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Die Kühlsysteme im Atomkraftwerk Tschernobyl laufen wieder ohne Notstromversorgung.

Foto: Reuters / GLEB GARANICH

Das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl ist ukrainischen Angaben zufolge wieder vollständig an die Stromversorgung angeschlossen. Damit liefen die Kühlsysteme des Lagers für abgebrannten Kernbrennstoff wieder normal und nicht länger nur über eine Notstromversorgung, teilte der ukrainische Betreiber Enerhoatom am Sonntagabend auf Telegram mit. Besorgt zeigte sich die Internationalen Atomenergiebehörde IAEA indessen bezüglich dem Atomkraftwerk Saporischschja, das ukrainischen Angaben zufolge seit Samstag ebenfalls von der russischen Armee kontrolliert sein soll.

"Heute ist es unseren Atomwissenschaftlern und Elektrikern (...) gelungen, die Stromversorgung des von den russischen Besatzern beschlagnahmten Kernkraftwerks Tschernobyl wiederherzustellen", hieß es.

Das von russischen Einheiten besetzte Atomkraftwerk Tschernobyl war am vergangenen Mittwoch von der Stromversorgung abgeschnitten worden. Stromleitungen seien durch Beschuss beschädigt worden, teilte die ukrainische Seite damals mit. Russland gab seinerseits ukrainischen "Nationalisten" die Schuld. Am Freitagabend hatte die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) in Wien mitgeteilt, dass es Technikern gelungen sei, einen Teil der Stromleitungen zu reparieren. In Tschernobyl kam es 1986 zu einem verheerenden Atomunfall. Noch heute werden dort radioaktive Abfälle gelagert.

IAEA besorgt wegen AKW Saporischschja

Der ukrainische Atomkraftbetreiber Enerhoatom meldete am Samstagabend der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, dass das Atomkraftwerk Saporischschja ebenfalls "unter der Kontrolle des Befehlshabers der russischen Streitkräfte" stehe. Demnach sollen bereits rund 400 russische Soldaten auch elf Beschäftigte des russischen Staatskonzerns Rosatom eingetroffen sein, darunter zwei Ingenieure. Rosatom dementierte die operationelle Kontrolle übernommen zu haben.

Die IAEA zeigte sich über das Gerangel um die Kontrolle des AKW besorgt. Die derzeitige Situation verletze eine der sieben unverzichtbaren Säulen der Nuklearsicherheit, warnte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi am Samstagabend. Dabei handle es sich um die Säule "Das Betriebspersonal muss in der Lage sein, seine Aufgaben im Bereich der Sicherheit zu erfüllen und Entscheidungen frei von ungebührlichem Druck zu treffen".

Die IAEA sei bereit, vor Ort zu helfen, dies setze aber eine dringend nötige Vereinbarung über die Sicherheit der Atomanlagen zwischen Russland und der Ukraine voraus. Darüber hatte Grossi am Donnerstag im türkischen Antalya mit den Außenministern Russlands und der Ukraine, Sergej Lawrow und Dmytro Kuleba, gesprochen. (APA, red, 13.3.2022)