Foto: ©Disporal-Depot, Protina Pharmazeutische GmbH

Wer täglich den Yoga-Sonnengruß praktiziert, weiß, wie wohltuend Dehnen und Strecken für den Rücken sind. Aber viele schaffen es nicht, so eine oder eine andere regelmäßige Sportroutinen einzuhalten. Es verwundert also kaum, dass über 23 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher täglich ihren Rücken spüren – teils sogar ziemlich schmerzhaft.

Gut zwei Jahre Pandemie haben das Problem noch verstärkt. Laut dem Berufsverband der Österreichischen Fachärztinnen und Fachärzte für Orthopädie (BVdO) haben Lockdowns, Homeoffice und Homeschooling zu mehr Rückenproblemen geführt. Die zentralen Ursachen: weniger Bewegung, falsche Haltung vor dem Laptop und psychische Belastungen, etwa die Frage, wie man trotz Sorgen leistungsfähig bleibt.

"Die Last auf den Schultern wurde einfach immer größer. Es ist ja so, dass Rückenschmerzen nicht immer rein körperliche Ursachen haben, mentale Belastung trägt genauso dazu bei", sagt Theresa Hornich, Profisportlerin, Trainingstherapeutin und klinische Psychologin.

Gefühlswelt entscheidend

Hornich erklärt: "Rückenschmerzen stehen oft im Zusammenhang mit der Gefühlswelt. Nackenschmerzen etwa werden oft auch von Stress oder anderen psychischen Belastungen ausgelöst. Die Schultern werden dann automatisch höher gezogen, klassische Verspannungen entstehen."

Wenn die Schmerzen unbehandelt bleiben, kann sich daraus schnell eine Abwärtsspirale bilden: Wer von Schmerzen betroffen ist, konzentriert sich oft intensiv darauf, das macht deutlich weniger belastbar. Die Stimmung leidet, Unternehmungen werden weniger, viele ziehen sich immer mehr zurück. "Genau das lässt die Schmerzen noch stärker werden," betont Hornich. Der bessere Weg: "Wenn ich trotz Schmerzen versuche, körperlich aktiv zu sein und als Ergebnis daraus die Schmerzen nachlassen, ist ein positives Gefühl die Folge." Bei starken Schmerzen sollte die Ursache allerdings vorher immer von einem Arzt abgeklärt werden.

Auch dieser Punkt hat zu einer deutlichen Verschlechterung der Rückengesundheit geführt. In der Pandemie wurden Arztbesuche oft verschoben oder sogar überhaupt nicht wahrgenommen. Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass Rückenschmerzen auf einer zehnteiligen Schmerzskala deshalb jetzt bei den Befragten um einen Punkt stärker ausfielen als zu Beginn der Pandemie vor zwei Jahren.

Ebenso wichtig für die Rückengesundheit ist das Reduzieren von Stress: Fühlt man sich gestresst, schüttet der Körper Adrenalin aus. Dieses Hormon aktiviert die Muskeln und macht sie bereit zur Flucht. Werden die aktivierten Muskeln dann aber nicht eingesetzt, können die Stresshormone weniger gut abgebaut werden. Die Muskeln sind überreizt, verkrampfen und es kommt zu Verspannungen – die evolutionär eigentlich enorm wichtige Reaktion wird zum Bumerang.

Alltagsbewegungen

Hornich empfiehlt: "Am besten wäre es, Rückenschmerzen erst gar nicht entstehen zu lassen. Wer regelmäßig Bewegung macht, an die frische Luft geht und versucht, die Muskulatur zu kräftigen, ist auf dem richtigen Weg." Auch Entspannungsübungen können helfen, die Muskeln wieder zu lockern. Positiver Effekt: Alle diese Aktivitäten tun gleichzeitig der Psyche gut.

Es müssen aber nicht immer Sporteinheiten eingelegt werden. Kleine Bewegungen, die sich gut in den Alltag einbauen lassen, haben ebenfalls positive Effekte: Treppen steigen, statt den Lift zu nehmen, eine U-Bahn-Station früher aussteigen oder das Auto etwas weiter weg zu parken sind nur ein paar Möglichkeiten, mehr Bewegung in den Alltag einzubauen.

Faktor Ernährung

Neben Bewegung und psychischen Faktoren spielen auch die Essgewohnheiten eine Rolle. Hornich erklärt: "Bei gesunder Ernährung mit ausreichend Eiweiß funktioniert der Muskelaufbau besser, man neigt weniger zu Übergewicht." Und auch ausreichend zu trinken sei wichtig. Das wirke sich positiv auf die Bandscheiben aus, die sich nachts mit Flüssigkeit vollsaugen und dadurch geschmeidig bleiben. (Jasmin Altrock, 15.3.2022)