Bild nicht mehr verfügbar.

Laut Umfragen gilt der 61-Jährige auch als Favorit bei den Präsidentschaftswahlen, die Ende Mai stattfinden werden.

Foto: REUTERS/Luisa Gonzalez

Bogota – Der linke Oppositionspolitiker Gustavo Petro ist Sieger der Parlamentswahl in Kolumbien vom Sonntag. Sein Linksbündnis Historischer Pakt gewann nach fast vollständiger Auszählung der Stimmen 16 der 102 Sitze im Senat sowie 25 von 165 Sitzen im Unterhaus. Gleichzeitig konnte sich der ehemalige Guerilla-Kämpfer bei den Vorwahlen seines Bündnisses für die Präsidentenwahl am 29. Mai klar durchsetzen.

Die Linken verdreifachten ihr Ergebnis gegenüber der letzten Parlamentswahl. Im Senat konnte der Historische Pakt mit den Konservativen gleichziehen. Dahinter folgen die Liberalen mit 15 Sitzen. In der Abgeordnetenkammer wurden die Liberalen mit 32 Sitzen stärkste Kraft. Die Partei von Präsident Iván Duque stürzte von 51 auf 30 Sitze ab. Die Konservativen erhielten wie Petros Bündnis 25 Mandate.

Da Petro mit der Unterstützung der Comunes rechnen kann – der Partei, die aus der Auflösung der Farc-Rebellengruppe hervorgegangen ist –, wird seine Bewegung vermutlich stärkte Kraft im Kongress.

Favorit der Präsidentschaftswahlen

Der 61-Jährige ist Umfragen zufolge auch Favorit bei der Präsidentenwahl. Er wird gegen Federico Gutiérrez antreten, der die Vorwahl bei den Konservativen gewann, sowie gegen Sergio Fajardo, der für die Kräfte der Mitte antreten wird. Daneben ergänzen Óscar Iván Zuluaga für die Regierungspartei Demokratisches Zentrum, der unabhängige Kandidat Rodolfo Hernández sowie die ehemalige Farc-Geisel Íngrid Betancourt das Kandidatenfeld.

Petro, der bis 1990 Mitglied einer linken Rebellengruppe war, danach Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá wurde und schließlich in den Senat einzog, hatte 2018 noch in der Stichwahl gegen Duque verloren. Seitdem ist das Land wegen der Corona-Pandemie in eine schwere wirtschaftliche Krise geraten, und die Gewalt hat nach dem Friedensabkommen mit der Farc deutlich zugenommen. Petro verspricht, sich von den traditionellen Eliten zu distanzieren und den Schwerpunkt auf Umweltschutz und Reformen zu legen.

Tote und Verletzte bei Anschlägen am Wahltag

Am Tag der Parlamentswahl kamen mindestens zwei Soldaten bei Bombenanschlägen ums Leben. Sie seien bei Explosionen in den Departements Caquetá und Meta getötet worden, teilten die Streitkräfte mit. Zwei weitere Soldaten wurden dabei verletzt. Wer hinter den Angriffen steckt, war zunächst unklar. In Kolumbien sind Guerillagruppen, Paramilitärs und kriminelle Banden aktiv. Insgesamt waren am Sonntag 73.000 Soldaten im Einsatz, um Wähler und Kandidaten zu schützen.

Insgesamt wurden 188 Sitze im Abgeordnetenhaus und 108 Mandate im Senat neu vergeben – einige waren für bestimmte Gruppen und Minderheiten reserviert. Sechs Jahre nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der Farc sollten nun auch die Opfer des jahrzehntelangen Bürgerkriegs eine Vertretung im Kongress erhalten. Bei der Abstimmung waren 16 Sitze im Abgeordnetenhaus für sie vorgesehen. Die früheren Farc-Mitglieder haben bereits seit 2018 garantierte Mandate im Parlament. (APA, 14.3.2022)