Ein Demonstrant hält die Flagge Korsikas während gewaltsamer Zusammenstöße mit der Polizei in Bastia hoch.

Foto: APA/AFP/PASCAL POCHARD-CASABIANC

Ajaccio – Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist es bei einer nationalistischen Demonstration erneut zu Ausschreitungen gekommen. Protestierende warfen Molotowcocktails und setzten ein Verwaltungsgebäude teilweise in Brand, teilten die Behörden am Sonntagabend mit. Die Feuerwehr löschte die Flammen. Videos zeigten auch Angriffe auf das Gebäude der Präfektur in Bastia.

Die Präfektur sprach von "extremer Gewalt" und Angriffen auf Sicherheitskräfte. Sie riet Bewohnern des Stadtzentrums, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Etwa 7.000 Protestteilnehmer

Vorläufigen offiziellen Angaben zufolge wurden 24 Einsatzkräfte, 13 Demonstranten und ein Passant verletzt. Medien berichteten, dass die Polizei Tränengas einsetzte. Insgesamt nahmen der Präfektur zufolge etwa 7.000 Menschen an dem Protest in der nordkorsischen Stadt teil. Aus Sicherheitsgründen waren bereits vor Beginn Straßen abgesperrt worden. Die Präfektur hatte bestimmte Feuerwerkskörper verboten.

Bereits in der vergangenen Woche war es mehrfach zu gewaltsame Ausschreitungen auf der Insel gekommen. Ausgelöst wurden sie durch den Angriff auf den wegen Mordes 1998 am damaligen Präfekten verurteilten Nationalisten Yvan Colonna. Ein Mitgefangener hatte Colonna im Gefängnis in Arles vor gut eineinhalb Wochen attackiert, Colonna liegt seither im Koma.

Nationalistische Forderungen

Demonstranten werfen Frankreich vor, mitschuldig an dem Angriff auf Colonna zu sein. Sie stören sich daran, dass dieser nicht nach Korsika verlegt worden war. Experten sehen den Grund der Proteste aber eher darin, dass nationalistische Forderungen in den vergangenen Jahren nicht umgesetzt wurden und ein echter Dialog mit der französischen Regierung nicht stattfindet.

Das Verhältnis zwischen Korsika und der Regierung in Paris gilt seit langem als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, oft mit Gewalt. Die Untergrundorganisation FLNC legte 2014 die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen gemäßigte Nationalisten an Bedeutung. Mittlerweile haben sie die Mehrheit im Regionalparlament und fordern einen Autonomiestatus. (APA, 14.3.2022)