Es gibt eine ganz einfache Faustregel, die alle Spritsparmethoden herrlich verständlich zusammenfasst. Zumindest für Petrolheads. Autonarren, wie man früher sagte. "Alles, was Spaß macht, ist verboten, wenn Sie Sprit sparen wollen." Schnell fahren, spät bremsen, ein bisserl driften – alles verboten. Viele Schmähs haben Sie vielleicht schon gehört, aber vielleicht ist diese Liste auch für die Profis eine Gelegenheit, sich selbst noch einmal auf die Bleifüße zu schauen.

Auf diesem Foto sieht man ziemlich genau, was am Autofahren Spaß macht, aber das Gegenteil von Spritsparen ist.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

1. Leerlauf

Wer den Motor laufen lässt, während er beim Bankomaten ist, vor dem geschlossenen Schranken auf den Zug wartet oder am Supermarktparkplatz beim klimatisierten Warten, bis die Gemahlin wiederkommt, verbrennt sinnlos Sprit. Eh logo. Aber es geht noch weiter. Wer erst den Wagen startet, sich dann anschnallt, die Spiegel richtet und das Smartphone verstaut, lässt ebenfalls den Motor sinnlos laufen. Je nach Motor liegt der Verbrauch am Stand bei einem halben bis über eineinhalb Liter Sprit pro Stunde.

Warmlaufen lassen, etwa beim Eiskratzen im Winter, ist auch keine gute Idee. Nicht nur, weil es verboten ist. Der Motor hat im Kaltlauf einen höheren Verbrauch und wird am Stand nur sehr langsam warm. Sofort nach dem Starten losfahren wäre richtig. Und die Start-Stopp-Automatik abschalten ist entsprechend unklug. Ist sie aktiv, überprüft der Wagen selbst, ob es sparsamer ist, den Motor abzuschalten – etwa weil die Motortemperatur dafür ideal ist und auch die Batteriespannung zum Starten reicht. Hat jemand diese Automatik nicht, gilt die Faustregel, wenn ein Auto 20 Sekunden am Stand laufen würde, ist das Abstellen des Motors die bessere Alternative.

In diesem Fall hat das Fahrzeug die Start-Stopp-Automatik selbst deaktiviert, weil wohl der eine oder andere Parameter nicht passte.
Foto: Guido Gluschitsch

2. Geschwindigkeit

Das Tempo zu reduzieren fällt vielen besonders schwer. Dabei hat es eine enorme Wirkung, wenn man langsamer fährt. Ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h ist der Luftwiderstand so groß, dass er zu einer Kenngröße für den Spritverbrauch wird. Bei den effizienten E-Autos merkt man das ja deutlich, wie viel weniger weit man kommt, wenn man schnell fährt. Übertragen auf den weniger effizienten Verbrenner – hier wird nicht die ganze Energie in Vortrieb umgesetzt, sondern auch viel in Wärme – heißt das im Groben: Wer statt 130 nur 100 km/h schnell fährt, spart rund zehn Prozent Sprit. Nehmen wir die gelebte Autobahngeschwindigkeit der gnadenlosen Autofans, wo einem noch nicht der Führerschein gezupft wird: Braucht ein Wagen bei 100 km/h etwa 6,5 Liter pro 100 Kilometer, sind es bei 160 km/h etwa zehn Liter. Und noch etwas sollte man nicht vergessen:

Das Zeitargument, dass man viel länger braucht, wenn man langsamer fährt, zieht auch nur bedingt. Denn wer mit 100 km/h gleitet, ist eher in der Lage, diese Geschwindigkeit auf langer Strecke als Durchschnitt zu erreichen. Bei 140 oder 150 km/h – ja auch die sollen bei uns auf den Autobahnen schon gefahren worden sein – muss man immer wieder abbremsen, weil man etwa auf einen 100-km/h-Spritfahrer aufschließt, und muss erneut beschleunigen. Einen Schnitt von 130 km/h zu halten geht vielleicht in der Nacht. So viel Zeit spart man sich folglich nicht, dafür braucht man zum Beschleunigen noch einmal mehr Sprit.

Ein paar km/h weniger helfen beim Spritsparen. Bei diesem Modell, einem sehr sportlichen SUV, ist das umso schwieriger.
Foto: Guido Gluschitsch

3. Schalten

Sanft beschleunigen und früh rauf-, spät runterschalten hilft beim Spritsparen. Also das Gaspedal nicht durch die Bodenplatte zu treten versuchen, sondern nur pfleglich belasten, bei über 2.000 Umdrehungen raufschalten und erst bei unter 1.000 Umdrehungen runterschalten. Ein Blick in die Bedienungsanleitung des Autos kann helfen, die idealen Punkte fürs eigene Fahrzeug zu finden. Bei einem Automatikgetriebe richtet sich der Wagen alles selbst. Hier gilt es wieder, das Gaspedal fürsorglich zu behandeln und nicht im Sportmodus unterwegs zu sein.

4. Gewicht

100 Kilogramm Zusatzgewicht im Auto brauchen etwa 0,3 Liter Sprit pro 100 Kilometer, rechnet der Adac vor. Man kann sich vorstellen, dass das ein gerundeter Wert ist. Fest steht aber, wenn man permanent unnötiges Gewicht herumführt, wird man einen höheren Spritverbrauch haben – wie auch Bremsen und Fahrwerk stärker belastet werden. Besonders schlimm sind Dachboxen. Sie haben einen hohen Luftwiderstand, und noch dazu kommt der Schwerpunkt höher zu liegen, was das Fahrverhalten negativ verändert. Außerdem ist ein aufgeräumtes und ausgeräumtes Auto sicherer, vor allem, wenn man es mit der Ladungssicherung nicht so genau nimmt.

Woran man oft nicht denkt: Muss man bei einem Siebensitzer wirklich immer alle Sesseln im Auto haben? Meist sind einige Sitze leicht zu entfernen, dann aber schwer zu transportieren, weil sie unhandlich und schwer sind. Für Laterndlparker ist das Entfernen ungebrauchter Sitze umso aufwendiger.
Foto: Guido Gluschitsch

5. Bremsen

Ja, auch auf der Bremse kann man Sprit sparen. Sehr effizient sogar. Denn wer die Motorbremse statt der Fußbremse nutzt, hat einen geringeren Spritverbrauch, weil im Schubbetrieb kein Sprit eingespritzt wird. Bremst man ausgekuppelt, hat man den Leerlaufverbrauch – und dazu noch den, der durch den Bremskraftverstärker zustandekommt. Und damit sind wir auch schon beim nächsten Thema:

In diesem Fall finden wir bei den Bremsen einen dezenten Hinweis, dass der Verbrauch dieses Wagens auch bei vorausschauender Fahrweise nicht unter fünf Litern zu kriegen sein wird.
Foto: Guido Gluschitsch

6. Verbraucher

Jeder elektronische Verbraucher bedingt einen zusätzlichen Spritverbrauch. Gut, beim Bremskraftverstärker ist der zu vernachlässigen, das habe ich eher wegen der Überleitung erwähnt. Anders schaut das bei der Klimaanlage aus und bei der Sitz- oder Lenkradheizung. Die Klimaanlage bedingt einen Mehrverbrauch von 0,3 bis 1,5 Liter Kraftstoff, hat der Adac berechnet, eine Standheizung von bis zu 0,5 Liter pro Stunde. Und wenn wir schon beim Klimatisieren sind: Auch offene Fenster brauchen Sprit, weil so der Luftwiderstand steigt. 0,2 Liter gibt der Adac an, braucht ein Wagen mehr, wenn auf beiden Seiten zwei Fenster offen sind.

7. Reifen

Das ist jetzt mitunter ein heikles Thema. Denn hier gehören auch die Spritsparreifen her. Die haben allerdings mitunter einen Sicherheitsnachteil, wenn sie weniger Grip haben. Da muss man also sehr gut darauf achten, dass die Nachteile nicht überwiegen. Sicherheit und Spritsparen gehen aber Hand in Hand, wenn man darauf achtet, dass man mit dem richtigen Reifendruck unterwegs ist. Zum Problem wird dabei vor allem zu geringer Druck. Dann hat der Reifen einen höheren Verschleiß, wird bei viel zu wenig Druck durchs Walken sogar so heiß, dass er platzen könnte. Man kennt das, zum Urlaubsstart, wenn Autos wieder einmal über längere Strecken bewegt werden, sind Reifenplatzer öfter zu sehen als sonst. Grund dafür sind nicht selten falsche Drücke und heiß laufende Reifen. Mit dem Spritverbrauch hängt zu wenig Druck über den größeren Rollwiderstand zusammen.

Regelmäßig den Reifendruck zu prüfen ist in modernen Autos sogar recht einfach geworden.
Foto: Guido Gluschitsch

Den richtigen Reifendruck findet man jedenfalls in der Bedienungsanleitung, bei manchen Fahrzeugen auch im Bereich der Fahrertür oder im Tankdeckel. Klug wäre es, den Reifendruck zumindest einmal im Monat zu überprüfen.

Mit zu viel Luft kann man den Rollwiderstand weiter senken. Davon ist aber abzuraten, weil dann der Reifen mit den Flanken nicht mehr ordentlich am Untergrund aufliegt, was wieder auf Kosten der Sicherheit geht.

8. Service

Nur ein gut gewartetes Auto kann ein sparsames Auto sein. Ein verdreckter Luftfilter, schlechte Zündkerzen, altes Öl, verschlissene Einspritzdüsen – all das resultiert in einem höheren Verbrauch. Darum sollte man auch zumindest einmal im Jahr ein Service am Fahrzeug durchführen lassen – egal wie viel oder wie wenig man mit seinem Auto fährt.

9. Kurzstrecken

Das Beste, was man für einen hohen Verbrauch machen kann, ist kurze Strecken sehr uneffizient zu fahren. Kalte Motoren brauchen mehr Sprit, weil sie dann mit einem fetteren Gemisch fahren, um schneller warm zu werden. Kaltstarts belasten den Motor stärker, und auch die Katalysatoren können sich auf Kurzstrecken nicht freibrennen. Es gibt also keinen vernünftigen Grund, kurze Strecken mit dem Auto zu fahren.

So unordentlich es auf den ersten Blick aussieht, aber so muss ein Ladekabel in einem Plug-in-Hybrid liegen – und nicht in der eingeschweißten Originalverpackung wie bei der Auslieferung.
Foto: Guido Gluschitsch

10. Plug-ins Laden

Der nächste No-na-ned-Tipp. Aber wenn die Gerüchte stimmen, dass Plug-in-Hybride, wenn sie zum ersten Service kommen, immer noch das Ladekabel originalverpackt und eingeschweißt im Kofferraum herumkugeln haben, dann haben wir gleich zwei Ansätze zum Spritsparen. Nämlich einmal das Laden und dann mit Strom statt mit Sprit fahren, und wenn wir es auf die Spitze treiben wollen, eben auch das schon erwähnte Herumführen von unnötigem Gewicht. Gut, so ein Ladekabel wiegt jetzt keine 400 Kilogramm, aber über ein Autoleben betrachtet, sind das schon ein paar Liter.

11. Assistenzsysteme

Viele Assistenten in modernen Auto nerven manchmal einfach nur. Der Spurhalteassistent in Baustellen etwa. Aber es gibt sinnvolle elektronische Helfer, die beim Spritsparen helfen können. Der Eco-Modus etwa schaut darauf, dass die Gaspedalkennlinie eine g'schmeidige ist, mitunter Nebenverbraucher zurückgefahren werden. Was auch helfen kann, ist den Tempomaten zu nutzen. Vor allem intelligente Systeme, die den Verkehr rund um einen beobachten und selbstständig rechtzeitig vor einer Kreuzung oder einem langsameren Fahrzeug die Geschwindigkeit reduzieren, können beim Spritsparen helfen.

Der Eco-Modus hilft beim Spritsparen. Der hier ist in einem E-Auto, darum daneben der Knopf mit dem One-Pedal-Driving – aber die Funktion ist im Grunde die gleiche.
Foto: Guido Gluschitsch

12. Spritspartraining

Anbieter von Spritspartrainings sprechen davon, dass Teilnehmer ihren Spritverbrauch um bis zu einem Viertel reduzieren können. Wenn Sie alles kennen, was bis jetzt hier aufgelistet war, und Sie sich auch daran halten, wagen wir zu versprechen, dass Sie kein weiteres Viertel werden einsparen können. Aber selbst wenn Ihnen das alles geläufig ist, kann bei so einem Training auf die individuellen Möglichkeiten und Besonderheiten der jeweiligen Fahrzeuge näher eingegangen werden. Umsonst ist so ein Training also nicht – wie immer man den Satz nun verstehen mag –, wie lange man spritsparend fahren muss, bis der Preis dafür wieder herinnen ist, muss sich jeder individuell ausrechnen.

13. Autokraxn stehen lassen

Die beste und logischste Möglichkeit zum Spritsparen ist, das Auto gleich ganz stehen zu lassen. Es ist für viele besonders schwer vorstellbar, dass man mit einem Rucksack halt zwei- oder dreimal pro Woche zu Fuß einkaufen gehen kann, statt einmal in der Woche mit dem Auto. Das Klimaticket kostet trotz höherer Energie- und Spritpreise immer noch gleich viel wie zu Jahresbeginn. Ja, viele Fahrten dauern mit Öffis länger, dafür kann man unterwegs auch lesen, die Zeit sinnvoll nutzen oder Schabernack treiben.

Wer sich einen Anhänger ans Radl montiert, kann das Bier auch ohne Auto kistenweise hamzahn.
Foto: Guido Gluschitsch

Wenn man will, wird man Wege finden, die man mit dem Rad erledigen kann. Wenn man nicht will, wird man tausende Ausreden finden, warum es im eigenen speziellen Fall keinen Meter ohne Auto geht. Weil man eben jeden Tag mit vierhundert Kilo im Kofferraum in zwei Stunden 500 Kilometer fahren muss, weil sonst die Welt untergeht. Ja, die Menschen gibt es auch. Die müssen jetzt in den sauren Apfel beißen, denen wird nun alles vertan, was ihnen Spaß macht. Alle anderen können die aktuelle Situation nutzen, um ihre eigene Mobilität und die daran hängenden Bedürfnisse zu hinterfragen. (Guido Gluschitsch, 14.3.2022)