Nina Chruschtschowa bei "Im Zentrum".

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Seit der Invasion Russlands in die Ukraine werden an jedem einzigen Tag mitten in Europa tausende Frauen, Männer, Kinder ausgebombt, in die Flucht getrieben, traumatisiert – und viele von ihnen getötet. Dazu überbieten sich Fachleute, Politikerinnen und Politiker mit grimmigen Zukunftsszenarios.

Der Talk Im Zentrum am Sonntag war hier keine Ausnahme. Da sagte Nina Chruschtschowa, Politologin, Putin-Expertin und Urenkelin des ehemaligen Ministerpräsidenten der Sowjetunion Nikita Chruschtschow, sie glaube nicht, dass Putin einlenken werde. Da übersetzte die Sicherheitspolitikexpertin Elisabeth Hoffberger-Pippan das in mögliche Eskalationsszenarios. Russische Angriffe mit international verpöntem Giftgas oder gar kleineren taktischen Atomkurzstreckenwaffen seien in der Ukraine nicht ausgeschlossen. Und Martin Selmayr, Leiter der EU-Kommissionsvertretung in Österreich, sagte eine längerfristige Spaltung Europas voraus.

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Idee der Neutralität

Als möglichen Ansatz hinaus aus diesem Tal der Tränen brachte Chruschtschowa immerhin die Idee einer ukrainischen Neutralität nach österreichischem Vorbild ein. Manch älteren Herren in der ÖVP, der bereits mit Abgesängen auf diesen völkerrechtlichen Status begonnen hatte, dürfte das eher irritieren. Doch Ideen, um in diesem Konflikt weit Schlimmeres als bisher Geschehenes abzuwenden, sind dünn gesät – und sollten nicht voreilig verworfen werden.

So könnte das Fazit dieser – in der TV-thek – inhaltlich durchaus nachsehenswerten Sendung lauten, die jedoch an einer gewissen Leblosigkeit litt. Moderatorin Claudia Reiterer fragte einfach einen Gast nach dem anderen ab. Diskussionen untereinander ließ sie nicht zu. Schade. (Irene Brickner, 14.3.2022)