzic. (red, APA, 11.3.2022)