Manuel Pliem beim Rennen in Südafrika im Vorjahr.

Foto: Nick Muzik

Beim Cape Epic wird zu zweit gewonnen oder verloren.

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Beim Cape Epic ist der Name Programm. Nicht umsonst gilt das achttägige Etappenrennen, das seit 2004 ausgetragen wird, als "Tour de France des Mountainbikens". Kein anderes Marathonrennen erhält weltweit derart viel Aufmerksamkeit. Das liegt einerseits an der atemberaubende Kulisse Südafrikas, durch die der Wettbewerb auf insgesamt 700 Kilometern Strecke führt. Andererseits liest sich die Starterliste wie das Who-is-who des Bergfahrradsports. Und nicht zuletzt gilt Cape Epic als sportliche Extremherausforderung. Warum das so ist, erzählt Manuel Pliem, 36-jähriger Ausseer, der heuer zum bereits fünften Mal am Start steht.

Tretlager hat Pliem auf dem Weg zum Flughafen ans Telefon bekommen. Der Steirer, der für das Team Pure Humanpwr KTM fährt, wird das Rennen zusammen mit dem Belgier Frans Claes in Angriff nehmen. Für Claes ist es der sechste Versuch. Beide peilen einen Platz unter den besten zehn Teams an. Das Etappenrennen wird, wie viele dieser Art, als Teambewerb ausgetragen. Das bedeutet, neben der eigenen sportlichen Leistung gilt es auch die des Teamkollegen oder der Teamkollegin mitzudenken. Der Teammodus hat auch damit zu tun, dass die Starterinnen und Starter lange Strecken allein in der Wildnis zurücklegen müssen.

Teams müssen sich "blind verstehen"

"Das bedeutet, dass Frans und ich nie mehr als zwei Minuten auseinanderliegen dürfen, sonst setzt es empfindliche Zeitstrafen", erklärt Pliem den Teambewerb. Zudem sind die Fahrer im Rennen auf sich allein gestellt. Es gibt weder Serviceteams, die sie begleiten und im Pannenfall unterstützen, noch gibt es Kommunikationsgeräte, über die man sich verständigen könnte. "Wir müssen uns blind verstehen, jeder muss die Leistung des anderen so einschätzen können, dass wir uns nicht verlieren", sagt Pliem. Gerade in der chaotischen Startphase kann das schwierig werden.

Mangels Teamsupports müssen die Fahrer auch alle Reparaturen an den Bikes selbst durchführen. Es gibt eigene Tech-Stops, wo sie zumindest das dafür nötige Werkzeug nutzen können. Aber angesichts des rauen Terrains und der langen Tagesetappen von bis zu 110 Kilometern Strecke und mit bis zu 2.850 Höhenmetern, die es am südafrikanischen Westkap zu überwinden gilt, zählen technische K. o.s zum Alltag beim Cape Epic.

Hitze und Wasser als Faktoren

Neben dem Material wird auch den Fahrerinnen und Fahrern alles abverlangt, erzählt Pliem von vergangenen Rennen: "Im Vorjahr gab es einen Magen-Darm-Virus, der zahlreiche Teams aus dem Bewerb geworfen hat." In der Hitze Südafrikas sei vor allem die Wasserversorgung entscheidend für den Erfolg oder eben Misserfolg. Um sich als Österreicher an die für die Jahreszeit doch ungewöhnlichen klimatischen Bedingungen zu gewöhnen, fuhr Pliem mit seinem Teamkollegen Claes beim Andalucía Bike Race, ebenfalls ein Marathonbewerb, in Spanien mit.

Zumindest die südafrikanische Fauna sei für die Fahrer kein Problem, berichtet der Steirer von früheren Rennen. Zwar führen die insgesamt sieben Etappen plus Prolog zu Beginn durch atemberaubende Landschaften, in denen auch allerlei Wildtiere zuhause sind. Doch wenn der Tross anrollt, suchen die Tiere das Weite, sagt Pliem: "Das ist ein Riesentamtam, wenn der Tross anrollt. Vorneweg fahren Motorräder, und drüber kreisen Helikopter." Nicht umsonst ist das Cape Epic weltweit das Mountainbike-Rennen, das die meiste mediale Aufmerksamkeit erhält.

Rennen mit vielen Stars

Pliem wird dem Tretlager nach seiner Rückkehr vom Rennen berichten. Wer seine Leistungen in Echtzeit verfolgen will, kann das über seine Social-Media-Profile (siehe Link unten) tun. Neben dem Österreicher werden auch wieder zahlreiche Stars am Start sein – allen voran der Schweizer Nino Schurter bei den Herren sowie sein Landsmann Christoph Sauser bei den Masters (beide Teampartner über 40 Jahre alt). Auch der erfolgreichste Downhiller aller Zeiten, Greg Minaar, hat als Südafrikaner bereits mehrmals am Cape Epic teilgenommen – heuer steht er nicht am Start.

Aus österreichischer Sicht ist Mountainbike-Routinier Alban Lakata einer der Siegesanwärter in der Masters-Klasse. Er hat bereits mehrmals Podiumsplätze beim Cape Epic erkämpft. Vorjahressiegerin Laura Stigger ist diesmal zwar nicht am Start. Aber bei den Frauen wird Angelika Tazreiter, amtierende Marathon-Staatsmeisterin, Österreich in Südafrika vertreten. Erfolgreichster Teilnehmer aus rot-weiß-roter Sicht war übrigens Heinz Zörweg aus der Steiermark, der viermal die Grand Masters gewonnen hat (beide Teampartner über 50 Jahre alt). Der Start des Rennens findet am 20. März im Lourensford Wine Estate mit dem Prolog statt. (Steffen Arora, 13.3.2022)