Während "GTA 6" noch auf sich warten lässt, erscheint im zehnten Jahr von "GTA V" ein optisches Update für die Next-Gen-Konsolen.

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Fünf Millionen Stück von Grand Theft Auto V (GTA V) wurden im Jahr 2021 verkauft. Ein Spiel, das 2013 erschienen ist und seitdem etwa 160 Millionen Abnehmer gefunden hat. Am 15. März erscheint nun das lange angekündigte Next-Gen-Update für Playstation 5 und Xbox Series S/X. Sowohl die Online-Version als auch der Story-Modus bekommen damit eine längst überfällige, optische Frischzellenkur. Neue Inhalte sollte man sich allerdings nicht erwarten.

Strahlender Glanz

Eigentlich hätte das Update bereits im November erscheinen sollen, doch zog man bei Rockstar lieber die völlig missglückte Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition vor und verschob kurzerhand das angekündigte Update. Ob sich das lange Warten gelohnt hat? Kommt auf die Erwartungshaltung der Spieler an. Ähnlich wie bei Cyberpunk 2077 vor ein paar Wochen geht es auch bei GTA V in erster Linie um ein grafisches Update. Erstmals kann das Spiel auf Konsole in 4K genossen und mit einer Framerate von bis zu 60 Bildern pro Sekunde genossen werden. Auch HDR-Optionen, gelegentliches Ray-Tracing und einige verbesserte Texturen finden sich im Spiel, die alles ein wenig schicker aussehen lassen. In den Einstellungen kann man je nach Vorliebe zwischen Leistung und Wiedergabetreue wählen – und die 60 Bilder pro Sekunde spürt man tatsächlich, speziell bei schnelleren Fahrpassagen.

Generell fühlt sich auch das Handling griffiger an und Eingaben, speziell in den Menüs, werden ohne Verzögerung umgesetzt. Ein Umstand, den die alten Versionen auf den neuen Konsolen nicht immer vorweisen konnten.

Im Spiel selbst merkt man von dem grafischen Update vor allem die höhere Auflösung – wirklich mehr Details sind weder bei den Figuren noch bei den Autos in einem Ausmaß zu erkennen, als dass man dafür noch mal ins Spiel einsteigen müsste. Man darf natürlich nicht vergessen, das Spiel hat immerhin neun Jahre auf dem Buckel – und ein Upgrade in der grafischen Qualität zu liefern, wie es so manche Modder in den letzten Jahren im Netz präsentiert hat, war von Rockstar nicht zu erwarten.

Dennoch sehen die Lichteffekte, speziell bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang oder bei Neonlicht in einer Nachtszenerie, noch immer malerisch aus, die Weitsicht lässt jetzt noch ein paar mehr Details in der Distanz zu, und die Dichte an Verkehr wurde ebenso bei kaum einem Spiel danach überboten. Auch bei so manchen Effekten wurde nachgebessert, etwa bei loderndem Feuer oder aufsteigenden Rauchschwaden. Das Spiel sieht mit dem optischen Feintuning jetzt einfach noch ein wenig schicker aus, speziell die frisch poliert wirkenden Autos, ohne Gefahr zu laufen, als PS5- beziehungsweise Xbox-Series-X-Starttitel gehandelt zu werden.

Auf beiden Plattformen gibt es zudem 3D-Audio-Unterstützung. Auf der Playstation 5 profitiert man zudem vom Dualsense-Controller, der unebene Straßen und nahe Explosionen noch deutlicher spürbar macht.

Das grafische Update zum Story-Modus ist nicht kostenlos, aber auch 2022 noch eine Reise wert, sollte man sie noch nicht kennen.
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Gut für Einsteiger

Während sich im Story-Modus nichts geändert hat, haben sich die Entwickler für den kommerziell sehr erfolgreichen Online-Modus ein paar Hilfen einfallen lassen, um den Einstieg zu erleichtern. Während bereits bestehende Spieler ihren Charakter einfach in die neue Version transferieren können, wartet auf Neuankömmlinge die Möglichkeit gleich mit einem Startkapital von vier Millionen GTA-Dollar zu starten und dieses Budget in Büros, Autos oder Waffen zu investieren. Wer GTA Online kennt, weiß, dass das nicht viel Geld ist, aber es ist besser als nichts. Durch die Wahl eines von vier neuen Karrierewegen, die bei der Erstellung eines neuen Charakters vom Spiel vorgeschlagen werden, bekommt man zudem ein paar Missionen auf der Karte angezeigt, um zumindest die ersten Schritte im Spiel an einem vorgegebenen Faden zu erleben. Davor wurde man als Neueinsteiger einfach ins Spiel geworfen und musste sich die meisten Dinge selbst beibringen.

Einmal in GTA Online gelandet, ist das Spiel genau das, was es immer war: Missionen wiederholen, Rennen absolvieren und mit den berüchtigten Heists Geld verdienen, bis man sich Nachtclubs, bessere Autos und stärkere Waffen leisten kann. Der Versuch einer Erklärung, warum diese Welt so viele Menschen begeistert, findet man in einem etwa ein Jahr alten Artikel auf dieser Plattform.

Ansonsten warten eigentlich nur noch eine Handvoll neuer Fahrzeuge auf die Spieler – Rückkehrer werden mit einem neuen, aufgemotzten Sportwagen belohnt. Zudem darf beim neuen Tuning-Guru Hao in neue Auto-Upgrades investiert werden und einmal pro Woche ein hochdotiertes Zeitrennen gefahren werden. Die neuen Upgrades bei Hao sind in jedem Fall sehr teuer, aber auch sehr leistungsstark. Je nach Fahrzeugtyp kann man etwa die Beschleunigung auf rund das Doppelte erhöhen, und die getunte Kiste fährt sich dann äußerst spritzig.

Auch neue Bemalungen finden sich im Shop, falls einem das besonders wichtig ist und ab sofort kann man im LS Car Meetup auch dort geparkte Autos von anderen Spielern kaufen – sich quasi eine Kopie mit allen Upgrades davon anfertigen. Dafür bekommt der Besitzer des Originals ein wenig Geld aufs Konto gespült, was eine zusätzliche Motivation darstellt, das eigene Prunkstück ab und zu beim Autotreff zu präsentieren. Neue Gebäudetypen oder Geschäftszweige sucht man vergebens. Die einzige Konstante, auf die man sich verlassen kann – spielt man auf einem Public Server, wird innerhalb der ersten Minuten auf einen geschossen.

Der Online-Modus überrascht mit einem neuen Menü, der uns einzelne Punkte des Spiels direkt anspringen lässt.
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Chance verpasst

Der größte Vorwurf, den man GTA Online noch immer machen kann ist, dass die Menüs im Spiel nicht generalsaniert wurden. Der Modus wurde dem Story-Spiel irgendwann nachgereicht, als wäre es eine nette Ergänzung – heute ist er der Kern, weshalb das Spiel noch immer von Millionen von Menschen knapp zehn Jahre nach Release noch immer konsumiert wird. So werden bestimmte Fahrzeuge weiterhin umständlich über Menüs aufgerufen, genau wie der Startpunkt beim nächsten Hochfahren. Auch dass man für manche Menüs bestimmte Tasten länger gedrückt halten muss, ist alles, nur nicht selbsterklärend oder intuitiv. Nur ganz kleine Details wurden nachjustiert – etwa die Tatsache, dass man private Sitzungen mit Freunden jetzt auch direkt aus GTA Online starten kann und nicht wie davor in den Story-Modus wechseln musste. Auch kann man für sich weniger wichtige Objekte auf der Übersichtskarte ausblenden, um nicht zu schnell die Übersicht zu verlieren.

Die Einstiegshürde, in GTA Online neu oder erneut einzusteigen, ist in jedem Fall nicht hoch angesetzt. In den kommenden drei Monaten ist der Kauf kostenlos, zumindest auf der Playstation, für die Xbox-Series-S/X-Version muss man 9,99 Euro bezahlen. Wer zudem den Story-Modus spielen will, der muss ebenfalls 9,99 Euro an Rockstar überweisen. Ab dem 15. Juni steigen die Preise auf jeweils 19,99 Euro pro Modus. Ein frühes Entscheiden hilft also beim Sparen.

Die eigene Garage erstrahlt in neuem Glanz. Speziell die neue Auflösung kann sich sehen lassen.
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Keine Hinweise auf GTA 6

Versteckte Hinweise auf GTA 6 konnten beim ersten Anspielen des Updates nicht entdeckt werden, deshalb soll dieser Satz nur als mäßig innovative sprachliche Brücke gesehen werden, um noch ein paar aktuelle Gerüchte rund um den Nachfolger der Serie zusammenzufassen. Wie man im Februar 2022 von Rockstar erfahren durfte, ist das Spiel nun endlich offiziell in Entwicklung. Einen Titel oder mehr Informationen zum Spiel blieb der Entwickler allerdings schuldig.

Einen baldigen Release schließen die meisten Gerüchteköche aus. Darion Lowenstein etwa, der mehrere Jahre bei Rockstar gearbeitet hatte, ließ in einem seiner Tiktok-Videos wissen, dass man vor 2023 wohl nicht mit dem Spiel rechnen sollte. Einige andere Quellen sprechen sogar noch von einer längeren Wartezeit, da das Projekt offenbar unter diversen Turbulenzen gelitten hat.

Ein Mitgrund für die Geduld Rockstars bei der Entwicklung eines Nachfolgers ist ganz klar der Erfolg von GTA Online, das laufend Geld in die Kasse des Entwicklers spült. Vielleicht wurden deshalb auch die Ambitionen zu hoch angesetzt. Viele sprechen vom größten GTA aller Zeiten – neben Vice City spekulieren manche über eine zusätzliche Spielebene in Südamerika. Dies soll etwa der angebliche Projektname "Project Americas" verraten. Zudem soll der Aufbau eines Drogenimperiums möglicherweise im Mittelpunkt stehen sowie das Wetter mit Hurricanes und Überflutungen neue Herausforderungen bieten.

Erste Vergleichsvideos im Netz zeigen die Unterschiede.
GameV

Fazit

GTA V gehört noch immer zu den besten Open-World-Spielen der Gegenwart, und da es bis GTA 6 wohl noch etwas dauern wird, können Fans der Materie ohnehin nur nach Los Santos zurückkehren, wenn sie eine lebende Stadt mit schicken Autos und verrückten Charakteren erleben wollen. Die inhaltlichen Neuerungen richten sich aber ganz klar an Neueinsteiger für die große Welt von GTA Online. Ein schickes Tutorial und ein paar neue Komfortfeatures machen den Einstieg endlich ein wenig einfacher, als das in der Vergangenheit der Fall war. Leute, die bereits mehrere hundert Stunden in das Open-World-Erlebnis investiert haben, jeden Heist kennen und ihr Bankkonto dank diverser Passiveinkommen gefüllt wissen, können sich zumindest die neuen Auto-Upgrades ansehen und ihren Fuhrpark in 4K genießen. Viel mehr Anreiz zurückzukommen gibt es allerdings nicht.

Der aktuell sehr dichte Spielkalender ist zudem ein undankbares Releasefenster für ein optisches Update eines alten Spiels, aber man muss sich wohl wenige Sorgen um GTA machen. Die Marke ist mittlerweile ein Fixstern in den Verkaufscharts und das vor allem optische Update wird mit Sicherheit dieses Feuer ein weiteres Jahr am köcheln halten.

Disclaimer: Der frühzeitige Zugang zum Story-Modus wurde uns freundlicherweise von Rockstar ermöglicht.

(Alexander Amon, 15.3.2022)