Friedrich Mücke (li.) Alina Tomnikov und Daniel Sträßer lernen einander in Kolumbien kennen und führen eine Beziehung zu dritt. So harmonisch wird es nicht bleiben.

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David Dietl teilte sich die Regie mit Barbara Albert.

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Eine Liebesgeschichte zu dritt zwischen Finnland, Kolumbien, New York und Lago d'Orta in Norditalien, ein mysteriöser Todesfall, Beziehungskonflikte, die Suche nach Heimat und Geborgenheit, Entfremdung, Eifersucht, Leidenschaft – darum geht es in "Funeral for a Dog", und noch um viel mehr.

Die achtteilige Serie startet am Freitag auf Sky. Es ist die erste Serie der österreichischen Regisseurin Barbara Albert. Die Inszenierung der Folgen teilte sie sich mit David Dietl, der das Projekt gemeinsam mit dem Schriftsteller und Autor der Romanvorlage, Thomas Pletzinger, entwickelt hat. Die Hauptrollen spielen Friedrich Mücke, Albrecht Schuch, Alina Tomnikov und Daniel Sträßer. In weiteren Rollen sind Ina Geraldine Guy und Anne Ratte-Polle zu sehen. Für die stimmigen Bilder sorgte Frank Griebe ("Babylon Berlin").

Sky Deutschland

STANDARD: Wie war der Dreh?

Dietl: Die Hauptherausforderung war von Beginn an Corona. Unsere geplanten Drehorte waren Brasilien, New York und Italien, die in der ersten Corona-Welle durchwegs im Lockdown waren. Wir fuhren zuerst nach Italien, was zunächst gut funktionierte. Dann kam aber die zweite Welle, und wir mussten zwei Wochen wegen eines Corona-Falls in Deutschland pausieren. In der Zwischenzeit gab es jedoch schwere Unwetter, der Pegel des Sees stieg um eineinhalb Meter, und unser Bootshaus wurde überschwemmt. In Deutschland drehten wir während des totalen Lockdowns. Wir hatten große Szenen mit Komparsen, die sich dreimal pro Woche testen lassen mussten, während wir Kontaktsperre hatten. Es war schräg und schwierig, aber wir waren glücklich, weil wir arbeiten und um die Welt reisen durften. Ein großes Abenteuer.

STANDARD: Wie war das Reisen in Zeiten von Corona?

Dietl: Ebenfalls speziell. Wir wollten ursprünglich nach Kolumbien, aber dort waren die Zahlen extrem hoch. Wir wichen nach Kuba aus, was sich im Nachhinein als Glücksfall erwies. Es gibt keine Werbung, die alten Autos – es passte so gut zum Jahr 1998, in dem die Szenen spielten. Auch dass abends die Leute nicht auf die Straßen durften, wir aber drehen durften, war wie in einem lebendigen Studio. Alles das war zum einen eine große Herausforderung, zum anderen half es uns.

STANDARD: Das Buch von Thomas Pletzinger erhielt von der Kritik nicht uneingeschränkte Zustimmung, Pletzinger habe zu viel gewollt, alle Figuren seien mit Bedeutung aufgeladen, jeder hat ein Geheimnis – für einen Film könnte das sogar von Vorteil sein. Wann haben Sie das Buch zum ersten Mal gelesen – und ging es Ihnen wie dem Protagonisten im Film?

Dietl: Der Produzent Martin Heisler gab mir den Roman, und als ich das Buch las, entdeckte ich sofort ganz viel in den Figuren, in den Geheimnissen und in den Drehorten. In der Figurenentwicklung konnten wir auf Thomas Pletzingers Beschreibungen aufbauen. Diesen Aufbau nahmen wir aus dem Buch mit und konzentrierten uns in der Dramaturgie auf die Spannungselemente.

STANDARD: Wie schwer war es, das Projekt zu realisieren?

Dietl: Es war tatsächlich nicht ganz einfach, und auch als wir Sky vor vier Jahren das Projekt vorstellten, waren wir nicht ganz sicher, ob sie darauf eingehen. Aber ist eine tolle Zeit, und die Leute bei Sky sagten, sie wollen genau solche Projekte ausprobieren, die andere nicht machen. Sie wollen ein Risiko eingehen, also warum nicht ein großes Liebesdrama? Wir hatten Glück mit dem Timing, und wir hatten Glück mit dem Partner.

STANDARD: Fernsehsender muss man bei solchen Projekten gar nicht mehr fragen?

Dietl: Gefragt haben wir schon, aber ich bin froh, dass unser See jetzt nicht in der Uckermark liegt, sondern im Norden Italiens, denn das wäre womöglich eine Folge daraus gewesen. Sky sah schon immer die Notwendigkeit und das Potenzial für den Stoff, an diesen Drehorten festzuhalten, und die Reise um die Welt als Mehrwert für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Die norditalienischen Seen mit den steilen Bergen und das dunkle Wasser, dieses Geheimnis, das da am Grund liegt – das war Barbara und mir wichtig.

STANDARD: Was hat Netflix gesagt?

Dietl: Es war ihnen nicht eindeutig genug. Die Serie in zwei Sätzen zu pitchen ist nicht einfach. Der berühmte Elevator-Pitch, nach dem es gelingen muss, Kunden und Chefs in 60 Sekunden zu begeistern, funktioniert bei uns nicht. Da muss der Aufzug schon 50 Stockwerke hochfahren.

STANDARD: Filmschaffende erleben gerade eine Hochsaison, es wird produziert ohne Ende. Ein Traum?

Dietl: Für Kreative ist es eine tolle Zeit. Vieles ist möglich, was vor einigen Jahren nicht ging. Es ist ein Traum, aber nicht nur. Denn die große kreative Freiheit, von der immer gesprochen wird, findet so auch nicht immer statt. In unserem Fall war es aber tatsächlich eine große Freiheit. Wir durften umsetzen, was wir wollten – zwar immer in enger Absprache, aber es war ein Austausch der Ideen.

STANDARD: Umgekehrt heißt es, dass ein Mangel an Talenten herrscht. Man findet dann nicht die Traumbesetzung, die man sich wünscht. Wie war das bei "Funeral for a Dog"?

Dietl: Auch da hat uns die Pandemie ein bisschen in die Karten gespielt. Als wir anfingen zu drehen, trauten sich gerade wenige Produktionen raus, weshalb wir die Besten ihres Fachs bekamen. Das betrifft auch die Besetzung. Normalerweise haben die Schauspielerinnen und Schauspieler hier und da noch andere Drehtage, aber auch das ging wegen der Corona-Auflagen nicht.

STANDARD: In der Serie gibt es eine Szene mit einem Hahnenkampf. Wie kam die Szene zustande?

Dietl: Es war immer die Idee, dass die drei bei einem Hahnenkampf ihren eigenen Hahnenkampf aufführen. Wir diskutierten intensiv, wie wir die Tiere schützen und gleichzeitig diese Szene umsetzen konnten. Wir arbeiteten mit echten Kampfhähnen, statt der Stahlsporen verwendeten wir aber Silikon. Die toten Hähne stellten wir in Handarbeit her, sodass wir diese Szene mit gutem Gewissen drehen konnten. In Kolumbien, Brasilien und Kuba finden übrigens nach wie vor Hahnenkämpfe statt, und es wird toleriert.

STANDARD: "Funeral for a Dog" ist eine Serie, die unter schwierigen Bedingungen entstanden ist. Die Corona-Auflagen werden vermutlich noch eine Zeitlang bleiben. Bleibt das Serienmachen für Sie trotzdem ein Thema?

Dietl: Ich bin froh, dass ich die nächste Serie tatsächlich im Sommer drehe, und ich hoffe, dass die Situation eine andere ist. Die Filmbranche ist gewohnt, sich an neue Situationen anzupassen, und kann schnell reagieren. Wir merken, man kann sich wirklich schützen, wenn man sich testet. Wir arbeiten in verschiedenen Gruppen, und wenn jemand Kontakte zu Erkrankten hatte, nahmen wir diese Person sofort raus. All das funktioniert. Es ist nicht schön, und man will das nicht, aber wenn es schützt und ermöglicht, dadurch weiterarbeiten zu können, dann ist es das geringere Übel.

STANDARD: Sie hängen Ihren Beruf auf keinen Fall an den Nagel.

Dietl: Ganz sicher nicht. (Doris Priesching, 17.3.2022)