
Donald Trump ist schon längst wieder im Wahlkampfmodus.
Der Gastgeber gab sich aufrichtige Mühe, seinem prominenten Gesprächspartner eine goldene Brücke zu bauen. "Sie sind kritisiert worden, weil Sie Wladimir Putin als ‚schlau‘ bezeichnet haben", umgarnte der rechte Fox-Moderator Sean Hannity Ex-Präsident Donald Trump. "Ich kenne Sie ein bisschen besser als die meisten Medien – und ich denke, Sie wissen auch, dass er böse ist, oder?"
Eigentlich hätte Trump nur mit Ja antworten und ein paar seiner üblichen Verwünschungen hinterherschicken müssen. Aber nein: "Das scheint mir nicht derselbe Putin zu sein, mit dem ich zu tun hatte. Aber er hätte sich nicht verändert, wenn ich noch mit ihm zu tun hätte."
Diese bizarre Replik in einer der meistgesehenen TV-Politshows ist typisch für Trump, der Putin noch kurz vor dessen Invasion in der Ukraine ein "Genie" genannt hatte. Auch knapp drei Wochen später weigert sich der Ex-Präsident, den Machthaber im Kreml zu kritisieren. Im Gegenteil: Immer hemmungsloser lebt er seine eigenen autoritären Instinkte aus.
Bei einer Kundgebung in South Carolina wetterte Trump am Wochenende wieder einmal über die angeblich gefälschten US-Wahlen, um dann die Keule herauszuholen: "Wir werden Reformen verabschieden, die es dem Präsidenten der Vereinigten Staaten erlauben, jeden Angestellten einer Behörde zu feuern. Der Staat im Staat wird zum Teufel gejagt!"
Bewunderung für Diktator Kim, ...
Ein bedingungsloses präsidiales Kündigungsrecht für kritische Beamte? Es klingt, als wolle sich Trump an den Zuständen in Nordkorea orientieren, die er zuvor gepriesen hatte. Bei einer Spendengala in New Orleans berichtete er voller Bewunderung von seiner Begegnung mit Diktator Kim Jong-un, der sein Land "unter totaler Kontrolle" habe. Während dessen Rede hätten die Menschen in Habachtstellung zugehört. "Ich habe meine Begleiter angeschaut und gesagt: ‚Ich möchte, dass sich meine Leute genauso verhalten‘."
Wie oft bei Trump wird der tatsächliche Impuls in einen vermeintlichen Witz verpackt. In der gleichen Rede schlug er vor, die USA sollten ihre F-22-Jets mit chinesischen Fahnen versehen und dann "den Russen die Seele aus dem Leib bomben".
Natürlich versicherten seine Spindoktoren anschließend, das sei nicht wörtlich gemeint. Doch illustriert die Bemerkung die zynische Unernsthaftigkeit, mit der Trump den Ukraine-Krieg verfolgt: Für ihn geht es gerade nicht um die schicksalhafte Auseinandersetzung zwischen Demokratie und Tyrannei, sondern um machohaftes Kräftemessen. Und da gelten seine Sympathien immer dem Stärkeren.
... Geringschätzung für Biden
"Ich bin mit diesen Leuten gut ausgekommen", sagte der Ex-Präsident in der Fox-Sendung über die Putin, Kim und Xi Jinping in China: "Ich habe sie verstanden, sie haben mich verstanden." Starke Führer eben. Seinen Nachfolger Joe Biden hingegen hält Trump für schwach: "Das passiert alles, weil sie unseren Anführer nicht respektieren." Was er konkret denn anders machen würde, wollte kürzlich die mit Trump befreundete Fox-Moderatorin Maria Bartiromo wissen. Da blieb der Twitter-Polterer bemerkenswert leise: "Nun ja, man muss einen Deal erreichen. Die müssen aufhören, die Menschen zu töten", war seine ebenso dürre wie hilflose Antwort.
Tatsächlich ist der Narzisst vor allem mit sich selbst und seiner möglichen Rückkehr ins Weiße Haus beschäftigt. Am Wochenende, kurz nachdem der Kreml drakonische Strafen für kritische Journalisten angekündigt hatte, erregte er sich über angebliche Falschmeldungen zu seiner Person: "Nie wird etwas Positives berichtet. Die Medien und Big Tech tun alles, um unser Land zu zerstören", wetterte er per Pressemitteilung. "Sie sind wirklich die Feinde des Volkes!" Fette Großbuchstaben.
Exakt zwei Minuten später verschickte er die nächste Pressemeldung, dieses Mal war es ein Kommentar zu den russischen Zensurgesetzen. "Wir fordern Pressefreiheit!", stand da. Ernsthaft. (Karl Doemens aus Washington, 14.3.2022)