Überweisung in Dollar oder doch nur Rubel – derzeit herrscht noch Unklarheit über die Zahlungen bei russischen Dollar-Anleihen.

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Viele Ratingagenturen haben auf die harten Sanktionen gegen Russland mit einer Abstufung in den Ramsch-Bereich reagiert. Fitch senkte etwa die Bonitätsnote um sechs Stufen von "B" auf "C". "Die Sanktionen stellten "einen großen Schock für Russlands Kreditgrundlagen dar und könnten die Bereitschaft zur Bedienung der Staatsschulden untergraben", begründete die Ratingagentur diesen Schritt. Es drohe ein Zahlungsausfall Russlands, das im Zuge der Sanktionen womöglich seinen Verpflichtungen nicht nachkommen werde.

Russland könnte seine milliardenschweren Fremdwährungsschulden statt in Dollar oder Euro künftig mit dem stark abgewerteten Rubel zurückzahlen. Das Finanzministerium in Moskau hat dafür eigenen Angaben nach am Montag ein vorübergehendes Verfahren genehmigt. Dieses siehe vor, dass die Zahlungen in der heimischen Währung Rubel erfolgen würden, sollten die westlichen Sanktionen wegen des Kriegs gegen die Ukraine die Banken daran hindern, Verbindlichkeiten mit Devisen zu begleichen.

Zinszahlung am Mittwoch

Der erste Test steht am Mittwoch an, wenn 117,2 Millionen Dollar an Zinszahlungen einer auf die US-Währung lautenden Anleihe beglichen werden müssen. Fondsmanager Anton Hauser vom Vermögensverwalter Erste Asset Management geht allerdings unter Verweis auf ein Dekret des russischen Finanzministeriums davon aus, dass die Zahlung in Dollar erfolgen werde. Es seien nicht alle russischen Banken von den Sanktionen erfasst, sodass die Zahlung erfolgen könne – auch ohne das Informationssystem Swift, das durch E-Mail oder Fax ersetzt werden könne.

Aus Hausers Sicht will offenbar Russland einen Zahlungsausfall vermeiden. Zuversichtlich stimmt ihn diesbezüglich, dass Unternehmensanleihen von Gazprom oder Rosneft zuletzt bedient worden seien. Russland wolle anscheinend auf wirtschaftlicher Ebene die Brücken nicht völlig abreißen. "Man denkt anscheinend an die Zeit nach dem Krieg und will weiterhin die Schulden bedienen", sagt der Experte.

Tilgung im April

Die nächste größere Hürde steht am 4. April an, wenn eine zwei Milliarden Dollar schwere Anleihe zurückgezahlt werden soll. Es gebe auch immer wieder Überlegungen, für den Schuldendienst die gesperrten Währungsreserven der russischen Notenbank zu verwenden, berichtet Hauser. Für Investoren wäre dies eine sehr gute Lösung, allerdings glaubt er derzeit nicht an eine Umsetzung: "Das dürfte aktuell kein Thema sein."

"Das Einfrieren der Fremdwährungskonten der Zentralbank und der Regierung kann als Wunsch mehrerer westlicher Länder angesehen werden, einen künstlichen Zahlungsausfall zu organisieren", erklärte Finanzminister Anton Siluanow zu Wochenbeginn. "Behauptungen, dass Russland seinen Zahlungsverpflichtungen bei den Staatsschulden nicht nachkommen kann, sind falsch." (aha, 14.3.2022)