"Sichtbar, stark und selbstbewusst – Die Revolution der Frauen über 50" von Constanze Griessler und Franziska Mayr-Keber am Mittwoch um 20.15 Uhr auf 3sat.

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Es ist eine einfache Rechnung: Alle Frauen erleben die Wechseljahre. Bis 2025 werden somit weltweit über eine Milliarde Frauen in die Wechseljahre kommen. Man muss kein Experte sein, um zu erkennen: Das ist ein Riesengeschäft. Und so hat der Markt geschafft, was die Gesellschaft nicht vermochte: Die Wechseljahre sind in der Mitte angekommen.

Dünnere Haut, weniger Haare, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust, Scheidentrockenheit – darum kümmern sich werbeintensiv Wellnesswirtschaft und Ratgeberliteratur. Der große Rest bleibt weiterhin wenig besprochen. Das wollen Constanze Grießler und Franziska Mayr-Keber mit der Dokumentation "Sichtbar, stark und selbstbewusst – Die Revolution der Frauen über 50" am Mittwoch um 20.15 Uhr auf 3sat ändern.

Wildes Hormonkarussell

Die Art, wie öffentlich über die Wechseljahre geredet wird, macht Frauen nach wie vor häufig zu hormongesteuerten Außenseiterinnen. "Man spricht uns ab, dass man uns ernst nimmt", bringt es die Medienunternehmerin Silke Burmester auf den Punkt. Jahrzehntelang mit dem Killerargument PMS konfrontiert, heißt es jetzt eben, "der Wechsel" sei schuld, wenn sich weiblicher Widerspruch regt. Die Hormone eben.

Ein wildes Hormonkarussell erlebte etwa die RTL-Moderatorin Katja Burkard während der Menopause. "Wechseljahre sind wie Pubertät, nur mit Führerschein", zitiert sie die Autorin Susanne Fröhlich. "Genauso ist es", stimmt Burkard zu.

"Goldene Windelhose"

Dazu kommt, dass – wissenschaftlich belegt – Frauen ab 40 unsichtbar werden. Das hat auch Margot Pilz so erlebt und am Anfang nicht ganz leicht bewältigt. "Jetzt bin ich froh, es ist einfach einfacher. Man wurde immer angestänkert. Ich kann tun, was ich will. Super, Ruhe. Ich bin nicht dauernd von Männern beobachtet." Ein positiver Effekt, der bitter schmeckt.

Dass der Wechselschwall nicht ohne ist, wird keine wegleugnen: Am schlimmsten sei das Schwitzen, sagt Margot Pilz. Zehn Minuten, ein Schwall, "danach bist du fertig", sagt die 86-jährige Künstlerin: "Menopause – schrecklich". Pilz hat einen kreativen Zugang gefunden und macht das Thema mit einer "richtig schönen goldenen Windelhose" zur Performance: "Tabu, Tabu, Tabu! Die goldene Windelhose – Glamour, Glamour."

Die Zeit des Wandels bewusst wahrnehmen, dazu rät Sonja Schiff, Österreichs erste Wechsel-Beraterin. Ihre eigene Methode, mit der Hitzewallung umzugehen, hatte die Schriftstellerin Darcey Steinke. Sie sah in Hulk ein gutes Vorbild. "Der sagt: Mach mich nicht wütend, sonst verändere ich mich und werde ein Superheld." (Doris Priesching, 16.3.2022)